Ein mit dem Hinterkopf voran in den Geburtskanal eingetretener Fötus wurde nach Dammschnitt mittels tief angesetzter kleiner Simpson-Zange mit einem Handgriff nach Bill ausgezogen. Das äußerlich unversehrte Neugeborene war zyanotisch, atmete nach wenigen agonalen Atemzügen nicht mehr und verstarb innerhalb zehn Minuten nach Beginn der Geburt.
Bei der Autopsie wurden auf den hinteren und den weiter oben gelegenen Oberflächen des Kleinhirns subdurale Ekchymosen festgestellt, unter denen die Kleinhirnsubstanz mit zahlreichen Blutungen durchsetzt war. Nahezu alle Lungenarterien und der subdurale Raum enthielten Fragmente von Kleinhirngewebe.
Die Autoren gehen davon aus, dass es bei der Geburt durch die Schädelkompression zur Zerreißung des Tentoriums cerebelli gekommen sein muss, in deren Folge der zwischen den beiden Tentoriumsblättern gelegene Sinus transversus eröffnet wurde. Dabei könnten die scharfen Rißkanten der Tentoriumsblätter das Kleinhirn verletzt haben und dessen Fragmente im Zuge des Druckausgleichs in das Gefäßsystem übergetreten sein. Leider ließ sich diese Annahme im Nachhinein nicht mehr überprüfen, da das Tentorium im Zuge der Entnahme des Gehirns ohne vorherige Untersuchung durchtrennt worden war. Die Abwesenheit größerer subarachnoidaler Blutungen wird von den Autoren mit dem zunächst außerhalb des zerrissenen Blutleiters herrschenden Überdruck und dem frühen Tod des Kindes erklärt.
Die aufgrund dieses Befundes bei weiteren 35 während oder kurz nach der Geburt verstorbenen Neugeborenen vorgenommene Überprüfung des verfügbaren Autopsiematerials auf Gehirngewebsembolien verlief ergebnislos.
Auch dieser Befund belegt, dass für eine Verschleppung von ZNS-Fragmenten über den Blutkreislauf keine Penetration des Schädels erforderlich ist.
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