NR AJUI
AU Race,R.E.; Chesebro,B.
TI Scrapie infectivity found in resistant species
QU Nature 1998 Apr 23; 392(6678): 770
KI Nature. 1998 Apr 23;392(6678):763-4. PMID: 9572134
PT letter
IN
Die Autoren inokulierten 13 Mäuse vom Stamm C57BL/10 intrazerebral mit je 50 µl einer 1%igen Suspension von Hamsterhirn, welches seinerseits mit dem Hamster-Scrapiestamm 263K infiziert worden war. Während 7 Empfängermäuse dem Wildtyp hinsichtlich der Expression des Prionproteins entsprachen, konnten 6 Empfängermäuse kein Prionprotein exprimieren. Die jeweils übertragene Menge des infektiösen Agens geben die Autoren mit 10 Millionen ID50-Einheiten an. Sie erklären aber nicht, auf welche Empfängerspezies sie diese Angabe beziehen und wie sie Infektionen überhaupt ermitteln konnten. Wahrscheinlich meinten sie nicht wirklich ID50, sondern LD50(Hamster), weil man nur die tatsächlich messen konnte. Ungeachtet dieser sehr hohen Dosen erkrankte keine der Mäuse. Von daher betrachtet bestätigt dieses Experiment die schon früher beobachtete [AGJV] extreme Resistenz von Mäusen gegenüber Hamster-Scrapie-263K, wobei allerdings von den Empfängermäusen ohne Prionprotein-Expression auch nichts anderes zu erwarten war.
Die Autoren entnahmen aber nach 112-782 Tagen diesen nicht erkrankten Empfängermäusen Hirne und Milzen und inokulierten damit Hamster und weitere Mäuse.
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mit 263K infizierte Mäuse Empfängerhamster Empfängermäuse
Maus Prp- Tage nach Hirnhomogenat Milz Hirnhomogenat
Nr. Genotyp Inokulation erkrankt nach Tagen erkrankt erkrankt
1 +/+ 204 4/4 313+/-112 NT NT
2 +/+ 310 3/3 178+/-14 NT NT
3 +/+ 574 7/7 140+/-4 6/6 0/8
4 +/+ 574 8/8 162+/-38 6/6 0/8
5 +/+ 693 8/8 156+/-20 6/6 0/8
6 +/+ 693 8/8 168+/-42 6/6 0/8
7 +/+ 782 8/8 128+/-13 NT 0/8
8 0/0 112 0/12 - NT NT
9 0/0 112 2/12 294-334 NT NT
10 0/0 217 0/12 - 1/8 NT
11 0/0 217 4/12 296-352 0/8 NT
12 0/0 330 0/7 - 0/8 NT
13 0/0 330 0/8 - 0/8 NT
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Von 40 Empfängermäusen erkrankte keine einzige nach der intrazerebralen Inokulation von Hirngewebe, welches den primär mit Hamster-Scrapie inokulierten Mäusen mit normaler Prionprotein-Expression nach 574 oder 693 Tagen entnommen wurde. Die 263K-Prionen aus den Hamsterhirnen hatten also in den primär inokulierten Mäusen selbst nach 693 Tagen noch nicht die Speziesbarriere überwunden und keine Neubildung von für Mäuse tödlich infektiösen Prionen bewirkt. Es ist allerdings denkbar, dass in den Mäusen Prionen entstanden, die zwar aus Mausprionprotein bestanden, wo aber die Mausprionproteine in eine für sie nur sehr schwer erreichbare Faltung gezwungen wurden. Dann könnten solche 263K-Mausprionen in Mäusen derart langsam wachsen und sich "vermehren", dass damit infizierte Mäuse das Ende der Inkubationszeit einfach nicht erlebten.
Im Gegensatz zu den Empfängermäusen erkrankten alle 70 Empfängerhamster, die intrazerebral mit Hirn- oder Milzgewebe inokuliert wurden, welches den primär mit Hamster-Scrapie inokulierten Mäusen mit normaler Prionprotein-Expression nach 204-782 Tagen entnommenen wurden. Die 263K-Prionen aus den Hamsterhirnen hatten also in den primär inokulierten Mäusen bis zu 782 Tage lang überdauert, ohne vollständig abgebaut oder ausgeschieden zu werden. Selbst in den nicht direkt inokulierten und dem Immunsystem voll zugänglichen Milzen der selber nicht erkrankten Mäuse wurde noch nach 693 Tagen eine für Hamster tödliche Infektiosität gefunden.
Leider stellen die Autoren nur ganz undifferenziert fest, dass die Inkubationszeiten der Empfängerhamster relativ lang gewesen seien. Sie schließen daraus, dass die Infektiosität der inokulierten Mausgewebe relativ gering gewesen sei. Die Autoren meinen, die Hamsterprionen würden lediglich gebunden an die Mausprionproteine überdauern und sich nicht in den Mäusen vermehren. Meines Erachtens zeigen aber die Inkubationszeiten bei genauerer Betrachtung genau das Gegenteil. Sie werden nämlich tendentiell immer kürzer, je später nach der Inokulation die Gehirne der primär mit 263K-Prionen aus Hamsterhirnen inokulierten Mäusen entnommen wurden. Hätten die Hamsterprionen lediglich in den Mausgehirnen überdauert, dann wäre die Infektiosität der Mausgehirne höchstens gleich geblieben. Wahrscheinlich hätte sie aber eher mit der Zeit abgenommen und die Autoren hätten dementsprechend zunehmende Inkubationszeiten in den Empfängerhamstern beobachten müssen. Tatsächlich sprechen also die tendentiell kürzer werdenden Inkubationszeiten dafür, dass sich die 263K-Hamsterprionen in den primären Empfängermäusen tatsächlich vermehrt haben. Dies geschah nur offensichtlich sehr langsam und anscheinend in einer Faltung, die Hamsterprionproteine sehr viel leichter als Mausprionprotein annehmen können.
Offensichtlich können 263K-Hamsterprionen in primären Empfängermäusen aber auch ohne jegliche Vermehrung mindestens 217 Tage überdauern, denn eine sehr geringe Infektiosität fand man nach 112 und 217 Tagen auch in den Gehirnen primär mit 263K-Hamsterprionen inokulierter Mäuse, die selber kein Prionprotein exprimieren. Dies bedeutet, dass TSE sogar von selber völlig immunen Spezies übertragen werden könnten, wenn diese die Infektiosität über das Futter aufgenommen haben. Die Autoren sehen daher sehr richtig in ihren Daten ein starkes Argument für ein alle Tierarten einschließendes Verbot der Verfütterung von Säugertiermehlen.
ZR 7
MH Animal; Brain/metabolism; Disease Reservoirs; Gene Expression; Hamsters; Immunity, Natural; Mice; Mice, Inbred C57BL; Prions/genetics/metabolism; Scrapie/genetics/immunology/*physiopathology/transmission; Species Specificity
SP englisch
PO England
OR Prion-Krankheiten 7
ZF kritische Zusammenfassung von Roland Heynkes