Tabellarische Auswertung der Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur

Roland Heynkes, 3. September 2001 (zuletzt aktualisiert am 11.9.2001)

Gliederung
	Zusammenfassung
	DEFRA-Tabelle 2: bestätigte BSE-Fälle in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur
	Tabelle A: prozentuale Verteilung der registrierten BSE-Fälle auf die verschiedenen Erkrankungsjahre und Altersstufen
	Tabelle B: alterskorrigierte BSE-Mortalitäten in britischen BSE-Herden in Abhängigkeit von Erkrankungsjahr und Altersstufe
	Tabelle C: Anteile der Alterstufen an den alterskorrigierten jährlichen BSE-Mortalitäten in britischen BSE-Herden
	Tabelle D: alternative Darstellung der DEFRA-Tabelle 2
	Tabelle E: Mortalitäten britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur in Abhängigkeit von Alter und Geburtsjahr
	Tabelle F: Vergleich der realen mit den alterskorrigierten BSE-Mortalitäten verschiedener Geburtsjahrgänge britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur
	Tabelle G: ungefähre durchschnittliche Verteilung der BSE-Gesamtmortalitäten einiger Geburtsjahrgänge britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur auf die verschiedenen Altersstufen
	Tabelle H: Vergleich der beobachteten mit zwei alterskorrigierten durchschnittlichen Verteilungen der BSE-Fälle britischer BSE-Herden auf die verschiedenen Altersstufen
	Literaturliste

Zusammenfassung

Die meinen Analysen zugrunde liegende Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur erfaßt nahezu ein Drittel der mehr als 182.000 britischen BSE-Fälle [2]. Daher lassen sich die daraus gewonnenen Erkenntnisse ohne große Fehler auf alle BSE-Herden übertragen. Andererseits haben die vielen Fehlinterpretationen und falschen Prognosen des SEAC und der Anderson-Gruppe in der Vergangenheit gezeigt, daß die Interpretation statistischer Daten sehr schwierig und fehleranfällig ist. Die Probleme liegen bei der Anderson-Gruppe beim biologischen Verständnis und bei mir liegen sie bei den biologentypisch beschränkten mathematischen Fähigkeiten. Kritische Kommentare zu den schwierigen nachfolgenden Analysen sind daher ganz besonders willkommen.

Die Ergebnisse meiner Analysen fasse ich wie folgt zusammen:

1. Die Tabelle A zeigt, daß über 82% der britischen BSE-Fälle in Herden mit bekannter Altersstruktur auf 4-6 Jahre alte Rinder entfielen.
2. Die Tabellen B und C zeigen, daß die Inkubationszeit BSE-infizierter britischer Rinder auch ohne den verzerrenden Einfluß vorzeitiger Schlachtung meistens im Alter von 4-6 Jahren geendet hätte.
3. Die Tabellen B und C zeigen, daß die meisten britischen BSE-Rinder ganz zu Beginn ihres Lebens infiziert wurden.
4. Die Tabellen A, B und C zeigen, daß die mittlere BSE-Inkubationszeit bei den gemeldeten britischen BSE-Fällen etwa 5 Jahre betrug. Die Variabilität der BSE-Inkubationszeit nach oraler Infektion ist aber sehr groß, wie man an der vorderen Flanke des Maximums erkennt.
5. Die Tabellen B und C zeigen, daß erwachsene britische Rinder nach der Phase des stark erhöhtem BSE-Infektionsrisikos ein sehr viel geringeres, aber ungefähr gleich bleibendes BSE-Infektionsrisiko hatten.
6. Die Tabellen E und F zeigen, daß das erste britische Verfütterungsverbot im Jahr 1988 recht effektiv war, das Ziel der Unterbindung jeglicher Neuinfektionen aber klar verfehlte.
7. Die Tabelle E zeigt, daß sich das Maximum der Erkrankungen von 4 Jahre alten Tieren im Geburtsjahrgang 1985 langsam in Richtung 6 Jahre beim Geburtsjahrgang 1992 verschob.
8. Die Tabelle F zeigt, daß bis zum 9.8.2001 allein in den gemeldeten britischen BSE-Herden mehr als 1,5 Millionen britische Rinder tödlich infiziert, aber nur 182.019 entdeckt und mehr als 1,3 Millionen verzehrt wurden. In England wurde also noch nicht einmal jedes 8. tödlich BSE-infizierte Rind aufgrund auffälliger Symptome getötet und vernichtet. Die restlichen mindestens 7 von 8 tödlich BSE-infizierten Rindern wurden unerkannt geschlachtet und konsumiert.
9. Wie die Tabelle F zeigt, betrug die tatsächlich beobachtete Gesamtmortalität des Geburtsjahrganges 1988 in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur immerhin 4%. Die alterskorrigierte Mortalität hingegen beträgt in diesen Herden sogar 30%. Wären die Tiere nicht vorher geschlachtet worden, dann wären also in britischen BSE-Herden 30% der Rinder des Geburtsjahrganges 1988 an BSE gestorben.

