Roland Heynkes, 18. März 2000
Bolzenschußapparate werden zur Betäubung (engl. stunning) von Schlachttieren eingesetzt, damit diese beim Töten durch Ausbluten keine Schmerzen haben und das Schlachthofpersonal nicht verletzen [ANCK]. Nach dem Bolzenschuß kann das Herz noch anderthalb [AAHJ] bis 3 Minuten [YAAB] schlagen.
Es gibt nicht-invasive Bolzenschußapparate, die zwar den Schädel verletzen, aber nicht in das Gehirn eindringen. Andere Bolzenschußapparate dringen in das Gehirn ein. Meistens wird anschließend durch das vom Bolzen geschlagene Loch hindurch ein 1-2 Meter langer, flexibler Stab eingeführt. Dieser sogenannte Rückenmarkzerstörer soll das Gehirn insbesondere im Stammhirnbereich zu zerreißen (engl. pithing), damit das Tier niemanden mit unwillkürlichen Zuckungen verletzt. Ein Typ schießt einen Bolzen in das Gehirn und bläst dann durch einen Kanal in diesem Bolzen Luft in das Gehirn, um dieses zu zerquetschen und zu zerreißen [AAHJ,ANCK].
Genau wie in Großbritannien wird in Deutschland in der Regel mit einem konventionellen Bolzenschußapparat ein Bolzen etwa 8 cm tief ins Gehirn getrieben. Normalerweise wird danach der Rückenmarkszerstörer durch das Einschußloch bis zum Rückenmark vorgeschoben, weil dies von der Berufsgenossenschaft zum Schutz der Schlachter gefordert wird. Andererseits weiß oder ahnt ein Teil des Schlachthofpersonals aber schon, daß dieser zusätzliche Eingriff das Risko einer Verunreinigung des gesamten Rinderkörpers durch Krankheitserreger aus dem Gehirn erhöht. Andere Schlachter finden das Einführen des langen Stabes auch einfach zu schwierig oder aufwendig und deshalb setzen nicht alle Schlachter den Rückenmarkszerstörer ein. Insbesondere für den islamischen Teil der Bevölkerung wird ein kleiner Teil der Rinder elektrisch betäubt. Da Rinder allerdings nach einem Stromfluß durch ihr Gehirn sehr viel schneller als Schweine wieder aktiv werden, müssen sie am Herzen durchströmt und durch Kammerflimmern getötet werden.
Ende August 1996 berichteten Tam Garland, Nathan Bauer und Murl Bailey Jr. vom College of Veterinary Medicine in Texas in einem kurzen Brief an das britische Medizinjournal Lancet, daß sie bei 2,5-5% von mehreren 100 in mehreren texanischen Schlachthöfen verarbeiteten Rindern Hirngewebe in den Zweigen der Lungenschlagader fanden [AELC]. Die Gewebestücke maßen einige Millimeter bis 14 cm [AELC]. Die Schlachttiere waren vor dem Ausbluten mit dem in den USA seit 1982 benutzten pneumatischen Bolzenschußapparat "Knocker" ([Tür]klopfer) der Firma Hantover "betäubt" worden [AELC]. Bei diesem Gerät dringt ein Bolzen in das Gehirn ein und anschließend wird durch einen Kanal in diesem Bolzen Luft in das Gehirn gepreßt [ANCK], um dieses schnell und gründlch zu zerstören [ANCE,ANCK]. Nach den Recherchen von Garland et al. ist dieser pneumatische Bolzenschußapparat im Vereinigten Königreich schon etwa ebenso lange wie in den USA erhältlich. Seit März 1996 werde seine Verwendung dort zwar nicht empfohlen, es sei aber auch nicht verboten und könne noch in Gebrauch sein. [AELC]
Ranald Munro berichtet in einem Artikel von einem US-Pathologen, der schon vor Garland et al. Nervengewebe in den Lungen zweier Rinder fand [ANCF]. Tam Garland wußte nach eigener Aussage zumindest bis zum 16.2.2000 nichts davon [persönliche Kommunikation].
