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OT Mehr Experten: Übertragung von Rinderwahnsinn auf Menschen möglich
QU dpa 3.12.95
VT London. (dpa). Britische Wissenschaftler sind zunehmend unsicher darüber, ob der Rinderwahnsinn BSE nicht doch auf den Menschen übertragbar ist. Nach dem Geständnis des führenden Neuropathologen und Regierungsberaters Bernhard Thomlinson, er esse keine Rindfleischprodukte mehr, berichtete die britische Sonntagszeitung "Sunday Times", die Zahl der zweifelnden Experten steige: Von 50 befragten führenden Wissenschaftlern "sagten alle bis auf drei, die Möglichkeit einer Übertragung auf den Menschen könne nicht mehr ausgeschlossen werden". Jeder dritte Wissenschaftler glaubt nach der Erhebung "alles in allem", dass "einige Menschen als Folge des Konsums von Rindfleischprodukten die menschliche Form der Hirnerkrankung BSE, die Jakob-Creutzfeldt-Krankheit, entwickeln werden". Alle Befragten hätten ihre Ernährungsgewohnheiten verändert und den Verbrauch von Rindfleisch, Hacksteaks, Fleischpasteten und Würsten reduziert. "Fast jeder fünfte ißt überhaupt kein Rindfleisch mehr seit dem Ausbruch von BSE 1986." Prof. Colin Blakemore von der Universität Oxford warf der Regierung Leichtsinn vor und warnte sogar vor einer möglichen Epidemie nach "zunehmenden Belegen für eine Übertragung auf Menschen". Auch Dr. Stuart Jamieson, Neurologe an der Universität Glasgow, sagte dem Blatt, er verzichte seit mehreren Jahren auf Rindfleischprodukte: "Früher bin ich von Kollegen ausgelacht worden, weil ich sie nicht esse. Aber ich glaube, mehr und mehr von ihnen ändern langsam ihre Meinung." Der Vorsitzende des Beratenden Ausschusses der Regierung über Rinderwahnsinn, Prof. John Pattison, verteidigte dagegen die offizielle Meinung, dass ein Nachweis für den Zusammenhang zwischen der menschlichen und tierischen Hirnerkrankungen bisher fehlt. "Wenn sie mich nach meiner instinktiven Reaktion fragen: Ich glaube nicht, dass ein Zusammenhang besteht."
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