DEFRA-Tabelle 2: bestätigte BSE-Fälle in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur

Das britische Landwirtschaftsministerium (früher MAFF, heute DEFRA) stellt in seinem regelmäßig aktualisierten "Progress Report" in einer Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur für jedes Jahr und jede Alterskohorte die Zahl der erfaßten Tiere, sowie die Zahl der bestätigten BSE-Fälle innerhalb dieser Teilpopulation dar [1]. Leider ändern sich die Zahlenangaben selbst zum Erkrankungsjahrgang 1989 mit jeder neuen Ausgabe. Ich verwende hier die Tabelle 2 auf Seite 59 der Ausgabe vom Dezember 2000 [1].

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das Alter der Tiere in Jahren. Die Jahreszahlen in der ersten Zeile stehen für das jeweilige Kalenderjahr der Erkrankung. Ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr enthält die Tabelle für jede Altersstufe 2 Zeilen, wobei die obere die Zahl der BSE-Fälle und die untere die Anzahl der statistisch erfaßten Tiere innerhalb der jeweiligen Gruppe darstellt.

Man kann die Tabelle vertikal lesen und sehen, wie alt die in einem Jahr erkrankten Tiere waren. Diagonal gelesen zeigt die Tabelle, nach wievielen Jahren die Tiere eines Geburtsjahrganges erkrankten. Allerdings sind nur die beiden farbig markierten Diagonalen für die Geburtsjahrgänge 1986 und 1987 nahezu vollständig erfaßt.

Tabelle A: prozentuale Verteilung der registrierten BSE-Fälle auf die verschiedenen Erkrankungsjahre und Altersstufen

Diese Tabelle ist eine einfache Ableitung der DEFRA-Tabelle 2 mit der Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur. Hierzu werden die in DEFRA-Tabelle 2 genannten BSE-Fallzahlen zum einen vertikal nach Erkrankungsjahren und zum anderen horizontal nach Altersstufen aufsummiert. Die Anteile dieser Summen an der Gesamtzahl der in dieser Statistik erfaßten 59083 BSE-Fälle in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur zeigen, in welchem Maße einzelne Erkrankungsjahre und Altersstufen betroffen sind.

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das Alter der Tiere in Jahren. Die Jahreszahlen in der ersten Zeile stehen jeweils für das Jahr der Erkrankung. In der Mitte der Tabelle stehen die Zahlen der in einem bestimmten Jahr in einem bestimmten Alter an BSE-erkrankten Tiere. Die Summen dieser Zahlen für jeweils ein Erkrankungsjahr bzw. eine Altersstufe stehen in der vorletzen Zeile bzw. in der vorletzen Spalte. Darunter bzw. daneben stehen jeweils die Anteile dieser Summen an der Gesamtzahl der in dieser Statistik erfaßten 59083 BSE-Fälle in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur.

Die unterste Zeile zeigt, daß die jährliche Zahl der britischen BSE-Fälle bis 1992 zu- und danach wieder abnahm. Der Wendepunkt im Jahr 1992 ist eindeutig auf das erste britische Verfütterungsverbot im Jahre 1988 zurückzuführen. Daraus wird deutlich, daß die mittlere BSE-Inkubationszeit in England 5 Jahre betrug.

