NR ABQL
AU Braun,U.; Amrein,E.; Estermann,U.; Egli,J.; Schweizer,T.; Lutz,H.; Ehrensperger,F.; Vandevelde,M.; Kihm,U.
TI [182 offspring of cows with bovine spongiform encephalopathy (BSE) in Switzerland. 1. Clinical findings]
OT Untersuchungen an 182 Nachkommen von an boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) erkrankten Kühen in der Schweiz. Teil 1: Klinische Befunde.
QU Schweizer Archiv für Tierheilkunde 1998; 140(6): 240-9
PT journal article
AB This study involved 182 calves, heifers and cows that were the first generation progeny of cows with bovine spongiform encephalopathy (BSE). All animals underwent clinical and neurological examinations. Blood, milk, urine, ruminal fluid and cerebrospinal fluid samples were examined. Each cow underwent a specific examination for BSE which included assessment of behaviour, sensitivity and locomotion. This examination was performed twice, and there was very good agreement between the results. The most common symptom was nervousness (14 animals). In the first examination, 68 animals were mildly to moderately sensitive to touching of the head, 44 animals were hypersensitive to a halogen light and 35 animals were hypersensitive to a camera flash. Twenty-four animals reacted by kicking when the hindlimbs were touched with a broom. None of the animals had disturbances in locomotion. Based on the interpretation of all findings and the comparison of the results of the first and second examinations, 173 animals were diagnosed as free of BSE. In 9 animals, the disease could not be ruled out; however, it could not be confirmed in any of them. Histological and immunohistochemical examinations of the brain of all animals were negative for BSE (see Part 2 of the study for details). The results of this study indicate that abnormal clinical findings may occur in clinically healthy cattle. However, none of the progeny of cows with BSE exhibited clinical signs typical of BSE, such as disturbances in behaviour; sensitivity and locomotion.
VT
Zusammenfassung
Die Untersuchungen wurden an 182 Kälbern, Rindern und Kühen, die in erster Generation von einer an BSE erkrankten Kuh abstammten, durchgeführt. Sie umfassten eine klinische und neurologische Untersuchung sowie die Untersuchung von Blut-, Milch-, Harn-, Pansensaft- und Liquorproben. Bei der speziellen Untersuchung auf BSE, welche bei jedem Tier zweimal durchgeführt wurde, wurden das Verhalten, die Sensibilität und die Bewegung beurteilt.
Die Befunde der Erst- und Zweituntersuchung stimmten sehr gut überein. Das am häufigsten beobachtete Symptom war dabei Nervosität (l4mal). Bei der Sensibilitätsprüfung reagierten bei der Erstuntersuchung 68 Tiere leicht- bis mittelgradig überempfindlich auf die Berührung am Kopf, 44 Tiere waren überempfindlich auf Halogenlicht und 35 Tiere überempfindlich auf den Fotoblitz. Beim Berühren der Hintergliedmasse mit einem Besen reagierten 24 Tiere mit Ausschlagen. Kein Tier zeigte eine Bewegungsstörung.
Aufgrund der Interpretation sämtlicher Befunde und des Vergleichs von Erst- und Zweituntersuchung wurde bei 173 von 182 Tieren die Diagnose "Keine BSE" und bei 9 Tieren die Diagnose "BSE nicht ausgeschlossen" gestellt. Die Diagnose "BSE" wurde bei keinem Tier gestellt. Die histologische und immunhistochemische Untersuchung der Gehirne aller Tiere auf BSE war negativ (Details siehe Teil 2 der Untersuchung).
Die vorliegenden Untersuchungen haben ergeben, dass auch klinisch gesunde Kühe abnorme Befunde zeigen können. Kein Tier wies jedoch das für BSE typische Krankheitsbild mit Störungen des Verhaltens, der Sensibilität und der Bewegung auf.
Schlüsselwörter: Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) - Nachkommen von BSE-Kühen - Klinische Befunde
Einleitung
Gemäss neueren Untersuchungen kann eine Übertragung der BSE von der Kuh auf das Kalb nicht ausgeschlossen werden (Maff, 1996). Deshalb hat der Bundesrat mit Wirkung vom 1 . Oktober 1996 die Tierseuchenverordnung geändert und verordnet, dass alle Nachkommen von BSE-Kühen zu töten und zu vernichten sind. Mit dieser Maßnahme sollen BSE-Eälle in dieser Risikogruppe verhindert werden. Die Tiere sollten jedoch nicht einfach getötet und vernichtet werden, sondern - um einen möglichst grossen Erkenntnisgewinn zu erzielen - wissenschaftlich untersucht werden. Das Bundesamt für Veterinärwesen hat deshalb den veterinärmedizinischen Fakultäten von Zürich und Bern einen entsprechenden Forschungsauftrag erteilt. Die Untersuchungen sollten zeigen, ob bei Nachkommen von an BSE erkrankten Kühen Hinweise auf eine eventuelle BSE-Infektion zu finden sind.