Schon 2 Wochen nach der alarmierenden Publikation der Texaner, reagierte K.C. Taylor, Assistant Chief Veterinary Officer im britischen Landwirtschaftsministerium, mit einer ebenfalls in The Lancet gedruckten Gegendarstellung. Er erklärte, im Vereinigten Königreich würden Rinder nicht mit dem in den USA verwendeten Bolzenschußapparat betäubt. Er habe sofort nach der Mitteilung von Garland et al. die Untersuchung der Lungen von 10 britischen Rindern veranlaßt, die mit dem in Großbritannien üblichen Bolzenschußapparat betäubt wurden. Dabei sei kein Hirngewebe in den Lungen gefunden worden. Diese Überprüfung der amerikanischen Ergebnisse solle aber mit 200 in 10 verschiedenen britischen Schlachthöfen getöteten Rindern wiederholt werden. [ANCE]
Darauf antworteten die Amerikaner noch in der selben Ausgabe von The Lancet, daß die Firma Hantover ihren Bolzenschußapparat "The Knocker" dem britischen Institute for Food Research 1989 vorführte und daß dieses Institut das Gerät nach ausführlichen Tests für sehr gut befand. Auch die britische Humane Slaughter Association führe es in ihrer Liste der akzeptablen Geräte. Die Firma Hantover versichterte den Autoren, daß ihr Bolzenschußapparat immer noch (Mai 1996) im Vereinigten Königreich verkauft werde. Außerdem kritisierten sie die Anzahl der untersuchten Tiere und Schlachthöfe in der Taylor-Studie als viel zu klein und die Untersuchungen als nicht gründlich genug. [APZV]
Erst im Mai 1997 publizierte Ranald Munro vom Lasswade Veterinary Laboratory im Veterinary Record die Ergebnisse der von Taylor zitierten und bereits 1996 in Großbritannien durchgeführten Studie. Man hatte zunächst die Lungen von 10 auf einem schottischen Schlachthof mit einem Bolzenschußapparat auf das Ausbluten vorbereiteten Rindern gründlich untersucht und kein Nervengewebe gefunden. Dabei war man in den gesamten Lungen so weit wie möglich jedem Bronchialzweig gefolgt. Daraufhin wurden die Lungen weiterer 200 Rinder aus 10 Schlachthöfen in England und Wales nur oberflächlich untersucht und lediglich jeweils 4 ausgewählte Blöcke wurden einer histologischen Kontrolle unterzogen. Man fand bei dieser nicht wirklich gewissenhaften Suche kein Hirngewebe. Mit einer Ausnahme waren die Rinder alle mit Bolzenschußapparaten betäubt worden, deren Sprengladungen den Bolzen durch die Schädeldecke treiben. Bei 140 der 200 Tiere (70%) wurde zusätzlich der Rückenmarkzerstörer eingesetzt. [ANCF]
Da Garland et al. einerseits und Munro andererseits die Auswirkungen recht unterschiedlicher Betäubungsmethoden untersucht hatten, waren ihre Ergebnisse eigentlich nicht vergleichbar.
Deshalb verglichen Anil et al. in einer vom britischen Landwirtschaftsministerium geförderten Studie ein nicht in das Gehirn eindringendes Gerät (Cash Knocker von Accles and Shelvoke), ein in das Gehirn eindringendes Gerät (Cow Puncher von Accles and Shelvoke) sowie den Pressluft in das Gehirn schießenden "The Knocker" der Firma Hantover. Bei einem Teil der mit dem Cow Puncher tödlich verletzten Tiere wurden zusätzlich mit dem Rückenmarkzerstörer Hirnstamm und Rückenmarkansatz zerstört. Während der ersten 60 Sekunden nach dem Bolzenschuß wurden durch Katheter in den vom Gehirn kommenden Halsvenen (Drosselvenen) von jedem Tier 6 mal 250 ml Blut aufgefangen. Im aufgefangenen Blut wurde mikroskopisch und immunologisch nach Hirngewebe und typischen Eiweißen aus dem Gehirn gesucht. Am 16. Oktober 1999 publizierten sie ihre Ergebnisse im Veterinary Record. [AAHJ]