Die letzte Spalte zeigt, daß über 82% der britischen BSE-Fälle in Herden mit bekannter Altersstruktur auf 4-6 Jahre alter Rinder entfielen. Das Maximum liegt bei den 5 Jahre alten Rindern. Da die mittlere BSE-Inkubationszeit 5 Jahre beträgt, müssen also die meisten britischen BSE-Rinder zu Beginn ihres Lebens infiziert worden sein.

Diese Tabelle ist allerdings mit einer wichtigen Unsicherheit behaftet, weil die hauptsächlich von BSE betroffenen Milchkühe in der modernen Landwirtschaft meistens bereits sehr jung geschlachtet werden. Tiere mit einem Alter oberhalb der mittleren BSE-Inkubationszeit sind daher in der DEFRA-Tabelle 2 mit der Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur stark unterrepräsentiert. Daher muß überprüft werden, ob das Maximum bei den 4-6 Jahre alten Rindern auch noch besteht, wenn man den Effekt der vorzeitigen Schlachtung aus der DEFRA-Tabelle 2 herausrechnet.

Tabelle B: alterskorrigierte BSE-Mortalitäten in britischen BSE-Herden in Abhängigkeit von Erkrankungsjahr und Altersstufe

Diese Tabelle ist eine einfache Ableitung der Tabelle 2 mit der Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur. Hierzu werden die in Tabelle 2 genannten Inzidenzraten, also die jährlichen BSE-Fälle in einer bestimmten Subpopulation, als Quotienten (Mortalitäten) dargestellt. Praktisch zeigen diese Zahlen für die britischen BSE-Herden, welcher Bruchteil der Rinder einer Altersstufe in einem bestimmten Jahr an BSE erkrankte.

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das Alter der Tiere in Jahren. Die Jahreszahlen in der ersten Zeile stehen jeweils für das Jahr der Erkrankung. Achtung! Die BSE-Mortalitäten in dieser Tabelle entsprechen nicht den realen Mortalitäten, sondern es handelt sich um alterskorrigierte, also hypothetische Mortalitäten. Etwa so hätten die BSE-Mortalitäten in den britischen BSE-Herden ausgesehen, wenn nicht die meisten männlichen Rinder bereits vor dem zweiten Geburtstag und auch die Milchkühe nach durchschnittlich 2-3 Kalbungen geschlachtet würden.

Das bedeutet aber auch, daß innerhalb der britischen BSE-Herden das Verhältnis zwischen diesen alterskorrigierten, hypothetischen BSE-Mortalitäten und den tatsächlich beobachteten BSE-Mortalitäten dem Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der BSE-infizierten Rinder und der sehr viel kleineren Zahl der offiziell registrierten BSE-Fälle entspricht.

Man sieht, daß die älteren Jahrgänge in den ersten Jahren ab 1989 sehr viel stärker als in den letzten Jahren der Beobachtungszeit unterrepräsentiert waren. Das liegt einfach daran, daß die Infektiosität des Futters bis zum ersten britischen Verbot der Verfütterung von Wiederkäuereiweiß an Wiederkäuer vom 18. Juli 1988 zu und anschließend deutlich abnahm. Infolge dessen hatten die 1989 lebenden Kühe in ihrer Jugend ein umso geringeres Infektionsrisiko gehabt, je früher sie geboren wurden. Also waren damals die ältesten britischen Rinder die BSE-sichersten. Heute ist das natürlich genau umgekehrt. Je älter eine britische Kuh ist, umso größer war in ihrem Geburtsjahr der Infektionsdruck. Mittelt man über alle Verteilungskurven von 1989 bis 2000, dann gleichen sich diese Verfälschungen aus und man sieht deutlich, daß BSE-infizierte Rinder meistens im Alter von 4-6 Jahren erkranken. Ist eine Kuh erst einmal mehr als 7 Jahre alt geworden, dann ist eine spätere Erkrankung deutlich unwahrscheinlicher.

