Veterinary Pathology 1980 Mar; 17(2): 187-99

Roland Heynkes, 28.5.2001

Gliederung

bibliographische Angaben
meine Zusammenfassung des Artikels

bibliographische Angaben

Hadlow,W.J.; Kennedy,R.C.; Race,R.E.; Eklund,C.M. - Virologic and neurohistologic findings in dairy goats affected with natural scrapie - Veterinary Pathology 1980 Mar; 17(2): 187-99

meine Zusammenfassung des Artikels

Auf einer Versuchsweide in Mission (Texas) wurden gesunde Ziegen (Capra hircus) zu einer Herde von Suffolk-Schafen gesellt, in der regelmäßig Scrapie auftrat. Irgendwie wurde Scrapie horizontal auch auf die Ziegen übertragen und wurde bei diesen über mehrere Generationen beobachtet. Drei bereits an Scrapie erkrankten Ziegen (38, 38 und 49 Monate alt) der 2. bzw. 3. Nachkommengeneration wurden 30 verschiedene Gewebe entnommen und in die zum National Institute of Allergy and Infectious Diseases (National Institutes of Health) gehörenden Rocky Mountain Laboratories in Hamilton (Montana, USA) gebracht, um daraus in mehreren 10er-Stufen Verdünnungsreihen herzustellen und mit jeder Verdünnungsstufe jedes Gewebes 10 weibliche Swiss-Mäuse intrazerebral mit je 30 µl zu inokulieren. Die Mäuse wurden allerdings nur 24 Monate beobachtet und spätestens dann auf klinische Symptome und Hirnschädigungen hin untersucht. Alle 3 Ziegen zeigten die typischen Symptome. Zunächst wurden sie übererregbar, dann folgten Koordinationsstörungen beim Gehen, insbesondere in den Hinterbeinen, Kopfzittern, Zähneknirschen, übermäßiger Speichelfluß, Sehstörungen und Desorientierung. Das für Scrapie bei Schafen typische intensive Schubbern gehörte nicht zu den Symptomen. Vor der Tötung hatte eine der Ziegen bereits 3 Monate lang Symptome gezeigt, die anderen beiden erst seit 6 Wochen. Die Gehirne der scrapieinfizierten Ziegen zeigten die typischen Schädigungen insbesondere in Stammhirn, Zwischenhirn und Großhirnrinde.

In neuralem Gewebe fand man Infektiosität in folgenden Konzentrationen:
Gewebe Titer in Log10 Maus-i.c. LD50/30 mg Gewebe
Ziege 1 Ziege 2 Ziege 3
Hirnrinde 4,8 4,2 4,8
Stammhirn 4,5 3,5 4,4
Zwischenhirn 5,4 4,4 5,7
Mittelhirn 6,2 5,0 5,9
Nachhirn 5,8 4,6 5,0
Kleinhirnrinde 5,7 4,9 5,7
oberes Rückenmark 4,8 3,8 4,2
unteres Rückenmark 5,4 4,6 4,5
Ischiasnerv 2,3 2,5 1,5
Hirnanhangdrüse 3,5 3,5 3,1
Rückenmarksflüssigkeit 1,0 0,6 uv
uv = Infektiosität nur in unverdünnter Probe

Gemittelt über die Maus-Bioassay-Ergebnisse von 3 natürlich infizierten Ziegen fand man im Zentralnervensystem folgende Scrapie-Infektiositäten gemessen in Maus-i.c. LD50 / mg Gewebe: im Mittelhirn 16.706 Maus-i.c.-LD50/mg, in der Kleinhirnrinde 9.041 Maus-i.c.-LD50/mg, im Diencephalon 4.893 Maus-i.c.-LD50/mg, in der Medulla oblongata 4.531 Maus-i.c.-LD50/mg, unteres Rückenmark 2.271 Maus-i.c.-LD50/mg, im zerebralem Cortex (Großhirnrinde) 1.327 Maus-i.c.-LD50/mg, oberes Rückenmark 616 Maus-i.c.-LD50/mg, im Corpus striatum (basale Stammganglien des Gehirns) 453 Maus-i.c.-LD50/mg, in der Hirnanhangdrüse 78 Maus-i.c.-LD50/mg, im Ischiasnerv 4 Maus-i.c.-LD50/mg sowie in Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit 0,2 Maus-i.c.-LD50/mg.

