NR AQBM
AU Herbst,M.
TI Rinderwahnsinn - Teil 1
QU Neuro date aktuell 1995 Mar 1; 9(62): 39-45
PT Review
IN Frau Dr. Herbst berichtet, dass auch bei Hühnern BSE-artige Erkrankungen festgestellt wurden. Sie bezeichnet die übertragbare Nerzenzephalopathie und das Downer-Syndrom amerikanischer Rinder als eigenständige Krankheiten aus der Gruppe der Prionkrankheiten, hält die Zugehörigkeit der tödlichen familiären Schlaflosigkeit nicht für erwiesen. Sie erwähnt Läsionen mit perivaskulären Infiltrationen bei einigen Blutgefäßen von Scrapie-Schafen und BSE-Rindern. Erstaunlicherweise behauptet sie, das Scrapie-Agens sei bereits auf den Menschen übertragen worden. Außerdem meint sie, dass bei der Übertragung auf einen anderen Wirt aufgetretene Veränderungen der Erregereigenschaften bei der Rückübertragung erhalten bleiben könnten. Dies trifft jedoch nur für die Infektionsspezifitäten zu. Offenbar stellt sie sich die Prione als virusartig vor. In diese Richtung geht auch ihre offenbar von Lacey stammende Überlegeung, die BSE-Erreger könnten bis zur Änderung ihrer Virulenz in Rindern persistiert haben. Als noch ausstehend bezeichnet sie den Nachweis von Erregern in der Milch. Sie erwähnt, dass für eine Krankheitsübertragung durch die Nahrung innerhalb einer Art 0,02-10 g und zwischen verschiedenen Arten 6-130 g infektiöser Gehirnsubstanz ausreichten. Sie hält 2%ige Hypochlorit-Lsg. und 90% Phenol für ausreichend, die Erreger zu inaktivieren. Sie hält die in den deutschen Tierkörperbeseitigungsanlagen angewendete Erhitzung auf 133° bei 3 bar für 20 Minuten für nicht ausreichend, um alle Scrapie-Erreger zu töten und hält eine Selektion gefährlicherer Erregerstämme für möglich. Nach ihren Angaben ist Scrapie bereits seit 1732 bekannt. Bereits 1883 wurde über Scrapie beim Rind, 1942 über Scrapie bei Pferden berichtet. Sie berichtet, dass sich Scrapie und BSE horizontal und vertikal ausbreiteten und daß nach einer isländischen Studie Schafweiden noch 3 Jahre nach der Beweidung durch scrapieinfizierte Schafe infektiös seien. In Großbritannien waren 1990 30% der Herden scrapieverseucht. Die chronische Auszehrung amerikanischer Weißwedelhirsche, Wapitis und Großohrhirsche soll nachweislich durch Infektionen via Schafkadaver, verseuchten Boden und infizierte Futtermittel ausgelöst werden können. Sie schreibt, dass britische Tierkörpermehle als Futter- und Düngemittel weltweit exportiert wurden und das die britischen Rinder- und Rindfleischexporte in die EU zugenommen hätten. Auch in Deutschland seien infizierte Tiermehle den Milchaustauschern und dem Rinderfutter beigemischt worden. Später wurde es "nur" noch an Pferde, Schweine, Geflügel und Fische verfüttert. Eine amerikanische Studie soll einen epidemiologischen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und erhöhtem Fleischkonsum zeigen. Frau Herbst bringt die Häufung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit unter lybischen Juden mit deren Vorliebe für Schafsgehirne und Schafsaugen in Verbindung. Erstaunlich ist, dass nach ihrem Bericht mindestens 14 Inder kurz nach einer Tollwut-Schutzimpfung mit scrapie-infiziertem Impfstoff starben. Ein neuer immunologischer Test soll binnen 40 Stunden sichere BSE-Diagnosen liefern.
AD Dr. med. vet. Margit Herbst, 24576 Bad Bramstedt, Landweg 45
OR Prion-Krankheiten H