Wörterbuch für in meinen Artikeln verwendete Fachausdrücke mit dem Anfangsbuchstaben T

Roland Heynkes, 28.7.2006

T-Zelle = T-Lymphozyt = Träger der zellvermittelten Immunität

T-Zell-Rezeptoren (TZR) ähneln Antikörpern, bleiben aber auf den Oberflächen von T-Zellen und erkennen spezifisch Antigene.

TAB = Büro für Technikfolgenabschätzung am deutschen Bundestag

Telencephalon (Telenzephalon, Endhirn) nennt man den bei verschiedenen Tierarten sehr unterschiedlich aussehenden vordersten Abschnitt des Gehirns der Wirbeltiere, der sich im Embryo durch eine paarige Ausstülpung zu beiden Seiten hin aus dem vorderen Abschnitt des Prosencephalons bildet. Diese paarig ausgestülpten Teile des Telencephalons bilden die durch den ebenfalls zum Telencephalon gehörenden Balken verbundenen Hemisphären, die in ihrem Innern noch die Seitenventrikel enthalten. Aus jeder Hemisphäre stülpt sich seinerseits rostral der Bulbus olfactorius aus.

Temporallappen nennt man den Schläfenlappen einer Endhirn-Hemisphäre. Hier werden unter anderem die Signale der Hörnerven verarbeitet und interpretiert.

Der Thalamus ist als größtes und zentrales Kerngebiet des Zwischenhirns (Diencephalon) die ziemlich zentral unter dem Mittelpunkt des Hirnes auf der Spitze des Hirnstammes (Truncus encephali) gelegene, besonders voluminöse graue Masse beiderseits des Hohlraumes zwischen den Großhirn -Hemisphären. Man unterscheidet in ihm viele separate Kerne mit verschiedenen Funktionen und Verbindungen zu Rückenmark, Kleinhirn (Cerebellum), extrapyramidalem System und fast allen Regionen der Großhirnrinde. Er wird oft "Tor zum Bewußtsein" genannt, weil er eine subkortikale Sammel- und Verknüpfungsstelle für die Sinnessysteme (außer Geruchssinn) und die inneren Sensoren des Körpers mit Umschaltung zur Großhirnrinde ist. Teilweise erzeugt der Thalamus aber auch selbständig Reaktionen auf Empfindungen. Der Thalamus kontrolliert und bewertet alle Erregungen, die von den Sinnesorganen in die Großhirnrinde gehen und fördert oder unterdrückt sie. Das wirkt sich auf die Motorik, die Sinneswahrnehmung und zusammen mit dem limbischen System auf die Empfindungen und damit auf die Gefühle und das Verhalten aus.

Thorax = Brustkorb oder Oberkörper zwischen Hals und Zwerchfell

Thymin (abgekürzt T) nennt man die Pyrimidin-Base 2,4-Dioxo-5-methylpyrimidin (5-Methyluracil), die mit D-Desoxyribose das Nukleosid Desoxythymidin bildet.

Thymidin (abgekürzt T) nennt man verkürzt ein eigentlich Desoxythymidin heißendes, aus der Pyrimidin-Base Thymin und der Pentose (Zucker mit 5 Kohlenstoffatomen) D-Desoxyribose gebildetes Nukleosid. Durch Veresterung von Thymidin-Nukleosiden mit Phosphorsäure entstehen die Desoxyribonukleotide Thymidinmonophosphat (dTMP), Thymidindiphosphat (dTDP) und Thymidintriphosphat (dTTP). dTMP ist einer der 4 normalen Bausteine der DNA. RNA enthält statt Thymidin dessen unmethyliertes Derivat Uridin.

Titer = Konzentration einer Substanz, eines Antikörpers, oder eines infektiösen Agens.

Titration = Konzentrationsbestimmung

Trabekel = Bälkchen

Tractus = Nervenbahn, Leitungsbahn, zu Bündeln zusammengefasste Nervenfasern

Der Tractus olfactorius lateralis ist ein auf der Außenseite des Pars basalis rhinencephali kaudal aus dem Bulbus olfactorius heraus ziehendes, dickes Nervenbündel.

Der Tractus olfactorius medialis ist ein auf der Unterseite des Pars basalis rhinencephali kaudal aus dem Bulbus olfactorius heraus ziehendes, dickes Nervenbündel.

Transformation bedeutet Umwandlung oder Umformung. In der Molekularbiologie versteht man darunter speziell die Umwandlung von Bakterien oder Eukaryontenzellen durch die Übertragung fremder DNA.

transformieren = eine Transformation durchführen

Transgen nennt man einen Organismus, dem ein zusätzliches, für seine Spezies fremdes Gen mit Hilfe der Gentechnik in alle Körperzellen eingebaut wurde.

Transkript nennt man das Produkt einer Übersetzung von einer Sprache oder Darstellungsform in eine andere. In der Genetik meint man damit eine RNA-Kopie eines Teils der in der DNA kodierten Erbinformation.

Transkription ist der Vorgang der Produktion eines Transkriptes.