Mikroskopisch und immunzytochemisch waren viele, zum Teil weniger als 50 Mikrometer dicke Hirnstücke im aufgefangenen Blut von 4 der 15 Rinder erkennbar, die mit dem pneumatischen Bolzenschußapparat der Firma Hantover betäubt worden waren. Per ELISA gelang der Nachweis von Hirnmaterial im Blut dieser vier und eines weiteren Rindes ohne erkennbare Hirnfragmente. Hirngewebe wurde aber auch mikroskopisch, immunzytochemisch und per ELISA im venösen Blut von einem der 16 Rinder gefunden, die mit dem konventionellen invasiven Bolzenschußapparat und dem Rückenmarkzerstörer betäubt wurden. Dies ist das in 70% der britischen Schlachthöfe übliche Verfahren. Im Blut der 15 mit dem konventionellen invasiven Bolzenschußapparat ohne Rückenmarkzerstörer sowie in den 14 mit dem nichtinvasiven Bolzenschußapparat betäubten Rinder fand man keine Hinweise auf Hirnmaterial. [AAHJ]
Die ELISA-Auswertung der 6 Blutfraktionen zeigte, daß das Hirngewebe im Wesentlichen binnen 30 Sekunden die Halsvenen passiert und genügend Zeit hat, innerhalb des rund 90 Sekunden dauernden Ausblutens in die Lunge und vermutlich sogar durch sie hindurch zu gelangen. Die kleinsten Hirnpartikel waren jedenfalls klein genug, um die Lunge zu passieren. [AAHJ]
Garland et al. wiesen mit Referenzen darauf hin, daß seit mindestens 60 Jahren über Hirnembolien in den Lungen und anderen Körperteilen von Menschen berichtet wird, die Schädeltraumen aufgrund von Autounfällen, Stürzen, oder schwierigen Geburten erlitten. [AELC,APZV]
Munro zitiert eine 1954 von Oppenheimer publizierte Untersuchung von 277 nach schweren Hirntraumen gestorbenen Patienten, bei denen kein Nervengewebe in der Lunge gefunden wurde. Hingegen habe eine 1956 von McMillan publizierte Untersuchung von 213 nach schweren Hirntraumen gestorbenen Patienten in 4 Fällen Nervengewebe in der Lunge nachgewiesen. [ANCF]
Weiterführende Literatur über Schädeltraumen als Ursache für die Ausschwemmung von Hirnmaterial in den Körper [I,K,L,M,N,O,P], sollte vom SSC im Hinblick auf die BSE-Gefährdungspotentiale verschiedener Bolzenschußverfahren geprüft werden.
Rindern wurde mit einem Bolzenschußapparat in die Stirn geschossen. Durch das Einschußloch wurde anschließend eine Polypropylenstange eingeführt, um das Gehirn damit zu zerreißen. Danach wuden die Rinder aufgehängt und durch einen Schnitt in die Halsvenen ausgeblutet. Die Rinder wurden gehäutet und zerlegt und binnen einer Stunde wurde Muskelfleisch steril entnommen. Innerhalb von 4 Stunden gelangten auch steril entnommene Milzen ins Labor. [YAAB]
Bei 3 Rindern wurde der Bolzen zuvor mit Escherischia coli ABR2 Markerbakterien kontaminiert. Diese Bakterien sind resistent gegen das Antibiotikum Nalidixinsäure (C12H12N2O3, 1-Ethyl-1,4-dihydro-7-methyl-4-oxo-1,8-naphthyridin-3-carbon-säure) und können mit Raffinose als einziger Kohlenstoffquelle leben. Bei den 3 Rindern wurde das Gehirn nach dem Bolzenschuß nicht zusätzlich verletzt. Dennoch fand man die Markerbakterien anschließend zwar nicht in den jeweils 6 entnommenen Muskelfleischproben von Flanken und Nacken, aber bei jedem der 3 Tiere in der Milz. [YAAB]
Bei 2 Rindern wurde das Gehirn nach dem Bolzenschuß mit einem bakteriell kontaminierten Bolzen, zusätzlich mit 1 m bzw. 2 m langen sterilen Polypropylenstäben zerstört. Bei diesen beiden Rindern fand man die Markerbakterien nicht nur in der Milz, sondern auch jeweils in allen 6 Muskelproben aus Flanken und Nacken. [YAAB]
