NR AKOP

AU Schrieber,R.; Seybold,U.

TI Gelatine production, the six steps to maximum safety

QU Developments in Biological Standardization 1993; 80: 195-8

PT journal article

AB Gelatine production is described in detail, from the slaughterhouse where the raw material for gelatine manufacturing is collected, through the processing treatment, to the final product which is ready for pharmaceutical or edible purposes. The influence of the veterinary inspection of the animal, the batch size of the production, the degreasing and acidulation process for bones and the different possibilities of the alkaline treatment of hide splits and ossein followed by the sterilization steps during the final gelatine manufacturing are discussed with regard to the potential destruction of a theoretical BSE infection. The question is raised to what extent further activities of the gelatine industry seem to be necessary.

IN Etwa 65% der weltweit produzierter Gelatine stammen aus den Unterhäuten, dem Bindegewebe und den Knochen von Rindern. Ansonsten dienen Schweine als Ausgangsmaterial. Nur in Australien, Südafrika und neuseeland werden auch Schafe verwendet. Die Rohstoffquelle beeinflußt die Eigenschaften der Gelatine, aber in Europa wird offenbar traditionsgemäß überwiegend Schweinegelatine für die Produktion von Nahrungsmitteln und Arzneimitteln verwendet.
Bezüglich der Sicherheit von Gelatine vor BSE-Infektiosität verweisen die Autoren zunächst auf die Aussage der Weltgesundheitsorganisation, dass eine Kontamination von aus Haut und Knochen extrahierte Gelatine mit BSE unwahrscheinlich sei. Diese Aussage ist allerdings vage und es gibt keinen Beweis dafür, dass Haut und Knochen frei von Erregern sind. Da beide Gewebe gut durchblutet und mit Nerven versorgt sind, ist müssen im Gegenteil auch sie bei infizierten Tieren infektiös sein. Die Infektiosität von Blut wurde bereits 1962 nachgewiesen bei einer Ziege (Pattison,I.H.; Millson,G.C. - Distribution of the scrapie agent in the Tissues of experimentally inoculated goats - Journal of Comparative Pathology and Therpeutics 1962; 72: 233-44) und 1992 beim Menschen (Tamai,Y.; Kojima,H.; Kitajima,R.; Taguchi,F.; Ohtani,Y.; Kawaguchi,T.; Miura,S.; Sato,M.; Ishihara,Y. - Demonstration of the transmissible agent in tissue from a pregnant woman with Creutzfeldt-Jakob disease [letter] - New England Journal of Medicine 1992 Aug 27; 327(9): 649) nachgewiesen. Das dies bei Rindern bisher nicht gelang, liegt an der sehr geringen Empfindlichkeit des bisher üblichen Nachweisverfahrens und absolut unzureichenden Bemühungen in dieser Richtung. Die Unempfindlichkeit des Testverfahrens kann Ihnen Prof. Diringer im Berliner Robert-Koch-Institut bestätigen (Tel. 030/45472230, Fax: 030/45472609, privat: Tel: 030/3654823). Der Grund liegt in der kurzen Lebensdauer der als Empfänger verwendeten Nagetiere und der Notwendigkeit, dass dabei die Speziesbarriere zwischen Rind und Nagetier überwunden werden muß. Herr Prof. Kretzschmar in Göttingen bestätigte und übertraf außerdem in Focus-TV meine alte Befürchtung, dass außerhalb von England niemand die Infektiosität verschiedener Körperteile untersuchte. Daher wiegt auch die Aussage der Autoren nicht schwer, der Erreger sei nie in Bindegewebe nachgewiesen worden.
Der Bedarf an Rohmaterial ist so groß, dass eine Beschränkung auf sehr junge oder besonders natürlich gehaltene Tiere nicht möglich ist. Es werden aber offenbar für die Produktion von Speise- und Arzneimittelgelatine nur für den menschlichen Verzehr freigegebene Tiere verwendet. Da BSE jedoch erst sehr spät diagnostiziert werden kann, werden die meisten infektiösen Tiere nicht als solche erkannt. Die tierärztliche Prüfung vor der Schlachtung stellt daher keinen bedeutenden Schutz dar.
