NR APYZ

AU Fischer,M.

OT Molekularbiologie von Prionerkrankungen

QU BSE-Seminar an der Universität Bern vom 26. Oktober 1995

IN Der Autor listet eine Reihe von Eigenschaften auf, durch die sich die Erreger der übertragbaren spongiformen Enzephalopathien von konventionellen Krankheitserregern wie Viren oder Mikroorganismen unterscheiden sollen. Zunächst nennt er unzulässigerweise die Tatsache, dass bisher keine spezifische Nukleinsäure nachgewiesen werden konnte. Es gibt anderslautende Publikationen. Auch die große Resistenz gegen konventionelle Sterilisationsmethoden hat in dieser Liste eigentlich nichts zu suchen, weil diese Unterschiede nur graduell sind. Die Resistenz gegen Bestrahlung paßt tatsächlich nicht zu Nukleinsäuren. Die Größenangabe 150 kD ist aber irrelevant, weil ein 150 kD schweres Protein nicht mit einer Nukleinsäure der gleichen Masse vergleichbar ist. Hier hätte er die maximale Anzahl von Basenpaaren angeben müssen. Das Fehlen einer Immunantwort schließt durchaus keine viralen Erreger aus. Auch das Überwinden von Speziesbarrieren während einer Infektionspassage spricht nicht wirklich gegen Viren. Das Tollwutvirus sollte ihm eigentlich bekannt sein. Da sich viele Viren in Membrane und Proteine ihrer Wirt einhüllen, ist auch die Assoziation eines Wirtsproteins mit dem Erreger kein gültiges Argument gegen Viren. Die Umfaltung des Prionproteins und seine Aggregation zu Amyloiden ist ebenfalls kein vernünftiges Argument gegen die Virus-Hypothese. Eine genaue Betrachtung des Einflusses von Mutationen des Prionproteins auf die Prionkrankheiten liefert tatsächlich starke Argumente gegen die Virushypothese, die vom Autor genannten Arbeiten sind hierfür jedoch leider ungeeignet. Trotzdem behauptet der Autor, seine diletantische Aufzählung führe zur "Nur-Eiweiß-Hypothese". Falsch ist auch die Behauptung, Prione seien identisch mit der umgefalteten Form des Prionproteins. Dies behauptet Prusiner wohlweislich nicht. Irreführend und falsch schreibt der Autor, die proteaseresistente Form des Prionproteins vermehre sich und die Art der Umwandlung sei unbekannt. Als Argumente gegen die "Nur-Eiweiß-Hypothese" führt er das längst gelöste Problem der Existenz von Prionenstämmen und die Relation von infektiösen Einheiten zu umgefalteten Prionproteinen von etwa 1:5000 an, welche sich leicht durch die Aggregatbildung erklären läßt. Wenigstens die Virino-Hypothese stellt der Autor mit einem Satz richtig dar. Leider unterscheidet er sie nicht von der Virus-Hypothese und behauptet völlig unsinnig, eine virale DNA müsse ubiquitär sein, weil man sie bisher nicht finden konnte. Falsch ist auch die Ansicht, die Punktmutationen im Prionproteingen bei erblichen Prion-Krankheiten oder Dispositionen für sie sprächen gegen die Virus-Hypothese. Wenigstens stellt der Autor richtig dar, dass die Mäuse ohne Prionproteine die Notwendigkeit des Prionproteins für Vermehrung des infektiösen Agens beweisen. Auch den Zusammenhang zwischen der Sequenz des Prionproteins und der Speziesbarriere hat er erkannt. Offensichtlich versteht der Autor fast nichts von der Molekularbiologie der Prionerkrankungen. Dies ist erstaunlich, da er seit Jahren in der renomierten Weissmann-Gruppe arbeitet.

AD Dr. Marek Fischer, Institut für Molekularbiologie I, ETH Hönggerberg, Zürich

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OR Prion-Krankheiten 3

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