NR ASVF

AU Polak,M.P.; Zmudzinski,J.F.

TI Bovine spongiform encephalopathy in Poland

QU The Veterinary Record 2005 Jul 9; 157(2): 56-8

PT journal article

IN Polen soll seit 1991 ungefähr 1,7 Millionen Tonnen Tiermehl und seit 1988 rund 112.000 Tiere aus von BSE betroffenen Ländern importiert und mangelhafte Maßnahmen zum Schutz vor BSE gehabt haben. Vom SSC wurde es deshalb in die BSE-Risikokategorie III eingestuft.
Die Autoren berichten, dass es in Polen seit März 1986 eine passive BSE-Überwachung gegeben habe. Leider machen sie keine Aussagen darüber, in welchen Fällen denn tatsächlich auf BSE getestet wurde und welche Verfahren man dafür benutzte. Deshalb ist diese Aussage völlig wertlos. Dies zeigt schon die Widersprüchlichkeit der Aussagen. Einerseits sollten alle Tiere mit klinischem BSE-Verdacht untersucht werden, andererseits wurden aber nur 42 im Jahr 1996 bis 844 Tiere in 2001 untersucht. Dabei erklären die Autoren noch nicht einmal, ob diese wenigen Untersuchungen wirklich alle BSE-Tests waren oder ob BSE-Tests erst nach Ausschluß anderer Diagnosen in Frage kamen.
Die Autoren schreiben auch, dass die Verwendung von Fleischknochenmehl in Rinderfutter seit März 1997 verboten gewesen sei. Wie die Einhaltung dieses Verbotes kontrolliert wurde und ob man Kreuzkontaminationen in Futtermittelfabriken und Bauernhöfen verhinderte, sagen sie leider nicht.
Eine sogenannte aktive BSE-Überwachung begann in Polen im Januar 2001, aber es wurden nur 3% der gesund erscheinenden mehr als 30 Monate alten Schlachttiere (rund 15.000 / Jahr) getestet und Angaben zum Auswahlverfahren fehlen. Etwas irreführend zählen die Autoren zum aktiven Überwachungsprogramm alle mindestens 24 Monate alten Rinder, die entweder verdächtige Symptome zeigten, auf Bauernhöfen tot aufgefunden wurden, notgeschlachtet werden mussten oder aus Ländern mit bekannten BSE-Fällen stammten. Seit Februar 2002 entsprechen die Regeln der aktiven Überwachung denen der EU (R999/2001). Seltsamerweise stieg aber die Zahl der Tests von 2002 auf 2003 um 58,9%. Dabei nahm die Zahl der Tests bei gesunden Schlachtrindern um 53,7% und die Zahl der Tests bei Risikotieren um erstaunliche 243% zu. Besonders eklatant ist die Zunahme der Tests bei den gefallenen Rindern. Hier wurden 2002 nur 1.944 Tests durchgeführt, während es 2003 immerhin 14.715 waren. Insgesamt sprechen die Zahlen dafür, dass in Polen noch im Jahr 2002 massiv weggesehen wurde und man deshalb in Polen bis heute noch eine Zunahme der Fallzahlen sieht. Dazu passt auch die Beobachtung, dass in Polen 13 von 16 BSE-Fällen bei Schlachtrindern gefunden wurden, obwohl auch von diesen nur ein sehr kleiner Teil getestet wurde. Die Autoren scheinen allerdings eher erfreut darüber zu sein, dass im Gegensatz zu anderen Ländern die Erhöhung der Testzahlen in Polen nicht zu einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen führte. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, aus ihren lächerlich kleinen Fallzahlen jährliche Inzidenzien zu berechnen. Aus Gründen der Höflichkeit will ich die Analyse der Autoren hinsichtlich der Entwicklung der Altersverteilung lieber gar nicht kommentieren.
Seit April 2001 müssen in Polen Risikomaterialien entfernt werden, aber die Autoren verraten nicht, was in welchen Zeiträumen in Polen zu den Risikomatierialien gezählt wurde und was damit geschah.
Seit Juli 2001 sollen in Polen verarbeitete tierische Proteine nicht mehr an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert werden. Was mit verarbeiteten tierischen Proteinen und landwirtschaftlichen Nutztieren gemeint und nicht gemeint ist, bleibt wieder im Dunkeln. Immerhin verraten die Autoren, dass die Einhaltung dieses Verfütterungsverbotes erst ab Dezember 2002 durch Futtermitteluntersuchungen kontrolliert wurde. Angeblich konnte durch offizielle Untersuchungen eine Tiermehlverfütterung bei allen polnischen BSE-Fällen ausgeschlossen werden. Dann muß die Ansteckung wohl durch Zugvögel erfolgt sein. Ein BSE-Rind hatte importierten Milchaustauscher erhalten. Die Autoren meinen aber, der Stand der Wissenschaft mache Milchaustauscher als Infektionsquelle sehr unwahrscheinlich.
Im Januar 2001 nahm in Polen das erste BSE-Schnelltestlabor seine Arbeit auf und verwendete den Prionics-Schnelltest. Zwischen August und Oktober 2001 nahmen vier weitere Schnelltestlabors den Berieb auf und arbeiteten mit dem BioRad-Test. Im Januar 2003 kam noch ein Testlabor hinzu, welches zunächst den Enfer-Test verwendete und später zum Prionics-LIA-Test wechselte.
Die bisherigen BSE-Fälle sind in Polen ziemlich gleichmäßig über das ganze Land verteilt, wurden alle in Polen geboren und erkrankten mit durchschnittlich 8 Jahren. Auch dieses ungewöhnlich hohe Durchschnittsalter spricht dafür, dass man in Polen mit dem Testen erst begann, als der Höhepunkt der BSE-Erkrankungen bereits unerkannt vorüber war und die Geburtenjahrgänge mit den höchsten Infektionsraten schon relativ alt waren. Immerhin war das älteste polnische BSE-Rind auch schon 12 Jahre alt und sogar das jüngste BSE-Tier wurde 5 Jahre alt.
Der vorliegende Artikel unterbietet in seiner Qualität fast alles, was ich bisher lesen musste. Die Krönung dieser Leistung ist jedoch die Schlußfolgerung der Autoren. Aus ihrer kaum noch wissenschaftlich zu nennenden Analyse schließen die Autoren, dass trotz der massiven Tiermehlimporte die polnischen BSE-Fälle spontan entstanden sein könnten.

MH Animals; Cattle; Encephalopathy, Bovine Spongiform/*epidemiology; Poland/epidemiology; Population Surveillance

AD Department of Virology, National Veterinary Research Institute, al Partyzantow 57, 24-100 Pulawy, Poland.

SP englisch

PO England

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