Wörterbuch für in meinen Artikeln verwendete Fachausdrücke mit dem Anfangsbuchstaben S

Roland Heynkes, 28.7.2006

Scapula = Schulterblatt

Scrapie ist ursprünglich das englische Wort für die Prionkrankheit der Schafe, die in Deutschland traditionell Traberkrankheit genannt wurde. Inzwischen spricht man von Scrapie allerdings auch bei den Hamstern, Mäusen und anderen Tierarten, die man mit Scrapie infizierte.

Scrapiestamm nennt man jede Variante der Prionkrankheit Scrapie, die man biochemisch (z.B. Molekularmasse, Glykosilierung, Proteaseresistenz) oder aufgrund klinischer (z.B. Inkubationszeit, klinische Symptome) und pathologischer (z.B. Form und Verteilung des proteaseresistenten Prionproteins sowie der Schädigungen von Zellen und Gewebe) Besonderheiten unterscheiden kann.

SDS (Sodium dodecyl sulphate oder Natrium) ist ein anionisches Detergens, welches Proteine denaturiert, indem es jede einzelne Aminosäure ummantelt.

SEAC = das britische Spongiform Encephalopathy Advisory Committee

Sensitivität = Empfindlichkeit

Serumalbumin = Die Albumine stellen einen großen Teil der im Blutplasma gelösten Proteine und sind mit Molekularmassen von etwa 65 Kilodalton relativ groß. Sie dienen der Regulation des osmotischen Druckes und dem Transport von Bilirubin, Cholesterin, Fettsäuren, Metallionen und anderen Stoffen durch das Blut.

Sialinsäuren (auch Sialsäure oder englisch sialic acid) nennt man alle Derivate der in unsubstituierter Form sehr instabilen Neuraminsäure. Von ihr sind mehr als 40 natürliche Derivate bekannt, welche Grundlage einer für Zucker einzigartigen strukturellen Vielfalt sind. Die beiden häufigsten in der Natur vorkommenden Sialinsäuren sind die N-Acetylneuraminsäure (Vorläuferin aller glykosidisch gebundenen Sialinsäuren) und die N-Glykolylneuraminsäure. Die Hydroxylgruppen dieser Sialinsäuren können durch Acetyl-, Lactoyl-, Methyl-, Sulfat- und Phosphatreste in unterschiedlichen Kombinationen substituiert sein. Sialinsäuren kommen überwiegend endständig, teilweise aber auch an Verzweigungen in komplexen Mehrfachzuckermolekülen vor allem in den äußeren Zellmembran höherer Tiere (Deuterostomiern) vor, sind aber auch wichtige Bestandteile in Blutserum und Schleim. Ihre exponierte Lage, Vielfalt und negative Ladung prädestinieren die sich gegenseitig abstoßenden Sialinsäuren für Abschirmungseffekte, aber auch Anziehungs- und Abstoßungsphänomene zwischen Zellen, Molekülen und innerhalb von Molekülen. So schützen Sialinsäuren Zuckerkomplexe, Proteine und Zellen und sind an molekularen und zellulären Erkennungs- und Bindungsprozessen beteiligt, können Rezeptoren und andere Antigene aber auch maskieren. Die O-Acetylierung von Sialinsäuren ist sehr wichtig für die Morphogenese und Entwicklung verschiedener Gewebe und das Sialinsäuremuster einer Zelle ist nicht nur spezies- und gewebespezifisch, sondern verändert sich auch bei der physiologischen Differenzierung.

Signatur bedeutet allgemein Unterschrift insbesondere auf Kunstwerken bzw. Kennzeichner beispielsweise in Bibliotheken. In der TSE-Forschung spricht man auch von Signatur, wenn man eine Sammlung mess- und beobachtbarer Eigenschaften meint, welche insgesamt auf einen bestimmten Erregerstamm schließen lassen. Dazu zählen die Molekularmasse und das Muster der Glykosilierung des proteaseresistenten Prionproteins PrPsc, aber dessen Verteilung und die Verteilung erkennbarer Schädigungen im Gehirn oder im gesamten Organismus.

SINE ist eine Abkürzung für short interspersed nucleotide elements, bei denen es sich um passive Retrotransposons handelt. Sie gehören zur repetitiven DNA und breiten sich quasi parasitär im Genom aus.

siRNA = small interfering RNA

Spatium subdurale = kapillarer Spaltraum zwischen Dura mater und Arachnoidea mater encephali

Speziesbarriere = anhand geringerer Infektionsraten und/oder verlängerter Inkubationsraten erkennbarer Unterschied zwischen der innerartlichen Übertragbarkeit einer Krankheit einerseits und ihrer Übertragbarkeit auf Individuen anderer Tier- oder Pflanzenarten andererseits

spinal = zur Wirbelsäule gehörend

Spinalganglion = spinales Ganglion - Nervenknoten im Bereich der hinteren Wurzel eines Rückenmarknervs