Die mit "Summen" überschriebene vorletzte Spalte mit den Summen gleich alter Tiere verschiedener Geburtsjahrgänge und noch deutlicher die mit "Anteile" überschriebene letzte Spalte mit den auf insgesamt 100% normierten, alterskorrigierten Anteilen der verschiedenen Altersklassen an der ohne vorzeitige Schlachtung zu erwartendenden Gesamtmortalität, zeigen vor allem eines: Die 4-6 Jahre alten Rinder sind nicht nur deshalb besonders häufig betroffen, weil nur relativ wenige Kühe älter werden dürfen. Würden Milchkühe älter, dann hätte es zwar wesentlich mehr BSE-Fälle gegeben, aber die älteren Tiere wären auch dann entschieden seltener als jüngere Kühe erkrankt. Die prozentualen alterskorrigierten Mortalitäten nehmen bei den 9-12 Jahre alten Kühen mit zunehmendem Alter aber auch nicht mehr signifikant ab.

Beim Betrachten der vorletzten Zeile fällt auf, daß sich die über alle Alterstufen summierten Mortalitäten über die Jahre kaum verändert haben. Dabei ist zu beachten, daß dies natürlich nur für die hier ausschließlich betrachteten BSE-Herden gilt, deren Zahl jedoch von 5638 im Jahr 1992 auf nur noch 302 im Jahr 2000 dramatisch abgenommen hat. Bezogen auf die kaum gesunkene Gesamtzahl der britischen Rinder hat daher die BSE-Mortalität in diesen Jahren sehr wohl stark abgenommen.

Zu beachten ist außerdem, daß sowohl die in dieser Tabelle heraus gerechnete und deshalb nicht mehr sichtbare Alterspyramide, als auch die wegen der abnehmenden BSE-Fallzahlen seit 1992 immer kleiner werdende Zahl der statistisch erfaßten BSE-Herden mit bekannter Alterstruktur, mit größeren statistischen Unsicherheiten verbunden sind. Man darf daher die Genauigkeit der Zahlenwerte in den höheren Altersstufen und in den letzten Jahren nicht überbewerten.

Insgesamt zeigt die letzte Spalte dieser Tabelle 4 wichtige Tatsachen:

1. Das ausgeprägte und ungefähr symmetrische Maximum bei den 4-6 Jahre alten Rindern bedeutet, daß es in England eine relativ kurze und genau 1 mittlere Inkubationsperiode vor dem vollendeten 5. Lebensjahr liegende Phase mit stark erhöhtem BSE-Infektionsrisiko gab.
2. Da es vor diesem Maximum keine Phase ungefähr gleich bleibender BSE-Mortalitäten gibt, muß der Zeitraum stark erhöhten BSE-Infektionsrisikos ganz am Lebensanfang der betroffenen Rinder gelegen haben.
3. Aus den ersten beiden Punkten folgt, daß die durchschnittliche BSE-Inkubationszeit bei britischen Rindern 5-6 Jahre betrug.
4. Die nach dem Herausrechnen der Alterspyramide praktisch nicht mehr erkennbare weitere Abnahme der BSE-Mortalitäten bei den über 9-jährigen Kühen zeigt, daß erwachsene Rinder nach der Phase des stark erhöhtem BSE-Infektionsrisikos ein sehr viel geringeres, aber ungefähr gleich bleibendes BSE-Infektionsrisiko haben.

Tabelle C: Anteile der Alterstufen an den alterskorrigierten jährlichen BSE-Mortalitäten in britischen BSE-Herden

Diese Tabelle ist eine einfache Ableitung der Tabelle B mit den alterskorrigierten BSE-Mortalitäten in britischen BSE-Herden in Abhängigkeit von Erkrankungsjahr und Altersstufe. Hierzu wird jeder Quotient (alterskorrigierte Mortalität) der Tabelle B durch die Gesamtmortalität des jeweiligen Erkrankungsjahres dividiert und mit 100 multipliziert. Das Ergebnis entspricht dem Anteil der alterskorrigierten Mortalität einer Altersstufe an der alterskorrigierten Gesamtmortalität des jeweiligen Erkrankungsjahres. Durch die Multiplikation mit 100 erhält man die gewohnte Einheit "%". Praktisch zeigen diese Prozentzahlen für die britischen BSE-Herden, wie sich die BSE-Fälle auf die verschiedenen Altersstufen verteilt hätten, wenn kein Rind vorzeitig geschlachtet worden wäre.

