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AU Gilbert-Sättele,S.

OT Rätsel "Prion": Creutzfeldt-Jakob-Krankheit weiter unerforscht

QU dpa 1.12.95

PT Zeitungsartikel

VT Stuttgart (dpa) - "Prion" wird das Rätsel genannt, dem Forscher seit 30 Jahren auf die Spur zu kommen suchen. Ihr Eifer ist berechtigt: Ein noch immer unbekannter Erreger (Proteinaceous Infectious Agent) wird schließlich verantwortlich gemacht für eine todbringende Krankheit, die fast jeder Zeitungsleser kennt. Die Schlagzeilen über den von einem ähnlichen Erreger ausgelösten Rinderwahnsinn brachten auch die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit - obwohl schon 1921 erstmals beobachtet - ins Bewußtsein der Öffentlichkeit. Wer an Creutzfeldt-Jakob erkrankt - und dies sind pro Jahr etwa 50 bis 70 Menschen in Deutschland - trägt den Erreger schon bis zu 30 Jahre in sich. Diese besondere Form einer Gehirnentzündung führt im Schnitt nach acht Monaten zum Tod. "Man kann die Patienten nicht retten und kaum behandeln", sagt Thomas Weber vom Marienkrankenhaus Hamburg anläßlich einer Veranstaltung in Stuttgart. Dennoch ist es für den Mediziner äußerst unwahrscheinlich, dass sich Patienten durch den Verzehr von Fleisch angesteckt haben. Der Rinderwahnsinn (Bovine Spongiforme Enzephalopathie/BSE) wird zwar nach den bisherigen Erkenntnissen ebenfalls von einem "Prion" ausgelöst, aber allenfalls mit dem Verzehr von verseuchtem Rinderhirn gehe "eine gewisse geringfügige Gefährdung " einher. Im Tierversuch, betont Weber, konnte keine BSE-Übertragung durch Verfütterung von Fleisch beobachtet werden. Gleichwohl wird weiter heftig nach dem Erreger gesucht, zumal er bei Menschen nicht nur für Creutzfeldt-Jakob, sondern auch für drei weitere Krankheiten verantwortlich gemacht wird: Das Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom, die Fatale Familiäre Insomie und Kuru - eine seit Jahrzehnten bekannte Erkrankung aus Neu-Guinea, die durch rituellen Kanibalismus übertragen wurde. Eine Ansteckung mit dem Erreger von Mensch zu Mensch ist nicht belegbar, betont Weber. Deshalb steige die Zahl der Erkrankungen an Creutzfeldt-Jakob auch nicht, sondern bleibe konstant. Bei fast jedem siebten Patienten ist die Krankheit ihm zufolge ohnehin genetisch bedingt und vererbt.

IN Dazu ist zu sagen, dass Scrapie-Infektiosität in Ziegenmuskelfleisch nachgewiesen wurde [ANBJ]. Die Ansteckung mit dem Erreger von Mensch zu Mensch geschah vielfach iatrogen und offensichtlich auch im Fall von Kuru. Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Weber von der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen sondert auch ohne Erreger eine gewissermaßen ansteckende Form von Schwachsinn ab.

SP deutsch

OR Prion-Krankheiten G (vermisst)

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