NR AMNE

AU Wilesmith,J.W.; Ryan,J.B.M.; Atkinson,M.J.

TI Bovine spongiform encephalopathy: epidemiological studies on the origin.

QU The Veterinary Record 1991 Mar 2; 128(9): 199-203

KI Vet Rec. 1991 Mar 16;128(11):262-3. PMID: 1903569 Vet Rec. 1991 Mar 30;128(13):310. PMID: 1903570

PT journal article

AB The results of further epidemiological studies of bovine spongiform encephalopathy (BSE) support the previous findings that the onset of exposure of the cattle population to a scrapie-like agent, sufficient to result in clinical disease, occurred in 1981/82. The onset of this exposure was related to the cessation, in all but two rendering plants, of the hydrocarbon solvent extraction of fat from meat and bone meal. A further possible explanation, related to the geographical variation in the reprocessing of greaves to produce meat and bone meal, was identified for the geographical variation in the incidence of BSE.

IN Wilesmith, Ryan und Atkinson fanden in Septempber und Oktober 1988 in Großbritannien 46 Tierkörperverwertungsanlagen, die aus 1,3 Millionen Tonnen Schlachtabfällen (80%), toten Tieren (9%) und Undefiniertem (11,5%) Tierfett und Griebe (Rückstände ausgelassenen Specks) sowie teilweise Tiermehl bzw. Fleischknochenmehl produzierten. Die Briten sprechen immer nur von Fleischknochenmehl, während in Deutschland unterschieden wird zwischen dem aus toten Tieren gewonnenen Tiermehl und dem aus Schlachtabfällen gewonnenen Fleischknochenmehl. Mit Ausnahme des Anderson-Carver-Greenfield-Systems erhitzten alle Anlagen das zerkleinerte Material ohne Überdruck, was die erreichbare Temperatur beschränkte.
33 Anlagen arbeiteten mit dem batch-Verfahren, welches in einem großen Rührkessel 0,5-15 Tonnen auf Durchmesser von etwa 10 cm zerkleinerten Rohmaterials erhitzte und dabei den größten Teil des darin enthaltenen Wassers als Dampf entweichen ließ. Erst danach konnte die Temperatur auf mehr als 100° ansteigen. Es gab erhebliche Unterschiede, aber durchschnittlich dauerte 155 Minuten, bis die Maximaltemperatur von 100-150° erreicht war. In 24 der 33 Anlagen wurde das Material direkt nach Erreichen der Maximaltemperatur ausgeworfen, während es in den übrigen noch 10-20 Minuten bei dieser Temperatur verblieb. Mit monatlich rund 26.000 Tonnen verarbeiteten diese Anlagen aber nur rund ein Viertel des anfallenden Rohmaterials zu Fett und Grieben, aus denen dann durch Pressen oder Zentrifugieren weiteres Tierfett ausgepresst und nach einer Trocknung Tiermehl produziert wurde.
Weitere 13 Anlagen verarbeiteten nach einem von 4 kontinuierlichen Durchlaufverfahren insgesamt mindestens 70.000 Tonnen Rohmaterial monatlich. In ihnen wurde das Materrial vor der Verarbeitung auf Durchmesser von etwa 3 cm zerkleinert. Vier Entsorger setzten Stork-Duke-Anlagen ein, in denen das Material etwa 65 Minuten verblieb und Temperaturen von maximal 135-145° ausgesetzt war. Sieben Anlagen arbeiteten mit Stord-Bartz-Systemen, in denen das Material insgesamt mindestens 1 Stunde, aber nur rund 35 Minuten bei der Maximaltemperatur von 100-145° blieb. Drei Anlagen nutzten das erstmals 1972 installierte Anderson-Carver-Greenfield-Verfahren, in dem fein zerkleinertes Rohmaterial mit Tierfett gemischt und bei insgesamt 30-40 Minuten rund 15 Minuten der Maximaltemperatur von 104-123° ausgesetzt wurde. Zwei Anlagen arbeiteten nach dem Protech-Verfahren, in dem das auf Durchmesser von 1 cm zerkleinerte Rohmaterial lediglich für 3-7 Minuten auf 95° erhitzt wurde. Anschließend wurde es allerdings noch mit anfangs 800-900° heißer Luft oder in großen Behältern bei 120-130° getrocknet. Von 1971 bis 1984 nahm der Anteil der Tiermehlproduktion in kontinuierlichen Verfahren schrittweise von 0 auf 75% zu.