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das Alter der Tiere in Jahren. Die Jahreszahlen in der ersten Zeile stehen für das jeweilige Kalenderjahr der Erkrankung. Die unterste Zeile zeigt mit jeweils 100% für jedes Erkrankungsjahr an, daß die Werte für jedes einzelne Erkrankungsjahr genau so multipliziert wurden, daß sie in der Summe insgesamt 100% ergeben. Dadurch werden die alterskorrigierten Mortalitäten innerhalb jedes einzelnen Erkrankungsjahres besser vergleichbar, aber die Vergleichbarkeit der alterskorrigierten Mortalitäten britischer BSE-Herden in den verschiedenen Erkrankungsjahren geht verloren.

Die mit "Summen" überschriebene vorletzte Spalte mit den Summen der alterskorrigierten und auf 100% normierten Mortalitäten gleich alter Tiere verschiedener Geburtsjahrgänge und noch deutlicher die mit "Mittelwerte" überschriebene letzte Spalte mit den durchschnittlichen auf insgesamt 100% normierten und alterskorrigierten Anteilen der verschiedenen Altersklassen an der ohne vorzeitige Schlachtung zu erwartendenden Gesamtmortalität, zeigen von kleinen Rundungsfehlern abgesehen wieder das selbe wie die letzte Spalte in Tabelle B. Die 4-6 Jahre alten Rinder sind nicht nur deshalb besonders häufig betroffen, weil nur relativ wenige Kühe älter werden dürfen. Würden Milchkühe älter, dann hätte es zwar wesentlich mehr BSE-Fälle gegeben, aber die älteren Tiere wären auch dann entschieden seltener als jüngere Kühe erkrankt. Die prozentualen alterskorrigierten Mortalitäten nehmen bei den 9-12 Jahre alten Kühen mit zunehmendem Alter aber auch nicht mehr signifikant ab.

Insgesamt zeigt diese letzte Spalte 4 wichtige Tatsachen:

1. Das ausgeprägte und ungefähr symmetrische Maximum bei den 4-6 Jahre alten Rindern bedeutet, daß es einen relativ kurzen und genau 1 mittlere Inkubationsperiode vor dem vollendeten 5. Lebensjahr liegende Phase mit stark erhöhtem BSE-Infektionsrisiko gibt.
2. Da es vor diesem Maximum keine Phase ungefähr gleich bleibender BSE-Mortalitäten gibt, muß der Zeitraum stark erhöhten BSE-Infektionsrisikos ganz am Lebensanfang der betroffenen Rinder gelegen haben.
3. Aus den ersten beiden Punkten folgt, daß die durchschnittliche BSE-Inkubationszeit bei britischen Rindern 5-6 Jahre betrug.
4. Die nach dem Herausrechnen der Alterspyramide praktisch nicht mehr erkennbare weitere Abnahme der BSE-Mortalitäten bei den über 9-jährigen Kühen zeigt, daß erwachsene Rinder nach der Phase des stark erhöhtem BSE-Infektionsrisikos ein sehr viel geringeres, aber ungefähr gleich bleibendes BSE-Infektionsrisiko haben.

Tabelle D: alternative Darstellung der DEFRA-Tabelle 2

Diese Tabelle stellt die DEFRA-Tabelle 2 nur anders dar. Statt der Erkrankungsjahre stehen nun in der ersten Zeile die Geburtsjahre der Tiere in den statistisch erfaßten britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur. Hierzu mußten lediglich die Zeilen der DEFRA-Tabelle 2 so verschoben werden, daß deren farbig markierte Felder senkrecht untereinander stehen.

