Vorbereitung des Wasserbades zur elektrischen Betäubung von Aalen

Ingrid Schütt-Abraham, 02.11.2002

Die Tierschutz-Schlachtverordnung schreibt bei der gewerbsmäßigen Schlachtung von mehr als 30 Aalen pro Tag die elektrische Betäubung im Wasserbad vor und gibt hierfür konkret die einzuhaltenden Stromdichten an. Da die Tiere bei diesem Betäubungsverfahren vollständig von Wasser umgeben sind, durch das ein großer Teil des Stromes am Körper des Tieres vorbei fließt, beeinflusst die Leitfähigkeit des den Aal umgebenden Wassers die Stärke des durch seinen Kopf und Körper fließenden Stromes. Da die Leitfähigkeit des Wassers kurzfristig erheblichen Schwankungen unterliegen kann, ist sie mindestens vor Arbeitsbeginn zu ermitteln. Hierfür empfiehlt sich folgender Ablauf:

1. Ausmessen der Elektrodenfläche (Angabe in dm²)
Hinweis: Die Elektrodenfläche ist eine feststehende Größe. Es genügt daher, diesen Wert vor der erstmaligen Benutzung des Gerätes zu ermitteln und aufzuschreiben.

2. Messen der Leitfähigkeit des eingefüllten Wassers mit einem Leitfähigkeitsmeßgerät
Hinweis: Die Leitfähigkeit des von den Wasserwerken gelieferten Wassers kann sich kurzfristig erheblich ändern. Die Leitfähigkeit ist daher nach jeder Wiederbefüllung des Gerätes, zumindest aber bei Arbeitsbeginn, zu messen.

3. Heraussuchen der erforderlichen Stromdichte (A/dm²) aus der Tabelle
Hinweis: Es gilt folgende Faustregel für die Stromdichte: 0,1 A für die ersten 250 µS, für jede Zunahme um 250 µS sind 0,03 A dazuzurechnen.

4. Multiplikation des gefundenen Stromdichtewertes (A/dm²) mit der Elektrodenfläche (dm²) zur Ermittlung der erforderlichen Gesamtstromstärke (A)
Hinweis: Es wird empfohlen, diesen Wert für das eigene Gerät vor dessen erster Benutzung für jede der vier möglichen Leitfähigkeitskategorien zu errechnen und in der Tabelle neben der erforderlichen Stromdichte zu notieren. Dann braucht man bei späteren Betäubungen nur die Leitfähigkeit zu messen und kann die erforderliche Gesamtstromstärke in der Tabelle nachlesen.

5. Einstellung der erforderlichen Gesamtstromstärke im Wasserbadbetäuber mit Hilfe des Spannungsreglers

6. Nach Abschluss dieser Vorbereitungen können die Aale (bei ausgeschaltetem Gerät!) eingesetzt und der Betäubungsvorgang ausgelöst werden

7. Der Betäubungsstrom soll 5 min fließen

Beispiel:
Es wird ein Wasserbadbetäuber verwendet, dessen stromzuführende Plattenelektrode 60 cm (=6 dm) lang und 25 cm (=2,5 dm) breit ist. Somit ergibt sich eine Elektrodenfläche von Länge mal Breite = 6 dm x 2.5 dm = 15 dm².

Bei der ersten Befüllung mit Wasser zeigt das Messgerät einen Leitwert von 650 µS an. Dieser fällt in die Kategorie "über 500 bis 750 µS" der Tabelle, somit ist eine Stromdichte von 0,16 A/dm² erforderlich. Die benötigte Gesamtstromstärke errechnet sich aus Stromdichte x Elektrodenfläche, das sind in diesem Fall 0,16 A/dm² x 15 dm² = 2.4 A. Die Betäubungsspannung ist so einzuregulieren, dass diese Gesamtstromstärke von 2.4 A angezeigt wird.

Bei einer späteren Befüllung mit Wasser zeigt das Messgerät einen Leitwert von nur 350 µS an. Dieser fällt in die Kategorie "über 250 bis 500 µS" der Tabelle. Somit ist eine Stromdichte von 0,13 A/dm² erforderlich. Multipliziert mit der Elektrodenfläche von 15 dm² ergibt sich die Gesamtstromstärke: 0,13 A/dm² x 15 dm² = 1,95 A. Die Betäubungsspannung ist so einzuregulieren, dass diese Gesamtstromstärke von 1,95 A angezeigt wird.

 

  Tabelle zur Ermittlung der erforderlichen Gesamtstromstärke für die
  tierschutzgerechte Betäubung von Schlachtaalen

Leitfähigkeits-
kategorie
Stromdichte
nach TierSchlV
(A/dm²)
  Elektrodenfläche
(in dm²)*
  Gesamtstromstärke
(in A)
bis 250 µS  0,1   x          =        
250 - 500 µS 0,13 x   =  
500 - 750 µS 0,16 x   =  
750 - 1000 µS 0,19 x   =  
* Fläche einer Plattenelektrode des verwendeten Gerätes

Zitierte Rechtsvorschriften

Copyright Dr. Ingrid Schütt-Abraham
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