Von 1965 bis 1982 sank außerdem der Anteil des mit Fettextraktion durch organische Lösungsmittel produzierten Tiermehls in Großbritannien von knapp 70 auf nur noch rund 10%. Dadurch stieg der Fettanteil im Tiermehl von unter 5 auf 7-14%. Möglicherweise hatte die zuvor praktizierte Fettreduktion auf durchschnittlich 1% die Hitzeresistenz von Prionen reduziert. Mit einer Ausnahme war die Fettextraktion mit organischen Lösungsmitteln auch mit einer Zerkleinerung des Materials auf nur 3 x 6 x 12 mm, einer Erhitzung im Lösungsmittel auf 70° für rund 8 Stunden, einer 45-60 Minuten dauernden Trocknung bei 105-120° sowie einer 15-30 Minuten dauernden Behandlung mit Wasserdampf verbunden. Dies dürfte eine zusätzliche Inaktivierung von Prionen bewirkt haben. 1988 gab es in Großbritannien nur noch 2 schottische Anlagen, die Fett mit organischen Lösungsmitteln extrahierten.
Die Autoren nennen den Winter 1981/82 als den Zeitpunkt, an dem nach ihrer Ansicht die massive BSE-Epidemie ausgelöst wurde. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen stellen sie aber fest, dass die allmähliche und bereits in den 1970er Jahren weit fortgeschrittene Umstellung auf kontinuierliche Verfahren zur Fett- und Tiermehlherstellung kaum eine Ursache für ein plötzlich erhöhtes Risiko gewesen sein kann. Sie meinen, dass die bei kontinuierlichen Verfahren viel geringere Partikelgröße bei ähnlichen Temperaturbedingungen die Sterilisierung sogar eher verstärken müsste. Im Gegensatz dazu stellten die Autoren von 1980 auf 1982 noch einen relativ großen Schritt hinsichtlich des zunehmenden Verzichts auf organische Lösungsmittel fest und halten dies für eine mögliche Ursache für den Ausbruch der BSE-Epidemie. Als mögliche Erklärungen nennen sie die generell reduzierte Hitzeempfindlichkeit von Mikroorganismen, die leichte Reduktion von Scrapie-Infektiosität durch Extraktionen mit organischen Lösungsmitteln sowie die zusätzliche Behandlung des Tiermehls mit heißem Dampf zur Entfernungen von Lösungsmittelresten. Den Autoren ist klar, das britische Rinder schon lange vor 1980 unvollständig inacktivierter Scrapie-Infektiosität ausgesetzt gewesen sein müssen. Sie können sich aber einen erst später überschrittenen Schwellenwert für die Auslösung der massiven Epidemie vorstellen. Es ist auch möglich, dass erst ein spontan an BSE erkranktes Rind aufgrund unzureichender Sterilisierung die BSE-Epidemie auslöste. Außerdem wäre bei einer Scrapie-Infektion als Auslöser für eine BSE-Epidemie mit einer stark verlängerten Inkubationszeit zu rechnen gewesen. Die primäre Scrapie-Infektion des ersten Rindes hätte also bereits in den 1970er Jahren erfolgen müssen.

MH Age Factors; Animal; Brain Diseases/epidemiology/etiology/*veterinary; Cattle; Cattle Diseases/*epidemiology/etiology; Fats/*analysis; Meat/*analysis; Minerals/*analysis; Slow Virus Diseases/epidemiology/etiology/*veterinary

AD Epidemiology Unit, Central Veterinary Laboratory, New Haw, Weybridge, Surrey.

SP englisch

PO England

EA pdf-Datei

OR Prion-Krankheiten 8

Autorenindex - authors index
Startseite - home page