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das Alter der Tiere in Jahren. Die Jahreszahlen in der ersten Zeile stehen für das jeweilige Geburtsjahr. Ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr enthält die Tabelle für jede Altersstufe 2 Zeilen, wobei die obere die Zahl der BSE-Fälle und die untere die Anzahl der statistisch erfaßten Tiere innerhalb der jeweiligen Gruppe darstellt.

Tabelle E: Mortalitäten britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur in Abhängigkeit von Alter und Geburtsjahr

Diese von der DEFRA-Tabelle 2 abgeleitete Tabelle sortiert die Mortalitäten britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur wie Tabelle D nicht nach Erkrankungsjahren, sondern nach den diesmal in der ersten Spalte aufgeführten Geburtsjahren. Dabei werden allerdings nur die Geburtsjahrgänge berücksichtigt, welche über mindestens 6 Jahre statistisch erfaßt wurden.

Ganz links am Anfang jeder Zeile steht das jeweilige Geburtsjahr. Die Zahlen in der ersten Zeile stehen für das Alter der Tiere in Jahren. Die Tabelle enthält für jeden Geburtsjahrgang 3 Zeilen, wobei die obere die Zahl der BSE-Fälle, die mittlere die Anzahl der statistisch erfaßten Tiere innerhalb der jeweiligen Gruppe und die untere den Quotienten dieser beiden Zahlen, also die Mortalität bezogen auf diese kleine Teilpopulation darstellt. Für die ersten, noch relativ vollständig erfaßten Geburtsjahrgänge enthält die Tabelle noch eine zusätzliche Zeile, in der die prozentualen Anteile der einzelnen Altersstufen an der Gesamtmortalität eines Jahrganges dargestellt werden. Die letzte Spalte enthält die Summen der jeweiligen Zeilen und die Summe der Mortalitäten der verschiedenen Altersstufen eines Geburtsjahrganges entspricht der alterskorrigierten Mortalität dieses Geburtsjahrganges. Das Herausrechnen des vorzeitigen Schlachtens älterer Rinder erfolgt einfach dadurch, daß jede Altersstufe unabhängig von der Anzahl der noch übrig gebliebenen Tiere gleich gewichtet wird. Summiert man hingegen zunächst wie in der letzten Spalte dieser Tabelle die auf verschiedene Altersstufen verteilten BSE-Fälle und Altersstufengrößen und bildet dann wie in Tabelle F den Quotienten aus diesen beiden Summen, dann erhält man die nicht alterskorrigierte BSE-Mortalität eines Geburtsjahrganges der BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur.

Obwohl sich die Mortalitäten dieser Tabelle nur auf BSE-Herden und nicht etwa auf die gesamte britische Rinderpopulation beziehen, erkennt mann in dieser Darstellung sehr deutlich die abrupte Abnahme der auf die gesamten Geburtsjahrgänge bezogenen Mortalitäten nach dem Geburtsjahrgang 1987. Dies zeigt, daß das erste britische Verfütterungsverbot recht effektiv war, das Ziel der Unterbindung jeglicher Neuinfektionen aber klar verfehlte.

Relativ deutlich wird in dieser Darstellung auch, wie sich das Maximum der Erkrankungen von 4 Jahre alten Tieren im Geburtsjahrgang 1985 langsam in Richtung 6 Jahre beim Geburtsjahrgang 1992 verschob.

Tabelle F: Vergleich der realen mit den alterskorrigierten BSE-Mortalitäten verschiedener Geburtsjahrgänge britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur

Diese Tabelle übernimmt die letzte Spalte der Tabelle E und berechnet auf dieser Grundlage für verschiedene Geburtsjahrgänge das Verhältnis der offiziell gemeldeten zu den BSE-Mortalitäten, die man ohne vorzeitige Schlachtungen in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur hätte beobachten können.

Die erste Zeile markiert die Geburtsjahrgänge, welche aus der DEFRA-Tabelle 2 mit der Statistik britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur gewonnen wurden.

