NR APBO

AU anonym

TI Schlachtmethode für mehr Sicherheit - Absauggerät entfernt Rückenmark

QU Fernsehsendung nano am 24.4.2001 in 3sat

IA http://www.3sat.de/3satframe.php3?url=http://www.3sat.de/nano/cstuecke/18227/index.html

VT Nach den ganzen Diskussionen um die Maul- und Klauenseuche ist fast vergessen gegangen, dass die eigentliche Gefahr für den Menschen immer noch BSE ist. Letzte Woche wurden in der Schweiz wieder zwei kranke Tiere entdeckt - das eine war bereits geschlachtet. Und gerade beim Schlachten besteht nach wie vor ein Risiko. Zwar werden Hirn und Rückenmark nicht mehr verwertet. Aber wenn man das Tier halbiert, kann das Rückenmark verspritzen und so das Fleisch mit Prionen verseuchen. Ein neues Gerät soll da Abhilfe schaffen.
Mit einem Staubsauger wird das Rückenmark aus dem Tierkörper gesaugt, bevor man ihn auftrennt. Das System kommt aus Deutschland und wird jetzt erstmals in der Schweiz demonstriert. Das Problem war bisher das Aufsägen der Tierkadaver. Bei einem BSE-verseuchten Tier befinden sich nicht nur im Hirn, sondern auch im Rückenmark krankmachende Prionen. Beim Auftrennen können die Prionen durch die Säge verschmiert werden und mit dem Muskelfleisch in Berührung kommen. So entsorgte man bisher das Rückenmark. Die neue Methode scheint verblüffend einfach, denn das Rückenmark verschwindet unter den kritischen Augen der Experten im Schlauch.
Nach dem Halbieren des Tiers ist die Wirbelsäule innen hohl. Die Experten sind skeptisch, denn beim Vorgang wird das Rückenmark immer noch zerstückelt. Professor Vandevelde untersucht im Auftrag des Bundesamts für Veterinärwesen kritisch verbleibendes Rückenmarksgewebe und lässt es im Labor untersuchen. Ein paar Tage später hat Vandevelde etwa fünf Stücke der entnommenen Proben aus der Wirbelsäule untersucht. Sichtbar ist die harte Hirnhaut, die im Kanal der Wirbelsäule verläuft. In dieser Haut liegt normalerweise das Rückenmark, von dem jetzt nichts mehr vorhanden sein sollte.
Ein erstaunlich guter Befund: Denn erstens sind nur kleinste Spuren von Rückenmarksgewebe nachzuweisen. Zweitens bleibt die Rückenmarkshülle, quasi die harte Hirnhaut, als Sack intakt. Das bedeutet, dass dieser Sack beim Aufsägen offenbar nicht von der Säge verletzt wird, sondern als ganzer Schlauch quasi auf eine Seite der Wirbelsäule gedrückt wird. So bleiben auch die letzten Reste von Rückenmark geschützt und kommen nicht mit dem Muskelfleisch in Berührung. Vandeveldes Skepsis gegenüber der neuen Schlachtmethode ist verschwunden.
Das letzte verbleibende Risiko ist mit dieser Methode offensichtlich aus der Welt geschafft. Ab nächster Woche wird die Maschine im Schlachthof Lüthi in Bern routinemäßig eingesetzt. Weitere Betriebe haben ihr Interesse angemeldet. Das Schweizer Bundesamt für Veterinärwesen will die neue Methode im ganz normalen Schlachtbetrieb nochmals genau unter die Lupe nehmen. Wenn der Befund dann immer noch so positiv ausfällt, soll das Gerät allen Schweizer Schlachthöfen zur Anschaffung empfohlen werden. Vorgeschrieben wird es vorerst allerdings noch nicht.
In Deutschland wird das Gerät vertrieben von:
BVS Beratung Verkauf Service für die Fleischwirtschaft GmbH, Gutenbergstraße 21, 55270 Oberolm

IN Mit einer Art Staubsauger scheint es möglich zu sein, das Rückenmark vor dem Halbieren eines Schlachtrindes nahezu vollständig abzusaugen. Weil das Absaugen die das Rückenmark umgebende harte Hirnhaut nicht zu beschädigen scheint, bleibt diese als hohler Sack in der Wirbelsäule zurück. Anscheinend wird dieser hohle Hirnhautsack dann beim Sägen nur beiseite geschoben, sodaß noch darin verbliebene Rückenmarkreste weder die Säge, noch den Schlachtkörper kontaminieren. Das Gerät soll zunächst im Schlachthof Lüthi in Bern im Routineeinsatz getestet werden und auch Bayern und Nordrhein-Westfalen sollen es einsetzen wollen.

SP deutsch

Autorenindex - authors index
Startseite - home page