NR AQFV
AU Lohse,K.
TI Das Rindfleisch bleibt die heilige Kuh der Briten - Supermärkte erreichen fast wieder Februar-Umsätze
QU Aachener Nachrichten Nr. 252 - Dienstag, 29. Oktober 1996
PT Zeitungsartikel
VT
Das Rindfleisch bleibt die heilige Kuh der Briten - Supermärkte erreichen fast wieder Februar-Umsätze
London. Nichts scheint die Briten von ihrem geliebten Rindfleisch abbringen zu können. Als ein Minister am 20. März auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der als Rinderwahnsinn bekannten Tierseuche BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) bei Menschen hinwies, verbannten zwar viele Briten erst einmal das Rindfleisch von ihrem Speiseplan. Jetzt ist das Beef jedoch in die Küchen vieler Briten zurückgekehrt.
Panik hielt nicht lange an
Die Panik bei den britischen Verbrauchern hatte nicht lange angehalten. Der Rindfleischkonsum war erst auf die Hälfte gesunken. Aber dann versicherten Politiker Schlachter und Rinderzüchter, dass britisches Rindfleisch - allen Warnungen aus Europa zum Trotz - ungefährlich sei. Die Aufrufe, nun erst recht Beef zu essen, blieben auf der britischen Insel nicht ohne Wirkung.
Eltern haben keine Bedenken
Inzwischen haben die Supermarktriesen Tesco, Safeway und Sainsbury mit ihrem Rindfleisch-Angebot ausschließlich aus britischen Ställen nach eigenen Aussagen 80 bis 85 Prozent der Verkaufszahlen von Februar erreicht. "Im März haben wir die Preise kurzzeitig um die Hälfte gesdenkt, aber seitdem verkaufen wir weitgehend zu den alten Preisen", sagt eine Sprecherin des Supertnarktes Sainsbury.
Die Bezirksverwaltung von Nord Yorkshire hat als eine der ersten amtlichen Stellen die Rückkehr zum britischen Rind signalisiert. Sie hat die Eltern von 80.000 Schülern befragt, ob Rindfleisch wieder auf dem Speiseplan der Schulküchen erscheinend solle, nachdem es monatelang verpönt war. "Die große Mehrheit hat sich dafür ausgesprochen", sagt Verwaltungssprecher Tony Webster. Die Kommission der Rinderzüchter will erreichen, dass bis Jahresende wenigstens die Hälfte der Schulen, die Mittagessen anbieten, zum Beef zurückkehrt.
Ein Fünftel weniger fürs Kilo
Auch auf dem 127 Jahre alten Fleischgroßmarkt "Smithfields" im Osten Londons, wo täglich mehr als 10 Prozent des gesamten britischen Fleischhandels abgewickelt werden, hat der Rinderwahnsinn seine Spuren hinterlassen. Der Umsatz in den malerischen Markthallen aus dem vorigen Jahrhundert wird in diesem Jahr um ein Viertel geringer sein als 1995, schätzen Großhändler.
Nach der ersten Warnung vor dem Übertragungsrisiko sind die Preise bei "Smithfields" in den Keller gerutscht. Sie haben sich auch nicht wieder voll erholt. Züchter und Großhändler erhalten jetzt rund 20 Prozent weniger für das Kilo Rindfleisch.
AD Kerstin Lohse
SP deutsch
PO Deutschland
OR Prion-Krankheiten L