Die zweite Zeile zeigt die Gesamtzahlen der statistisch erfaßten BSE-Fälle der jeweiligen Geburtsjahrgänge in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur aus der letzten Spalte der Tabelle E. Diese Fallzahlen nahmen im Geburtsjahrgang 1987 bereits kaum noch zu und nach dem Geburtsjahrgang 1987 drastisch ab und belegen damit die Wirksamkeit des ersten britischen Tiermehlverfütterungsverbotes vom 18. Juli 1988.

Die dritte Zeile zeigt die ebenfalls der letzten Spalte der Tabelle E entnommenen Gesamtzahlen der Tiere in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur, welche mit den BSE-Fällen der vorherigen Zeile hinsichtlich des Geburtsjahrganges und der Altersstufe vergleichbar sind. Diese Zahl der Vergleichstiere nimmt ebenfalls im Geburtsjahrgang 1987 kaum noch zu. Sie nimmt aber im Gegensatz zu den Fallzahlen im Geburtsjahrgang 1988 nur wenig und erst nach dem Geburtsjahrgang 1988 stark ab, weil die Zahl der von BSE betroffenen Herden abnahm.

Die vierte Zeile zeigt die BSE-Mortalitäten in den verschiedenen Geburtsjahrgängen britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur, berechnet jeweils als Quotient aus den beiden darüber stehenden Zahlen. Genau wie die Fallzahlen der zweiten Zeile nahmen auch die Mortalitäten im Geburtsjahrgang 1987 bereits kaum noch zu und nach dem Geburtsjahrgang 1987 drastisch ab. Allerdings nehmen in dieser Tabelle die Mortalitäten ab dem Geburtsjahrgang 1991 langsam wieder zu. Die Ursache hierfür ist einfach, daß immer mehr der weniger betroffenen höheren Altersstufen noch nicht statistisch erfaßt wurden. Die tatsächlich beobachtete Gesamtmortalität des Geburtsjahrganges 1987 in britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur betrug 4%. Die alterskorrigierte Mortalität in diesen Herden hingegen beträgt 30%. Wären die Tiere nicht vorher geschlachtet worden, dann wären also in britischen BSE-Herden 30% der Rinder des Geburtsjahrganges 1987 an BSE gestorben.

Die fünfte Zeile zeigt die ebenfalls der letzten Spalte der Tabelle E entnommenen alterskorrigierten Mortalitäten. Das Herausrechnen des vorzeitigen Schlachtens älterer Rinder erfolgte einfach dadurch, daß jede Altersstufe unabhängig von der Anzahl der noch übrig gebliebenen Tiere gleich gewichtet wird. Der Kurvenverlauf entspricht dem der vierten Zeile.

Die sechste Zeile zeigt die Quotienten aus den beiden darüber stehenden Zahlen. Dies entspricht für jeden Geburtsjahrgang dem Verhältnis zwischen den gemeldeten und den hypothetischen, alterskorrigierten Mortalitäten. Diese Zeile zeigt natürlich nicht den Knick nach dem Geburtsjahrgang 1987, weil dieser durch die Division zweier gleichverlaufender Kurven heraus gerechnet wurde. Stattdessen zeigt diese Zeile, daß das Verhältnis zischen den beobachteten und den alterskorrigierten Mortalitäten ungefähr gleich blieb.

Die letzte Zeile zeigt die nach den Tierzahlen der zweiten Zeile gewichteten Anteile dieser Quotienten. Die Gewichtung erfolgte einfach, indem die Quotienten mit dem Verhältnis der jeweiligen Tierzahl zur Summe aller Tierzahlen der zweiten Zeile multipliziert wurden. Auf diese Weise entspricht die Summe der letzten Zeile dem durchschnittlichen Verhältnis zwischen den beobachteten und den alterskorrigierten Mortalitäten in den britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur. Entdeckt wurden also in den britischen BSE-Herden nur knapp 12% der infizierten Tiere. Demnach müßte es allein in den von DEFRA-Tabelle 2 erfaßten britischen BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur fast eine halbe Million tödlich infizierte Tiere (59083 mal 100/12) gegeben haben. Übertragen auf die laut OIE 182.019 britischen BSE-Fällen am Stichtag 9.8.2001 [2] wären das mehr als 1,5 Millionen tödlich infizierte britische Rinder, von denen nur 182.019 entdeckt und mehr als 1,3 Millionen verzehrt wurden.