In einem zweiten Experiment wurde ein steriler Bolzenschußapparat benutzt, während ein 1 m und ein 2 m langer Polypropylenstab mit Escherischia coli ABR2 kontaminiert waren. An 4 Tagen wurden jeweils 3 Rinder getötet. Bei jeweils einem wurde nur der Bolzenschußapparat, beim zweiten der 1 m lange und beim dritten der 2 m lange kontaminierte Stab angewendet. Jedem Tier wurden 1 Milzprobe und je 3 Proben aus der Nacken- bzw. aus der Flankenmuskulatur entnommen. Während keine der 28 Proben aus den 4 Negativkontrolltieren die eingesetzten Bakterien enthielt, waren alle 4 mit dem 2 m langen Stab kontaminierten Rinder nur in der Milz infektiös. Bei den 4 mit dem 1 m langen Stab kontaminierten Rinder waren außer der Milz noch 5 von 12 Muskelproben aus den Flanken und 6 von 12 Muskelproben aus dem Nacken infektiös. [YAAB]
In einem dritten Experiment wurden 3 Rinder mit einem sterilen Bolzenschußapparat betäubt und anschließend nicht, mit einem 1 m oder mit einem 2 m langen Polypropylenstab behandelt. Beide Stäbe waren in diesem Fall mit Streptomycin-resistenten Bacillus thuringiensis kontaminiert. Alle 7 Proben aus dem Negativkontrolltier waren nicht infektiös, während bei beiden per Stab kontaminierten Rindern die Milz infektiös war. Bei dem mit der 2 m langen Stange kontaminierten Rind enthielt 1 von 3 Nackenmuskulaturproben die Markerbakterien. Die übrigen 11 Fleischproben dieser kontaminierten Rinder waren nicht infektiös. [YAAB]
Diese bereits im Jahre 1978 von Mackey und Derrick publizierten Daten zeigen deutlich, daß schon der Bolzenschuß mit großer Wahrscheinlichkeit BSE-Infektiosität aus dem Gehirn durch den Blutkreislauf in den Körper bringen kann. Wird zusätzlich der Rückenmarkzerstörer eingesetzt, dann ist auf jeden Fall mit einer Kontamination von Muskelfleisch durch kleinste Partikel aus dem Gehirn zu rechnen. Da sich die Prionen auch außerhalb der Zellen im Gehirn bewegen, können diese noch leichter als Gehirnfetzen oder Bakterien die feinsten Adern passieren.
Nach den Recherchen von Garland et al. gehört die Lunge im Vereinigten Königreich zu den eßbaren Organen und wird gewöhnlich gehackt in Wurst verarbeitet. Weil die Hitzebehandlung während der Wurstzubereitung für eine Inaktivierung der Prionen nicht ausreicht, warnten die Amerikaner vor mit Hirngewebe kontaminiertem Lungengewebe als möglicher BSE-Infektionsquelle. [AELC]
K.C. Taylor führte die Meat Products and Spreadable Fish Products Regulations 1984 (SI 1984, no 1566) als Beweis dafür an, daß die Verwendung gehackter Lunge zur Herstellung von Wurst in Großbritannien verboten sei [ANCE].
Dem widersprachen die Texaner und stellten klar, daß die britische "Meat Products and Spreadable Fish Products Regulation 1984 SI 1984 no 1566" lediglich die Verwendung von Lunge in ungekochten, nicht aber in gekochten Fleischprodukten verbietet. Die britische "Veterinary Association" bestätigte den Autoren mit einem Fax vom 28.5.1996, daß die Verwendung von Lunge in menschlicher Nahrung legal sei, obwohl sie häufiger in Haustierfutter verwendet werde. Lunge dürfe sogar frisch verkauft werden, werde aber meistens gehackt und vermutlich aus wirtschftlichen Gründen in Würsten verarbeitet. [APZV]
Auch wenn Lunge und Milz während der Schlachtung besonders stark kontaminiert werden, muß man aber insbesondere mit der direkten Verunreinigung schieren Muskelfleisches mit BSE-Infektiosität rechnen.
