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TI Lachse vor Ansteckung nicht sicher - "Gesunde" Prionen im Fischhirn

QU Frankfurter Rundschau, Dienstag 11. März 1997; Jahrgang 53 Nr. 59/11 Seite 1

PT Zeitungsartikel

VT xpress HANNOVER. Forscher des National Health Institute (NIH) in Bethesda (Maryland/USA) und des Pharmakologischen Instituts der Universität Mailand fanden jetzt die molekulare Grundlage für eine Übertragung von BSE auf Lachse. Clarence Gibbs (NIH) und Liana C. Bolis (Mailand) gelang der Nachweis sogenannter Prioneiweiße in Lachshirnen bei der Untersuchung wildlebender Lachse in Kanada. Erstmals in der Geschichte der Prionenforschung fanden sie das normale Prion-Protein PrPc in Fischhirnen. Die abnormale Form PrPsc, die als Auslöser der Krankheiten BSE bei Rind, Scrapie beim Schaf und Creutzfeld-Jacob (CJD) beim Menschen gilt, entdeckten sie jedoch nicht. Dennoch schließen sie nicht aus, dass auch Fische die krankmachende Form der Prione haben können. Bisher hatte man Prionproteine nur in Säugetieren und Fruchtfliegen nachgewiesen. Die Studie wurde im Fachblatt Molecular Psychiatry veröffentlicht.
In vielen Lachsfarmen würden die Fische mit Tiermehl gefüttert - sei das Futter verseucht, könnten auch sie sich mit dem Erreger anstecken, mutmaßt Dirk Willem Kleingeld, Wissenschaftler am Staatlichen Fischseuchenbekämpfungsdienst und Fischgesundheitsdienst Niedersachsen in Hannover. Hans-Jürgen Schlotfeldt Leiter dieser Behorde meint, dass eine Ernährung der Lachse mit Tiermehl aus wirtschaftlichen Gründen nicht lohne. Was aber tatsachlich an Fleisch ins Futter gelange und woher es komme, bleibe im dunkeln. "Solange Fleischproduktion ein Subventionsgeschäft ist, ladt es ein zum Betrug und nimmt mafiotische Züge an", sagt er. Der Fischfutterhersteller BioMar versicherte, weder Fleisch oder Knochenmehl noch Produkte von Wiederkäuern zu verwenden.
Ob auch Fischesser gefährdet sind, bleibt unklar. "Mit der Studie ist nicht einmal bewiesen, dass sich Lachse anstecken", urteilt Martin Groschup von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen. Aber auch ohne Prionenfunde könne man "eine Übertragung der Seuche vom Warmblüter auf Fische nicht ausschließen".

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