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AU Nolden,S.

TI BSE-Alptraum. Wo der heimtückische Erreger uns bedroht und wie wir uns schützen können

QU Artikel-Entwurf für die Neue Revue 1995 Nov

PT Artikel-Entwurf

IN Meine Analyse seines Entwurfes: Mit der Formulierung "Rinderwahnsinn treibt nicht nur Rinder ..., gefolgt von dem Satz "Immer mehr Menschen sterben ..." behaupten Sie, die BSE-Epidemie sei für eine Zunahme der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verantwortlich. Bisher gibt es jedoch weder für die Übertragbarkeit, noch für eine über normale Fluktuationen hinausgehende Zunahme der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit einen Beweis. Das gleiche gilt auch für den nächsten Satz.
Die Formulierung "zwei Varianten eines Ursprungserregers" kollidiert mit der Tatsache, dass die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit als alte Erbkrankheit viele voneinander unabhängige Ursprünge hat. Es gibt wenigstens soviele Ursprünge wie es unterschiedliche Mutationen in den entsprechenden Familien gibt. Die Begründung für die Verdichtung des entsprechenden Verdachtes ist nicht stichhaltig, weil in England wie in jedem Land mit vergleichbarer Bevölkerungsgröße schon seit Jahrzehnten durchschittlich 1 Mensch an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit stirbt und weil selbst eine erwiesene Zunahme der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit keinen Beweis für die Übertragbarkeit liefern könnte. Eine Zunahme der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ließe sich zunächst einmal durch die bereits bekannten Fälle von Verbreitung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit durch medizinische Maßnahmen erklären.
Ich halte auch die Zweifel der Bundesregierung an einer Übertragbarkeit von BSE auf den Menschen für nicht relevant. Entscheidend ist vielmehr, dass Herr Seehofer seine laschen Abschottungsmaßnahmen gegen die Einfuhr infizierten Materials für ausreichend hält. Dies ist aufgrund andauernden Einfuhr britischen Tierkörpermehls in Verbindung mit dem Eingeständnis der Briten und Schweizer haltlos, dass die Erkrankung sehr lange nach dem Verfütterungsverbot geborener Rinder sehr wahrscheinlich durch eine versehentliche und angeblich unvermeidliche Verunreinigung des Rinderfutters durch die gemeinsame Produktion mit Schweinefutter erfolgte.
Dem Hinweis auf die eigentliche Aufgabe unseres Gesundheitsministers kann ich hingegen nur voll zustimmen.
Auch die Bedeutung der gelungenen Übertragung von BSE auf Affen sehen Sie ganz richtig, die Übertragbarkeit auf Schweine ist allerdings von ähnlicher praktischer Relevanz. Ihre Darstellung erweckt jedoch den Eindruck, der BSE-Erreger könnte für den Sprung in den Menschen des Zwischenwirtes Affe bedürfen. Wegen der Seltenheit von Kontakten zwischen Menschen und Affen würde dies wohl kaum jemanden beunruhigen. Ich würde nicht von "einem kleinen Artensprung vom Affen auf den Menschen" sprechen, sondern auf den minimalen Unterschied zwischen einer Übertragung vom Rind auf den Affen und einer Übertragung vom Rind auf den Menschen hinweisen.
Ihre Darstellung der Verbreitung von Gelatine in unseren Haushalten gefällt mir gut, Knochenmark enthält aber nicht die nach dem Hirn zweitgrößte Erregerkonzentration. Außerdem wird der Erreger durch das Auskochen nicht konzentriert, sondern größtenteils inaktiviert. Ob der Erreger auch gegen starke Säuren resistent ist, weiß ich leider auch nicht. Stark ist in diesem Zusammenhang aber glücklicherweise ein dehnbarer Begriff. Der Effekt von Laugen ist korrekt dargestellt. Für die Unterscheidung deutscher und ausländischer Gelatineherstellung habe ich keinerlei Anhaltspunkte, ich würde mich vor derartigen Unterscheidungen aus jurischen Gründen hüten.
Die Verwendung von Schweine-Gelatine würde ich ganz entschieden nicht für eine geeignete Sicherheitsmaßnahme halten. Dieser Hinweis ist in meinen Augen eine versehentliche, aber fatale Verharmlosung.
Weil die Beschreibung unterschiedlicher Herstellungsverfahren für Gelatine dem Hinweis auf eine Recherche der Neue Revue folgt, könnte diese Ärger bekommen. Außerdem wird eine falsche Sicherheit dieser Aussagen vorgetäuscht.

AD Stephan Nolden, Südallee 68, 56068 Koblenz, Tel. u. Fax: 0261/32955

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OR Prion-Krankheiten 6

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