Die britische Meat and Livestock Commission kam bereits mit einer Presseerklärung vom 29.9.1996 zu dem voreiligen Schluß, der Garland-Bericht habe keine Bedeutung für die britische Fleischindustrie. [AAHJ]
Das Scientific Committee on Veterinary Measures relating to Public Health untersuchte im Auftrag der EU-Kommission die von pneumatischen Bolzenschußapparaten ausgehende Gefahr einer Kontamination anderer Gewebe mit BSE-infektiösem Gehirnmaterial und gab am 17. Februar 1998 die im folgenden zusammengefaßte Stellungnahme ab. Obwohl dem Komitee kaum Daten zur Verfügung standen, hält es die Verbreitung des pneumatischen Bolzenschußapparates mit Hirnzerstörung durch Pressluft in Europa für gering. Da aber schon 1 Gramm Gehirn von einem BSE-infizierten Rind für die tödliche Infektion eines anderen Rindes ausreicht, hält es das Risiko einer Kontamination anderer Gewebe aufgrund der Verwendung pneumatischer Bolzenschußapparate für ernsthaft bedenkenswert. [ANCK] Das Komitee zitiert aber auch die Arbeit von von Mackey und Derrick [YAAB], welche auch für die kombinierte Anwendug von Bolzenschußapparat und Rückenmarkzerstörer die Gefahr einer Kontamination von Musklefleisch mit BSE-Infektiosität aus dem Gehirn nachweist [YAAB]. Das Einschießen von Luft in das Gehirn hat auch andere negative Auswirkungen. Offenbar entsteht im Schädel ein derart hoher Druck, daß erhebliche Mengen verflüssigten Gehirnmaterials aus dem Einschußloch herausschießen und die Umgebung kontaminieren. Der Druck trägt sicherlich auch dazu bei, zerfetztes Hirngewebe durch aufgerissene Adern über den noch funktionierenden Blutkreislauf im Körper zu verteilen. Das Komitee kommt daher zu dem Schluß, daß die Verwendung pneumatischer Bolzenschußapparate das Risko einer Verteilung von BSE-Infektiosität und anderen Keimen im ganzen Körper erhöht. Es zwar kann nicht beurteilen, ob dadurch infektiöse Dosen in die betroffenen Gewebe gelangen. Es hält aber die Verwendung dieser Geräte für einen Fehler, da es weniger gefährliche Alternativen gibt. [ANCK]
Das SEAC prüfte die Ergebnisse der vom MAFF geförderten Studie von Anil et al. und sah dennoch im November 1999 keinen Grund für eine Änderung der Schlachtmethoden im Vereinigten Königreich. Es plädierte also noch Ende 1999 gegen die Änderung einer offensichtlich gefährlichen Praxis, nur weil das vorhandene Datenmaterial noch keine genaue Abschätzung des Risikos erlaubte. Das ist das unveränderte Verständnis von vorbeugendem Verbraucherschutz des SEAC und dies zeigt, daß das SEAC immer noch nichts aus seinen Fehlern gelernt hat. Anstatt sicherheitshalber bis zum Beweis seiner Ungefährlichkeit zumindest auf das zusätzliche Zerstören des Stammhirnes zu verzichten, warten sie tatenlos auf Daten für eine Kalkulation des Ausmaßes der bestehenden Gefahr für die britische Bevölkerung. Während Anil et al. mit ihren Daten plausibel machen, daß mikroskopisch kleines Hirngewebe genügend Zeit für ein Passieren der Lunge und damit für die Kontamination von Muskelfleisch haben, weist das SEAC wie gehabt auf das Fehlen eines endgültigen Beweises hin und wiegelt ab. Seine Begründung ist, daß wegen der Schlachtung vor dem 31. Lebensmonat nur sehr wenige BSE-infizierte Rinder das Endstadium ihrer Krankheit und damit die Phase höchster Infektiosität im Gehirn erreichen und daß die zusätzliche Zerstörung des Gehirnes die Gefahr für das Schlachthofpersonal durch unwillkürliche Bewegungen der Schlachttiere reduziert. Das SEAC gibt nur 4 der 5 Fälle wieder, in denen die Autoren der Studie Hirnmaterial im Blut pneumatisch betäubter Rinder fand. Außerdem behauptet das SEAC entgegen der Aussage des Herstellers, die Luft injizierenden Bolzenschußapparate würden im Vereinigten Königreich nicht eingesetzt. [APBP]
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