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AU Hofmann,K.
TI Erhitzungsnachweis bei Tiermehlen - Sind Tiermehle in Deutschland ausreichend erhitzt?
QU Fleischwirtschaft 1996 Jul 1; 76(7): 707-11
PT Article
IN
Deutsches Tiermehl soll vorwiegend aus Schweinen hergestellt werden. Tierkörperbeseitigungsanstalten (TBAs) sind zugleich Tierkörperverwertungsanstalten (TVAs), weil das von ihnen produzierte Tiermehl als Tierfutter wiederverwertet wird. Nach §24a Absatz 2 der Viehverkehrsordnung gilt jedoch: Die Verfütterung von in Tierkörperbeseitigungsanstalten erzeugtem Tiermehl an Wiederkäuer ist verboten. Ist umgekehrt die Verfütterung von nicht in Tierkörperbeseitigungsanstalten erzeugtem Tiermehl an Wiederkäuer erlaubt? Der Autor betont, die Bedingungen der Tiermehlherstellung würden in Deutschland durch §5 Absatz 1 der Tierkörperbeseitigungsanstalten-Verordnung festgelegt. Tierkörper, Tierkörperteile und Erzeugnisse sind mit thermischen Verfahren, bei denen Wärme indirekt zugeführt wird, zu behandeln. Sie sind bis zum Zerfall der Weichteile zu erhitzen und anschließend mindestens 20 Minuten lang bei einer Temperatur von 133° und einem Druck von 3 bar heiß zu halten. Das Material ist während des gesamten Vorganges ständig umzurühren. Die Dauer des Heißhaltens, die Höhe der Temperatur und des Dampfdruckes sind fortlaufend zuverlässig nachweisbar zu messen. In der entsprechenden EU-Richtlinie von 1990 wurde der Begriff "Temperatur" durch das strengere, aber unklare und praktisch schwer meßbare Kriterium "Kerntemperatur" ersetzt. Es ist unklar, ob damit die Mitte des Behälters, oder das Innere der dicksten Tierstücke gemeint ist. Dafür erlaubte eine EU-Entscheidung von 1992 unbrauchbare Alternativverfahren.
Der Autor schlägt als praktikables Maß für die Effektivität der Erhitzung den für die Bakterien-Sterilisierung von Fleischkonserven verwendeten F- oder Letalitätswert vor, der die Faktoren Temperatur und Einwirkungsdauer kombiniert. Eine Erhöhung der Temperatur am kältesten Punkt um 10° soll die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen verdoppeln die Abtötung von Mikroorganismen um den Faktor 10 verstärken. Ich glaube nicht, dass dies für alle chemischen Reaktionen zutrifft und es gilt mit Sicherheit nicht für alle Mikroorganismen über einen großen Temperaturbereich. Nachträglich messen will er die Veränderung von Proteinbanden, deren Abhängigkeit von der effektiven Temperatur-Zeit-Einwirkung durch Eichversuche mit je 20 Min. bei 100, 105, 110, 115, 120, 125, 130, 133, 135 oder 138° autoklaviertem Fleisch von Rind, Schwein, Schaf und Geflügel ermittelt wurde. Tatsächlich nahmen in Eichkurven mit Rind- oder Schweinefleisch die Flächen der densitometrisch in gefärbten Gelen gemessenen Aktinpeaks mit zunehmender Autoklaventemperatur linear ab und erlaubt eine gute Abschätzung der effetiven Behandlungsintensität unbekannter Proben, sofern diese dieselbe Aktinspezies in der gleichen Konzentration enthält. Bei Tiermehlen von 19 Herstellern ließen sich nach der Polyacrylgelelektrophorese mit Coomassie Blue ähnlich wie bei auf 130-135° erhitztem Fleisch keine wesentlichen Banden mehr anfärben.
Ein ELISA-Spezies-Test der britischen Firma Cortecs Diagnostics kann in Tierfutter tierartspezifisch Proteine nachweisen, sofern das Material nicht mindestens 20 Min. bei 133° sterilisiert wurde. Der Schaftest spricht allerdings selbst dann stark an, wenn Schaffleisch ordnungsgemäß 20 Min. mit 133° behandelt wurde. Mit diesem Test stellte der Autor fest, dass 8 von 19 Tiermehlproben noch deutlich stärkere, zum Teil sogar um ein Vielfaches stärkere Immunanreaktion als die ordnungsgemäß erhitzte Kontrollprobe lieferten. Nachdem diese Proben 20 Min. bei 133° nachsterilisiert worden waren, lagen auch ihre Immunreaktionen unter dem Vergleichswert. Die Proben waren also vorher nicht ordnungsgemäß erhitzt. Es stellt sich die Frage, ob sie überhaupt in einer TBA hergestelt wurden.
AD Dr.rer.nat. Dipl.Chem. Klaus Hofmann, Bundesanstalt für Fleischforschung, E.-C.-Baumann-Str. 20, 95326 Kulmbach, Tel. 09221/803215, privat: Schrotacker 27, 95326 Kulmbach Tel. 09221/75728 Fax 09221/803303
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