Die Autoren behaupten weiterhin, dass ohne Zweifel eine Mindestdosis zur Überwindung der Speziesbarriere erforderlich sei. Im Bezug auf die Infektiosität ist dies nicht richtig. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Mindestdosis für die Übertragung von BSE auf andere Spezies erforderlich sein könnte. Im Gegenteil spricht die charakteristische totale Resistenz des Erregers gegen die abbauenden Enzyme des Körpers dafür, dass extrem geringe Dosen bis hin zu einem einzigen Molekül für eine Infektion ausreichen können. Lediglich im Bezug auf die tödliche Dosis wäre das Argument der Autoren zutreffend, weil diese die Inkubationszeit verlängert.
Die Autoren, die Sicherheit der Gelatineproduktion werde dadurch gesteigert, dass die aus einem Rind gewonnenen 10-15 kg Rohmaterial in Produktionseinheiten von 20.000 bis 100.000 kg verschwinden, die ihrerseits bei der Herstellung der Endprodukte um den Faktor 10-100 mit anderer Gelatine verdünnt werden. Meiner Ansicht nach bringt diese Art der Verdünnung jedoch keine höhere Sicherheit, weil die Gesamtmenge der Infektiosität dadurch nicht abnimmt. Diese Mischerei gigantischen Ausmaßes bedeutet nur, dass eine Beschränkung auf lokale Quellen kaum möglich ist.
Knochen werden zu Stücken von weniger als 12 mm Durchmesser zersplittert, mit heißem Wasser bis auf einen Rest von unter 2% entfettet und mindestens 30 Minuten bei über 100° getrocknet. Diese Prozedur ist geeignet, die Infektiosität des Rohmaterials zu einem großen Teil, jedoch sicher nicht vollständig zu entfernen.
Die Knochenstücke werden mit etwa 4%iger Salzsäure, bei einem pH-Wert unter 1,5 demineralisiert, damit nur noch die Kollagenstruktur übrigbleibt. Diese Prozedur dauert 5 Tage, beginnt aber mit schon gebrauchter, stärker verdünnter Salzsäure, die erst am Ende gegen frische ausgetauscht wird. Ein pH-Wert von 1,5 entspricht allerdings einer Salzsäurekonzentration von weniger als 0,1 M. Die Wirkung dieser Behandlung auf den BSE-Erreger wurde leider noch nie ermittelt. Nach einer Publikation scheint aber die Wirkung von Säuren im Gegensatz zu starken Laugen nur vorübergehend zu sein (Gasset,M.; Baldwin,M.A.; Fletterick,R.J.; Prusiner,S.B. - Perturbation of the secondary structure of the scrapie prion protein under conditions that alter infectivity - Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 1993 Jan 1; 90(1): 1-5. Die Autoren führen als Beweis für die Inaktivierende Wirkung von Säuren eine ältere Publikation an (Brown,P.; Rohwer,R.G.; Gajdusek,D.C. - Newer data on the inactivation of scrapie virus or Creutzfeldt-Jakob disease virus in brain tissue - Journal of Infectious Diseases 1986 Jun; 153(6): 1145-8).
Bei mehr als 90% der aus Rindern gewonnenen Gelatine kommt zusätzlich eine Laugebehandlung mit pH-Werten über 12,5 zur Lösung von Quervernetzungen zwischen den einzelnen Collagenmoleküle hinzu. Die Autoren glauben, dass dadurch jegliche BSE-Infektivität entfernt würde. Da jedoch selbst ein pH-Wert von 13 einer Natronlaugekonzentration von nur 0,1 M entspricht und die Infektiosität selbst durch 2 M nicht vollständig inaktiviert wird, kann diese Laugebehandlung keinesfalls als sicher angesehen werden.
Schließlich wird die Gelatine 4 Sekunden lang bei 140° sterilisiert. Auch diese Behandlung ist natürlich nicht geeignet, BSE-Erreger vollständug zu inaktivieren.
Insgesamt sind die bei der Gelatineproduktion verwendeten Prozeduren sicher geeignet, die Infektiosität BSE-verseuchten Rohmaterials stark zu vermindern. Eine totale Inaktivierung ist dadurch aber ebenso sicher nicht möglich.

MH Animal; Bone and Bones/chemistry; Calcium Hydroxide/pharmacology; Cattle; Collagen/isolation & purification; Drug Contamination/*prevention & control; Drug Industry/methods/standards; Encephalopathy, Bovine Spongiform/*prevention & control/transmission; Food Contamination/*prevention & control; Food Handling/methods/standards; Food Inspection/standards; Gelatin/*isolation & purification; Heat; Hydrochloric Acid/pharmacology; *Meat Products/standards; *Prions/drug effects; Safety; Skin/chemistry

AD Deutsche Gelatine-Fabriken Stoess AG, Postfach 1253, D-6930 Eberbach, Germany

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