Tabelle G: ungefähre durchschnittliche Verteilung der BSE-Gesamtmortalitäten einiger Geburtsjahrgänge britischer BSE-Herden mit bekannter Altersstruktur auf die verschiedenen Altersstufen

Diese Tabelle übernimmt die vierten Zeilen der Geburtsjahrgänge 1985-1990 aus der Tabelle E und liefert in der Spalte "Mittelwerte" die durchschnittlichen Anteile der verschiedenen Altersstufen an den BSE-Gesamtmortalitäten dieser Geburtsjahrgänge. Dabei kommt es zu geringfügigen Fehlern in den Altersstufen, für die nicht alle Werte ermittelt werden konnten. In der Spalte "normiert" bringt die Multiplikation aller Mittelwerte mit einem Ausgleichsfaktor deren Summe wieder auf 100%, damit diese Werte mit den anders ermittelten Verteilungskurven besser vergleichbar sind.

Tabelle H: Vergleich der beobachteten mit zwei alterskorrigierten durchschnittlichen Verteilungen der BSE-Fälle britischer BSE-Herden auf die verschiedenen Altersstufen

Diese Tabelle übernimmt die vierten Zeilen der Geburtsjahrgänge 1985-1990 aus der Tabelle E und liefert in der Spalte "Mittelwerte" die durchschnittlichen Anteile der verschiedenen Altersstufen an den BSE-Gesamtmortalitäten dieser Geburtsjahrgänge. Dabei kommt es zu geringfügigen Fehlern in den Altersstufen, für die nicht alle Werte ermittelt werden konnten. In der Spalte "normiert" bringt die Multiplikation aller Mittelwerte mit einem Ausgleichsfaktor deren Summe wieder auf 100%, damit diese Werte mit den anders ermittelten Verteilungskurven besser vergleichbar sind.

Die erste Spalte zeigt die 12 Altersstufen der Statistik britischer BSE-Herden mit aufgezeichneter Altersstruktur.

Die zweite Spalte entspricht der letzten Spalte der Tabelle A. Sie zeigt die reale Verteilung der BSE-Fälle in britischen BSE-Herden auf die 12 beobachteten Alterstufen.

Die dritte Spalte entspricht der letzten Spalte der Tabelle B. Sie setzt die beobachteten BSE-Fälle ins Verhältnis zu den Populationsgrößen der jeweiligen Erkrankungsjahre und Alterstufen. Dadurch zeigt die dritte Spalte, wie in britischen BSE-Herden die Verteilung der BSE-Fälle auf die 12 beobachteten Alterstufen ausgesehen hätte, wenn alle nicht an BSE erkrankten Rinder mindestens 12 Jahre überlebt hätten.

Die vierte Spalte entspricht der letzten Spalte der Tabelle G und ähnelt der dritten Spalte, weil auch sie eine alterskorrigierte Verteilung der BSE-Fälle auf die verschiedenen Altersstufen darstellt. Nur gehören in diesem Fall die miteinander verglichenen Altersstufen tatsächlich jeweils zum selben Geburtsjahrgang und nicht wie in Spalte 3 zum selben Erkrankungsjahrgang. Daher bestätigt die Ähnlichkeit der Spalten 3 und 4 die Zuverlässigkeit der Alterskorrektur.

Literaturliste

1 . Department for Environment, Food and Rural Affairs (DEFRA) - Bovine Spongiform Encephalopathy in Great Britain - A Progress Report December 2000 - http://www.defra.gov.uk/animalh/bse/bse-publications/progress/dec00/report.pdf

2 . Office International des Epizooties - Number of cases of bovine spongiform encephalopathy (BSE) reported in the United Kingdom - http://www.oie.int/eng/info/en_esbru.htm

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