NR AQBL

AU Herbst,M.

TI Die bovine spongiforme Enzephalopathie - eine neue Gefahr für Mensch und Tier?

QU RFL - Rundschau für Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachung 1993; 45(1): 1-24

PT Review

IN Frau Dr. Herbst behauptet, dass infektiöse britische Tierkörpermehle nach Deutschland exportiert und an Milchvieh, Schweine und Geflügel verfüttert wurden. Sie berichtet auch von BSE-artigen Erkrankungen bei Hühnern. In ihrer Literaturliste kann ich keinen Beleg dafür finden. Sehr interessant ist, dass nach ihrem Bericht mindestens 14 Inder nach einer Tollwut-Schutzimpfung mit scrapieinfiziertem Impfstoff an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben sein sollen und Schafweiden auch noch nach 3 Jahren infektiös sein könnten. Für die Scrapie-Infektion von Menschen per Tollwut-Impfung konnte ich trotz intensiver Recherche keine Belege finden. Arya hält dies lediglich für möglich und fordert eine Untersuchung. Sie gibt Berichte über Häufungen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei Neurologen, Landwirten, Tierärzten und Schlachthof- sowie Tierkörperbeseitigungspersonal wieder. Tatsächlich sind diese Häufungen aber nicht signifikant. Außerdem meint sie, dass bei der Übertragung auf einen anderen Wirt aufgetretene Veränderungen der Erregereigenschaften bei der Rückübertragung erhalten bleiben könnten. Dies trifft jedoch nur für die Infektionsspezifitäten zu. Offenbar stellt sie sich die Prione als virusartig vor. In diese Richtung geht auch ihre offenbar von Lacey stammende Überlegeung, die BSE-Erreger könnten bis zur Änderung ihrer Virulenz in Rindern persistiert haben. Als noch ausstehend bezeichnet sie den Nachweis von Erregern in der Milch. Sie zitiert Prof. Diringer mit der Behauptung, dass für eine Krankheitsübertragung durch die Nahrung innerhalb einer Art 0,02-10 g und zwischen verschiedenen Arten 6-130 g infektiöser Gehirnsubstanz ausreichten. Sie zitiert außerdem eine Arbeit von Kamin,M.; Patten,B.M. [EHV], die 4 Fälle von Wildtiergenuß bei Creutzfeldt-Jakob-Kranken zusammenfaßten. Diese 4 Fälle lassen aber eigentlich keine Schlußfolgerungen zu und werden sicher nicht von vielen als Beleg für eine Übertragung von Wildtieren auf Menschen akzeptiert. Sie berichtet, dass die Einfuhr von Tierkörpermehlen aus Großbritannien nach Deutschland erst im Mai 1989 verboten wurde. Sogar erst im November 1989 wurde ein totales Importverbot für britisches Rindfleisch verhängt. Dieses wurde aber im Juni 1990 durch einen EG-Beschluß wieder aufgehoben. Danach durfte Fleisch aus scheinbar nicht infizierten Herden sowie Fleisch aus infizierten Herden nach Entfernung sichtbarer Nerven- und Lymphgewebe importiert werden. Nach einem Artikel von Prof. Möller in der TW Neurologie/Psychiatrie 5, 366-7 soll die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit weltweit zunehmen. Nach einem Artikel in Lancet 336, 21-22 sollen möglicherweise nicht 30-40, sondern 7500-9000 Engländer jährlich an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sterben. Hierbei handelt es sich jedoch um eine unrealistische "worst case"-Abschätzung eines Editors dieser Zeitschrift.

AD Dr. med. vet. Margit Herbst, 24576 Bad Bramstedt, Landweg 45

OR Prion-Krankheiten H

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