Annales de l'Institut Pasteur. 1896; 10: 511-23

Roland Heynkes 29.10.2025, CC BY-SA-4.0 DE

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nach oben NR BABJ

nach oben AU Ernest Hanbury Hankin

nach oben TI L'action bactericide des eaux de la Jumna et du Gange sur le vibrion du cholera

nach oben QU Annales de l'Institut Pasteur. 1896; 10: 511-23. doi: https://doi.org/10.4161/bact.1.3.16736

nach oben AB Abstract

nach oben SP französisch

nach oben ZF Der britische Mediziner und vielseitig interessierte Naturforscher Ernest Hanbury Hankin fand erstaunlich wenige Mikroben in den großen indischen Flüssen Ganges und Jamuna, obwohl Inder darin sich selbst, ihre Kleidung und ihre Tiere wuschen und halb verbrannte Leichen auf den Flüssen trieben. Allerdings wurden die Leichen sehr schnell von meterlangen Schildkröten angefressen. Geier und andere Aasfresser erledigen den Rest, wenn die Leichen angespült werden. Auch aus einer Leiche entnommenes Wasser enthielt kaum mehr Mikroben als das Abwasser einer Stadt. Aber durch das Entnehmen von Proben aus einer Leiche machte er sich bei Angehörigen verdächtig. Da das Flusswasser auch getrunken wurde, machte man in Europa diese katastrophalen hygienischen Zustände für Ausbrüche von Cholera verantwortlich. Hankin stellte aber durch mikroskopische Untersuchungen fest, dass die heiligen Flüsse Indiens viel weniger organisches Material und Mikroben enthalten als europäische Flüsse. In die indischen Flüsse wurde viel weniger Schmutzwasser von Städten und Industrie eingeleitet. Nachdem sie beim Durchfließen großer Städte viel Schmutz und Mikroben aufgenommen haben, fließen die großen indischen Flüsse über weite Strecken durch unfruchtbare Gebiete, in denen sie nicht weiter belastet werden. Hankin stellte fest, dass sie dabei immer reiner werden. Als Ursachen für die Selbstreinigungskraft der Flüsse betrachtet er hohe Temperaturen, viel Licht und Kontakt zu Sauerstoff, weil die Flüsse natürlich gewunden und an vielen Sandbänken entlang fließen. Außerdem stammt das Wasser Ganges imd Jamuna hauptsächlich von Gletschern, während in Europa viel Regenwasser Schmutz und Mikroben in die Flüsse spült.
Gegen die Flüsse als Quellen für Epidemien spricht für Hankin auch, dass sich die großen indischen Epidemien üblicherweise flussaufwärts ausbreiten. Das war erstaunlich, da während der Cholera-Epidemien sogar infektiöse Leichen in die Flüsse geworfen wurden. Es gab auch mit menschlichen Fäkalien gedüngten Gurkenanbau auf Sandbänken. Also musste der Fluss selbst die Cholera-Bakterien unschädlich machen. Zunächst dachte Hankin, die Mikroben könnten nicht überleben, weil es ihnen an Nährstoffen fehle. Aber dann entdeckte er experimentell, dass das Flusswasser ein Antiseptikum enthielt, das eine starke bakterizide Wirkung auf die Cholera-Mikrobe ausübte. Auch destilliertes Wasser erwies sich als leicht bakterizid. Die stark bakterizide Wirkung des Flusswassers ging durch Autoklavieren stark zurück. Mit zahlreichen Experimenten konnte Hankin zeigen, dass nicht Nährstoffmangel, sondern die bakterizide Wirkung des Wassers für einen Abbau der Mirkoben sorgte, wenn es nur durch einen Pasteur-Filter filtriert und nicht gekocht wurde und keine mehrtägige Bahnfahrt hinter sich hatte. Indem Hankin das Flusswasser lange stehen ließ und in regelmäßigen Abständen mit Cholera-Erregern animpfte, konnte er nachweisen, dass seine bakterizide Wirkung langsam abnahm. Durch Zusatz von Nährmedium konnte Hankin zeigen, dass das Flusswasser die Bakterien tatsächlich getötet hatte und sie nicht durch Nährstoffmangel starben. Da weder Schmelzwasser noch Brunnenwasser bakterizid wirkten, schloss Hankin, dass die antiseptische Wirkung erst im Flusswasser entstand. Deshalb empfahl er auch, während der Pilgerfahrten die Brunnen zu schließen, damit die Pilger das Flusswasser trinken.
Um zu ermitteln, ob vielleicht eine flüchtige Substanz für die bakterizide Wirkung des Flusswassers verantwortlich war, erhitzte er es in verschlossenen Röhrchen. Er stellte fest, dass das Flusswasser seine bakterizide Wirkung durch Erhitzen in offenen Röhren verlor, aber nicht in verschlossenen. Leider schloss er verständlicherweise daraus, dass es sich um eine flüchtige antiseptische Substanz handeln müsse. Weil die antibakterielle Wirkung des Flusswassers durch mit Mikroben belastetes Abwasser und Leichen nicht beeinträchtigt wurde, schloss er außerdem irrtümlich, sie hätten keine Wirkung auf die bakterizide Wirkung des Wassers. Auch das war nachvollziehbar, weil er ja an eine flüchtige Substanz dachte und nicht an damals noch unbekannte Viren, die sich in Bakterien vermehren.
Insgesamt hat also Hankin nicht weniger als Twort und kaum weniger als d'Herelle entdeckt. Aber nur d'Herelle hat daraus praktische Konsequenzen gezogen und die Phagentherapie entwickelt und angewendet.

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