Fleischwirtschaft 8 / 2002: 95-97

Ingrid Schütt-Abraham, 27.10.2002

Gliederung


Bibliographische Angaben

Buda, Silke; Budras, K.-D.; Eggers, T.; Fries, R.; Hildebrandt, G.; Rauscher, K. - Bewertung sympathischer Para- und Praevertebralganglien als BSE-Risikomaterial. Extracerebrospinale Strukturen des autonomen Nervensystems zwischen Darmtrakt und zentralem Nervensystem - 3. Sympathisches Nervensystem - Fleischwirtschaft 8 / 2002: 95-97

Meine Zusammenfassung des Artikels

Ausgehend vom wahrscheinlichen Ausbreitungsweg BSE-Erreger entlang der Bahnen des autonomen Nervensystems und der Möglichkeit einer Erregerreplikation in den dabei durchquerten Ganglien wird der Verlauf des in diesem Zusammenhang bedeutsamen sympathischen Nervensystems ermittelt und die Lage seiner Ganglien beschrieben. Gleichzeitig erfolgt eine Bewertung fleischtechnologischer Bearbeitungsschritte im Hinblick auf die Entfernung und Entsorgung dieser Nervenstrukturen vor Abgabe des Fleisches an die Verbraucher.

Die zu beachtenden Ganglien sind: die Paravertebralganglien des Grenzstrangs, der eine symmetrische, der Wirbelsäule ventral anliegende leiterartige Ganglienkette bildet, das Ganglion cervicothoracicum (s. stellatum), das eine Verschmelzung der ersten Brustgrenzstrangganglien mit dem caudalen Halsganglion (Ganglion cervicale caudale) darstellt, und die Nervenzellansammlungen um die größeren Eingeweidearterien wie das Ganglion coeliacum, das Ganglion mesentericum craniale und das Ganglion mesentericum caudale, die zu den Prävertebralganglien gehören.

Die Prävertebralganglien werden beim Ausweiden mit der Gekrösewurzel, dem Mesenterium und dem Darm entnommen und als SRM entsorgt.

Demgegenüber können die bis zum 6. Brustwirbel auf dem Musculus longus colli liegenden vorderen Paravertebralganglien des Brustgrenzstranges leicht übersehen oder mit Lymphknoten verwechselt werden. Insbesondere das im Winkel zwischen der 1. und 2. Rippe und der Brustwirbelsäule auf dem Musculus longus colli gelegene Ganglion cervicothoracicum (stellatum) ist wegen seiner Einbettung in Fettgewebe nicht ohne weiteres zu erkennen. Die Autoren empfehlen daher, diese Ganglien durch scharfes Ausschneiden des sie umgebenden Fettgewebes bei der Herrichtung des Schlachtkörpers zu entfernen und das so gewonnene nervengewebshaltige Fett als SRM zu entsorgen.

Im Lendenbereich befinden sich die Paravertebralganglien des Grenzstrangs auf oder neben dem auch Kettenmuskel genannten kleinen Filetmuskel (Musculus psoas minor) im Fettgewebe. Die Autoren empfehlen daher, das neben dem Kettenmuskel befindliche nervenhaltige Fettgewebe mit einem Schnitt entlang der Wirbelsäule zu entfernen und ebenfalls als SRM zu entsorgen.

Die Paravertebralganglien des Kreuzgrenzstranges liegen wiederum direkt unter der Wirbelsäule und werden zusammen mit dieser als SRM entsorgt.

Anmerkungen der Rezensentin

Die durch genaue Beschreibung der Lage der potentiell erregerhaltigen Nervengewebsstrukturen und deren bildliche Darstellung anschaulich gemachten Empfehlungen können in zusammengefasster Form als DLG-Broschüre "Periphere Nervenzellen als Risikomaterial - DLG-Empfehlungen zur Entfernung von extracerebrospinalen Neuronen" von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V., Fachbereich Markt und Ernährung, Eschborner Landstraße 122, D-60489 Frankfurt am Main, bezogen werden.

Ärgerlich ist allerdings die fortwährende Verwechslung von Prionproteinen und Prionen, die in Bezeichnungen wie "pathogene Prionen" oder "fehlgefaltete Prionen" zum Ausdruck kommt. Prionen sind per definitionem infektiös (umgewandelte Abkürzung für proteinaceous infectious particle) und damit pathogen. Sie bestehen aus fehlgefalteten Prionproteinen (PrPSc), welche die pathologische Form der physiologischen zellulären Prionproteine (PrPc) darstellen.

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