NR ANCW
AU anonym
AK Scientific Steering Committee
TI Opinions adopted by the Scientific Steering Committee at its meeting of 19-20 February 1998
QU Internet
IA http://ec.europa.eu/food/fs/sc/ssc/out08_en.html
PT scientific opinion
IN
Das SEAC stellte im Februar 1998 Daten über die Infektiosität verschiedener Rindergewebe zur Verfügung:
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Gewebe CoID50/g Masse pro CoID50 prozentuale
537 kg Tier pro Rind Verteilung
Gehirn 10 500 g 5000 64,0 %
Trigeminus- 10 20 g 200 2,6 %
ganglien
Augen und 0,0032 11600 g 37 0,5 %
übriger Kopf
Rückenmark 10 200 g 2000 25,6 %
dorsale 10 30 g 300 3,8 %
Spinalganglien
Wirbelsäule 0,0032 5000 g 16 0,2 %
Ileum 0,032 800 g 256 3,3 %
Milz 0,0032 800 g 3 0,04 %
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CoID50/g = Cattle oral infectious dose 50%
Trigeminusganglion = Ansammlung von Nervenzellen des Trigeminusnervs
Spinalganglion (an der dorsalen Wurzel) = an den rückenseitigen Zwischenwirbellöchern gelegene spindelförmige Ansammlungen von Nervenzellen, welche Impulse aus der Körperperipherie ins Rückenmark weiterleiten.
Ileum = durch die Peyerschen Plaques gekennzeichneter letzter Dünndarmabschnitt
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Die Autoren meinen, dass sich daß infektiöse Ileum vom restlichen Darm abtrennen lasse und das die Lunge bei geeigneter Schlachtung nicht infektiös sei. Immerhin halten sie maschinell von der Wirbelsäule geschabtes Fleisch für gefährlich, weil es die dorsalen Spinalganglien enthalten könnte.
Obwohl es dafür bisher keine Beweise gebe, hält das Committee eine Rückübertragung von BSE auf Schafe und Ziegen für möglich und empfiehlt daher, Köpfe und Rückenmark von mehr als 1 Jahr alten Schafenund Ziegen zu vernichten. Ileum und Milz sollen dagegen bei Schafen und Ziegen jeden Alters vernichtet werden. Seltsam!
Obwohl die Infektiosität weniger infektiöser Gewebe noch gar nicht bekannt ist, meint das SSC, Gehirn, Rückenmark, dorsale Spinalganglien und Trigeminusnervganglien machten 96% der Gesamtinfektiosität eines Rindes aus. Sie meinen außerdem, dass das Alter der Tiere ihre Infektiosität beeinflusse und heben dabei die letzten 9 Monate vor den ersten Symptomen hervor und daß das bisher jüngste BSE-Rind 20 Monate alt war. Daher sollen die besonders gefährlichen Gewebe erst bei mehr als 1 Jahr alten Tieren aus von BSE betroffenen Ländern entfernt werden.
Nach unpublizierten Daten des MAFF vom 3.12.97 wurde nun auch in Knochenmark 38 Monate nach der oralen Infektion BSE-Infektiosität nachgewiesen, welche für 2 von 18 Mäusen tödlich war. Bei weiteren 3 dieser Mäuse wurde das proteaseresistente Prionprotein immuncytologisch nachgewiesen. Demnach müssen auch die langen Knochen des BSE-Rindes als infektiös angesehen werden.
Bezüglich der Gelatineproduktion stellt das SSC fest, dass auch der beste Produktionsprozeß Infektiosität des Rohmaterials nur um wenige Größenordnungen reduziert und das eine vollständige Kontrolle der Rohmaterialien nicht möglich ist. Es verlangt aber keine maximale Sicherheit für jede Gelatine. Abhängig vom Einsatzgebiet der Gelatine, stellte es unterschiedliche Anforderungen an die Spezies, die regionale Herkunft der Tiere, die verwendbaren Gewebe. Es regt an, eventuell auch das Alter der Tiere zu berücksichtigen. Diese Haltung ist nachvollziehbar angesichts der Probleme, den gesamten Bedarf mit sicher BSE-freiem Rohmaterial zu decken. Es gilt aber auch zu bedenken, dass auch eine sublethale Infektion der gesamten EU-Bevölkerung ein großes Risiko für die Transplantations- und Transfusionsmedizin birgt. Mein Artikel mit entsprechenden Warnungen blieb unberücksichtigt.
Bezüglich der Talgproduktion kommt das SSC noch zu keiner endgültigen Einschätzung, da viele Daten fehlen. Es stellt fest, das die Ungefährlichkeit nicht als bewiesen angesehen werden kann, solange Taylors Ergebnisse nicht durch ein anderes Labor bestätigt wurden. Sie verlangen in nicht BSE-freien Ländern den Ausschluß der als potentiell gefährlich eingestuften Gewebe und eine Behandlung bei 133° bei 3 bar über 20 Minuten, sofern der Talg für menschlichen Gebrauch bestimmt ist. Sie fragen sich, ob nicht der Einsatz von Talg im Milchaustauschern für Kälber beendet werden sollte.
Nach der Ansicht des SSC ist Fleisch- und Knochenmehl aus Säugetieren definiert als in geeigneter Weise aus Tierkörpern wiedergewonnenes und direkt für die Tierfüttererung nutzbares Protein. Die Wiedergewinnung (rendering) umfaßt jede Verarbeitung von Schlachtabfällen, für menschlichen Verzehr nicht geeigneten Tieren und Fleischabfällen zu Fleisch- und Knochenmehl. Dies umfaßt auch die Sammlung der Rohmaterialien, ihre minimale Verarbeitung oder ihre Verarbeitung in Spezialbetrieben, sofern das Produkt Tierfutter ist.
Zur Produktion von Fleisch- und Knochenmehl stellt das SSC fest, dass selbst nach 20 Min. 133° bei 3 bar Druck nicht sicher von einer vollständigen Inaktivierung von TSE-Erregern ausgegangen werden kann. Das SSC verweist auf unveröffentlichte Ergebnisse des britischen UK Central Veterinary Laboratory in Weybridge, nach denen für die intrazerebrale Infektion von Kälbern im Vergleich zu Mäusen 1/1000 der BSE-Infektiosität ausreicht. Es liegen deshalb einfach keine Ergebnisse mit empfindlchen Tests vor. Daher sollten hochinfektiöse Materialien nicht als Rohmaterial zugelassen werden.
Unter als risikoreich spezifiziert versteht das SSC die am 9.12.97 verabschiedete Liste, überlegt aber, künftig vielleicht auch die Herkunft und das Alter der Tiere zu berücksichtigen.
Das SSC verlangt Maßnahmen zur Verhinderung der Contaminationen von Tierfutter durch Futterkomponenten, die nur für eine andere Tierart zugelassen sind. Es verweist außerdem darauf, dass eine Amplifikation von TSE-Erregern Tieren mit spontan entstandenen TSEs verhindert werden müssen. Daher sollen auch in BSE-freien Ländern nur für den menschlichen Verbrauch akzeptierte Tiere verarbeitet und dabei stets 133° bei 3 bar für 20 Min. angewendet werden. In Ländern mit geringer BSE-Incidenz sollen außerdem die specified risk materials ausgeschlossen werden. In Ländern mit hoher BSE-Inzidenz soll kein Tiermehl mehr für den Gebrauch als Tierfutter produziert werden. Länder mit unbekanntem Status sollen als Hochrisiko-Länder behandelt werden.
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SP englisch