In nicht-neuralem Gewebe fand man Infektiosität in folgenden Konzentrationen:
Gewebe Titer in Log10 Maus-i.c. LD50/30 mg Gewebe
Ziege 1 Ziege 2 Ziege 3
Tonsillen (Gaumenmandeln) 3,5 3,8 3,5
obere Rachenlymphknoten 3,4 3,5 3,7
Bronchial-medistinal-Lymphknoten (im Bronchien-Mittelfellbereich) 3,4 3,4 3,6
Lymphknoten in der zur Pfortader verlaufenden Darmaufhängung 2,9 3,5 3,4
Vorschulterblattlymphknoten 3,2 3,0 3,6
Voroberschenkellymphknoten 2,2 3,5 4,0
Lymphknoten oberhalb des Brustdrüsengewebes 2,9 3,3 3,4
Milz 3,2 2,8 2,9
Ileum 3,4 2,5 3,5
vorderer Dickdarm 3,1 2,9 3,6
hinterer Dickdarm 2,6 2,1 0,8
Nebenniere 3,1 2,6 2,6
Thymus 1,0 NV 0,9
Nasenscheidewandschleimhaut 2,5 2,0 1,7
Lunge 0,7 NV NA
NV = nicht gefunden, NA = nicht getestet

In nicht-neuralem Gewebe fand man 133 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in Tonsillen (Gaumenmandeln), 114 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den oberen Rachenlymphknoten, 98 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den Bronchial-medistinal-Lymphknoten im Bronchien-Mittelfellbereich, 62 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den Lymphknoten in der zur Pfortader verlaufenden Darmaufhängung (Mesenterium), 62 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den Vorschulterblattlymphknoten, 57 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den Voroberschenkellymphknoten, 53 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in den Lymphknoten oberhalb des Brustdrüsengewebes, 31 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in der Milz, 45 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg im Ileum genannten Dünndarmabschnitt hinter dem Jejunum, 53 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg im vorderen Dickdarm, 2 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg im hinteren Dickdarm, 19 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in der Nebenniere, 0,3 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg im Thymus, 4 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in der Nasenscheidewandschleimhaut und 0,17 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in der Lunge.

Bei den natürlich mit Scrapie infizierten Ziegen gelang der Nachweis von Infektivität in Mäusen nicht mit Blutserum, Blutzellen, Milch, Kot, Knochenmark, Nieren, Speicheldrüsen, Eierstöcken, Uterus und Milchdrüsen. Herz, Leber und Pankreas wurden nicht untersucht.

Von der 1/10 verdünnten Milch dreier natürlich mit Scrapie infizierter Ziegen wurden pro Ziege 10 Mäusen jeweils 30 µl ins Gehirn injiziert. Außerdem wurden von homogenisiertem und 1/10 verdünntem Milchdrüsengewebe dieser 3 Ziegen pro Ziege 10 Mäusen jeweils 30 µl ins Gehirn injiziert. Keine dieser 60 Mäuse erkrankte während des zweijährigen Beobachtungszeitraumes an Scrapie. Andererseits ermittelte man im selben Experiment Infektiositäten zwischen 16.706 Maus-i.c.-LD50/mg im Mittelhirn und 0,17 Maus-i.c.-LD50-Einheiten pro mg in der Lunge. Weil die Milch noch weniger infektiös als die Lunge war und weil die Infektiosität der Lunge bereits im Bereich der Nachweisgrenze lag, muß die Milch mindestens 100.000-fach weniger infektiös als die infektiösesten Bereiche des Gehirnes oder mindestens 3.600-fach weniger infektiös als das obere Rückenmark sein. Die Milch muß aber nach den Ergebnissen dieses Experimentes nicht wesentlich weniger infektiös sein, als die Rückenmarksflüssigkeit der scrapiekranken Ziegen.

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