Die Aufgabe der Klinik für Wiederkäner- und Pferdemedizin der Universität Zürich war, den Transport der von den Kantonstierärzten gemeldeten BSE-Nachkommen ans Tierspital Zürich zu organisieren, die Tiere klinisch und neurologisch zu untersuchen, ihnen Blut-, Milch-, Harn-, Pansensaft- und Liquorproben zu entnehmen, die Tiere anschliessend zu euthanasieren und sie zur Sektion an das Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich zu transportieren. Von dort aus wurden definierte Proben an das BSE-Referenzzentrum (Institut für Tierneurologie der Universität Bern) weitergeleitet.
Tiere, Material und Methodik
Tiere
Die Untersuchungen wurden zwischen dem 1. Oktober 1996 und dem 31. Juli 1997 an 182 Kälbern, Rindern und Kühen, die in erster Generation von einer an BSE erkrankten Kuh abstammten (F1 -Tiere), am Tierspital Zürich durchgeführt. 98 Tiere gehörten der Fleckvieh-, 71 (der Braunvieh-, 12 der Sehwarzfleckvieh- und 1 Tier der Eringerrasse an. 173 Tiere waren weiblich und 9 Tiere männlich. Die Tiere waren 1 Monat bis 9.6 Jahre alt (Mittelwert +/- Standardabweichung = 36.2 +/- 19.4 Monate). Das Körpergewicht lag zwischen 65 und 760 kg (511.9 +/- 134.0 kg).
Die Tiere stammten aus den Kantonen Bern (n = 40), Waadt (24), Freiburg (17), Luzern (16), Graubünden (14), Zürich (13), St. Gallen (12), Schwyz (11), Aargau (7),Wallis (7), Jura (6), Zug (5), Appenzell-Ausserrhoden (2), Neuenburg (2), Nidwalden (2), Obwalden (1),Tessin (1), Thurgau (1) und Solothurn (1).
Klinische Untersuchung
Nach der Einlieferung wurden die Tiere vorerst aufgestallt und gefüttert. An den folgenden Tagen wurden sie nach den Methoden von Rosenberger (1990) klinisch und im Abstand von 1-3 Tagen mindestens zweimal neurologisch untersucht.
Untersuchung von Blut, Harn, Pansensaft und Liquor
Von jedem Tier wurden je 2 Blut-, Harn-, Pansensaft- und Liquorproben entnommen. Jeweils eine Probe wurde für die Bestimmung der in den Tabellen 2-5 dargestellten Parameter verwendet. Die hämatologischen Parameter wurden mittels eines Contraves-Analyzer AK 820 (Wink1er et al., 1995), die klinisch-chemischen Parameter mittels eines Cobas-Mira-Gerätes (Hoffmann-La Roche, Basel) untersucht. Zur Differenzierung der Leukozyten wurde diese einer Zytospinsedimentation (Shandon. Instrumenten Gesellschaft, Zürich) mit anschliessender Färbung unterzogen. Die andere Probe wurde bei -70°C tiefgefroren und an das BSE-Referenzzentrum geschickt. Dort sollten diese Proben weiter untersucht, aufbewahrt und gegebenenfalls an zusätzliche Forschergruppen verteilt werden.
Untersuchung auf BSE
Die spezielle Untersuchung auf BSE wurde nach dem kürzlich beschriebenen Untersuchungsgang von Braun (Braun et al., 1997) durchgeführt und umfasste die Beurteilung von Verhalten, Sensibilität und Bewegung.
Beurteilung des Verhaltens: Das Verhalten wurde zuerst im Stall, später bei der Untersuchung des Tieres beurteilt.
ZR 7 Zitate
MH Animal; Behavior, Animal; Cattle; *Disease Transmission, Vertical; Encephalopathy, Bovine Spongiform/epidemiology/*transmission; English Abstract; Female; Hyperesthesia/epidemiology/veterinary; Locomotion; Male; Switzerland/epidemiology
AD U.Braun 1, E.Amrein 1, U.Estermann 1, J.Egli 1, T.Schweizer 1, H.Lutz 1, F.Ehrensperger 2, M.Vandevelde 3, U.Kihm 4 - Departement für Innere Veterinärmedizin 1 und Institut für Veterinärpathologie 2 der Universität Zürich, Institut für Tierneurologie der Universität Bern 3, Bundesamtfür Veterinärwesen 4, Prof.Dr.med.vet. Ueli Kihm, Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen
SP deutsch
PO Schweiz
OR Prion-Krankheiten 2