Splanchnikus = Nervus splanchnicus oder Eingeweidenerv

SSC = Scientific Steering Committee oder wissenschaftlicher Lenkungsausschuß der EU

spongiform = schwammförmig

Sporadisch bedeutet eigentlich nur, daß etwas nur vereinzelt auftritt. Über die mutmaßliche Ursache wird damit gar nichts ausgesagt. In der TSE-Forschung hat man es sich allerdings angewöhnt, diesen Begriff im Sinne von "unbekannter Ursache" zu verwenden. Einige Amateur-TSE-Forscher verwenden diesen Begriff sogar im Sinne von "spontan" und unterstellen damit, die wegen ihrer Seltenheit und ihrer unbekannten Ursachen sogenannten sporadischen Varianten der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entstünden spontan, also rein zufällig. Gelegentlich wird solch bedauerlicher Unfug sogar im Namen verwirrter oder überforderter Nobelpreisträger publiziert [AQGS]. Es gibt keine wissenschaftlich haltbaren Beweise oder auch nur Hinweise darauf, daß TSE mit einer Häufigkeit von jährlich rund 1 Fall pro Million Individuen spontan entstehen, aber die entsprechende Unterstellung ist besonders bequem, weil man sich nicht um mögliche Ursachen kümmern muß, solange man diese leugnet. Sehr viel unangenehmer ist es, wenn man bei TSE von sehr viel selteneren Spontanentstehungen und einem relevanten Anteil von Infektionen als Ursache sporadischer Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ausgeht. Dann muß man nämlich Maßnahmen gegen mögliche Übertragungswege ergreifen und kann beispielsweise bei BSE selbst nach dessen eventueller Ausrottung nie sicher sein, daß es nicht spontan neu entsteht. Als Konsequenz folgt aus dieser Arbeitshypothese, daß man sich auf ein dauerhaftes Verbot jeder Form von Kannibalismus in der Landwirtschaft einstellen muß, selbst wenn BSE eines Tages ausgerottet sein sollte. Daraus folgt auch, daß man verstärkt nach noch unbekannten Übertragungswegen als Ursachen der CJK insbesondere im medizinischen Bereich suchen müsste.

Stammhirn = Truncus encephali

Standardabweichung = Mit Standardabweichung ist in Biologie und Medizin in der Regel die empirische Standardabweichung gemeint, die man auch mittelere Abweichung oder Streuung nennt. Diese ist ein statistisches Maß für die Abweichung von Einzelmeßwerten einer Meßreihe von ihrem arithmetischen Mittelwert. Sie ist definiert als der positive Wert der Wurzel aus der Varianz.

steril = keimfrei oder unfruchtbar

Sterilisation = Prozeß des keimfrei oder unfruchtbar Machens

sterilisieren = keimfrei oder unfruchtbar machen

sternal = zum Brustbein gehörend

StMGEV = Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz

Striatum sagt man einerseits als Kurzform von Corpus striatum (Streifenkörper oder Streifenhügel), welcher der größte Teil der Basalganglien des Gehirns (Encephalon) ist und zum extrapyramidalen System gehört. Es besteht aus dem Schweif- oder Schwanzkern (Nucleus caudatus) und dem Linsenkern (Nucleus lentiformis), welcher seinerseits aus dem Schalenkern (Putamen) und dem Pallidum (Globus pallidus) besteht. Andererseits verwendet man den Begriff Striatum aber auch als Kurzform für das aus Schweifkern (Nucleus caudatus) und Putamen zusammen gefasste Neostriatum, von welchem man den Pallidum (Globus pallidus) aufgrund seiner Entwicklungsgeschichte als Paläostriatum unterscheidet. Denkt man sich einen Schnitt durch die Symetrieebene des Gehirnes, dann liegt das Striatum beim Menschen etwas unterhalb und vor dem Mittelpunkt dieser Fläche. Schaut man von oben auf das Gehirn, dann liegt es in beiden Hirnhälften ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Zentrum und dem seitlichen Rand des Gehirns. Anatomisch liegt es zwischen dem Thalamus und dem Insellappen (Insula) der seitlichen Großhirnrinde, wobei der Schweifkern (Nucleus caudatus) etwas oberhalb, das Pallidum (Globus pallidus) etwas unterhalb und das Putamen direkt außerhalb oder seitlich des Thalamus liegen. Funktionell erhält es Signale von praktisch allen Teilen der Hirnrinde und soll etwas mit der Kontrolle von Gleichgewicht und Bewegungen zu tun haben. Schweifkern (Nucleus caudatus) und Schalenkern (Putamen) regulieren die Muskelspannung. Streifenkörper und Kleinhirn (Cerebellum) senden Hemmungsbahnen der Motorik zur Feinabstimmung von Bewegungen aus.

Subarachnoidalraum = mit Zerebrospinalflüssigkeit gefüllter und von Arachnoidaltrabekeln schwammartig durchzogener Raum zwischen Pia mater der Arachnoidea mater encephali

subklinisch = 1. leicht verlaufend, sodaß keine klinische Behandlung erforderlich ist, 2. ohne klinische Symptome verlaufend(e Krankheit)

subkutan = unter die Haut bzw. in das unter der Haut befindliche Fettgewebe

submandibular = unter der Mandibula liegend

submaxillar = unter dem Oberkiefer

Sulcus = Furche (der Großhirnrinde oder des Rückenmarks)

Sulcus medianus dorsalis = auch Sulcus medianus posterior genannte, auf der rückwärtigen Mittellinie des Rückenmarkes verlaufende Furche

Sulcus medianus posterior = auch Sulcus medianus dorsalis genannte, auf der rückwärtigen Mittellinie des Rückenmarkes verlaufende Furche

supratentoriell = oberhalb des Kleinhirndaches oder Kleinhirnzeltes

suspendieren = eine Suspension herstellen

Suspension = Etwas wird in der Schwebe gehalten, wie feine nichtlösliche Teilchen in einer Flüssigkeit.

Symptom = Krankheitszeichen

Synthese = Zusammenfügung einzelner Teile zu einem Ganzen; (Chemie) Aufbau chemischer Verbindungen aus den Elementen durch chemische Reaktionen, (Philosophie) Vereinigung unterschiedlicher Vorstellungen (These und Antithese) oder die Bildung komplexer aus elementaren Begriffen

synthetisieren = durchführen einer Synthese

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