Transposons sind mobile DNA, die manchmal auch springende Gene genannt werden, obwohl sie gar keine Gene sind. Gemeint ist, dass Transposons neue Positionen im Genom einer Zelle einnehmen und dabei auch dessen Umfang vergrößern oder verkleinern können. Transposons verursachen auch Mutationen, wenn sie in Gene oder in deren Regulationssequenzen hinein springen. Während der Meisose erschweren Sequenzen mit mehreren identschen Sequenzen in Folge die korrekte Paarung und können ungleiche Austausche verursachen.

Es lassen sich drei Klassen (I, II, III) von Transposons unterscheiden:

Klasse-I-Transposons heißen auch Retrotransposons, weil sie zunächst in RNA-Einzelstränge transkribiert und danach durch das Enzym Reverse Transkriptase in DNA-Doppelstränge umgewandelt werden, die schließlich irgendwo als zusätzliche Kopie ins Genom eingebaut werden können. Deshalb werden sie im Genom nicht verschoben, sondern kopiert. Ihre Zahl nimmt daher immer nur zu und insgesamt sollen sie inzwischen bis zu 40% des menschlichen Genoms ausmachen. Viele Retrotransposons besitzen an ihren Enden sogenannte long terminal repeats (LTR), die über 1000 Nukleotide lang sein können. Genau wie bei Klasse-II-Transposons führt auch auch der Einbau eines Retrotransposons an der Insertionsstelle beiderseits des Transposons zu kurzen direct repeats (identischen Sequenzen auf beiden Seiten).

Long interspersed elements (LINE) nennt man Retrotransposons, von denen das menschliche Genom rund 850.000 LINEs enthalten soll, die insgesamt etwa 21% unseres Genoms ausmachen sollen. Die meisten davon gehören zur Familie der LINE-1 (L1), die wenige Hundert bis 9.000 Nukleotide lang sein können. Nur etwa 50 L1-Elemente enthalten funktionelle "Gene" die transkribiert und translatiert werden. Diese funktionellen L1-Elemente sind rund 6.500 Basenpaare lang und kodieren 3 Proteine. Die RNA-Polymerase II transkribiert die L1-DNA in RNA, die dann teilweise von zellulären Ribosomen in die 3 Proteine translatiert wird. Aus dem Zytoplasma gelangen die RNA und die Proteine in den Zellkern zurück. Hier macht eine Reverse Transkriptase aus dem RNA-Transkript eine doppelsträngige DNA-Kopie. Die Endonuklease schneidet die DNA am Zielort auf, sodaß die Kopie des L1-Elementes dort eingefügt werden kann. Viel schneller als normale Mutationen sorgt so die unterschiedliche Verteilung der LINEs im Genom für individuelle Unterschiede und generiert damit genetische Fingerabdrücke. Die Variabilität wird noch dadurch gesteigert, daß die Transkription der L1-Elemente gelegentlich am 3'-Ende über das Transposon hinaus geht. Die Kopie des Transposons wird dadurch größer. Andererseits bricht die DNA-Synthese durch die Reverse Transkriptase häufig vorzeitig ab, wodurch verkürzte Transposon-Versionen entstehen. Werden LINE-Kopien in regulierende Regionen integriert oder verlängern sie als Bestandteil eines Introns deutlich die Länge des primären Transkripts, dann können sie Einfluß auf die Expression einzelner Gene nehmen. Manchmal wird mit einem LINE auch eine kodierende Gensequenz kopiert. Dann kann sich aus dieser Kopie ein neues Gen entwickeln. Zunächst entstehen so aber nur Pseudogene ohne Introns und Kontrollsequenzen.

Short interspersed elements (SINE) sind nur 100-400 Nukleotide lang und enthalten von Reverser Transkriptase synthetisierte Sequenzen aus tRNA, 5S rRNA und andere kleine Kern-RNAs, die von der RNA-Polymerase III transkribiert werden. Der häufigste SINE-Typ ist das vermutlich aus 7S RNA entstandene 300 Nukleotide lange und eine namensgebende Erkennungssequenz der Restriktionsendonuklease AluI enthaltende Alu-Element, von welchem das menschliche Genom über 1 Million Kopien bzw. 11% des Gesamtgenoms enthält. Die meisten SINE kodieren keine funktioniellen Peptide oder RNA und werden passiv von den Enzymen mitkopiert, die von aktiven L1-Elementen kodiert werden. SINE verursachen relativ wenige Mutationen.

Retroviren wie HIV funktionieren innerhalb des Zellkerns auch wie Retrotransposons.

Klasse-II-Transposons sind direkt von einer Position im Genom zu einer anderen wechselnde DNA-Bereiche. Mit Hilfe einer Transposase werden sie enzymatisch aus ihrer Umgebung herausgeschnitten und an anderer Stelle wieder eingefügt. Einige Klasse-II-Transposons kodieren selber dieses Enzym, welches beide Enden eines Transposons sowie eine Zielsequenz an einer anderen Stelle in der DNA bindet. Einige Transposasen benötigen dafür spezifische Erkennungssequenzen, während andere ihr Transposon an jeder beliebigen Stelle integrieren können. Die Zielsequenz wird so geschnitten, das einer der beiden DNA-Stänge um einige Nukleotide übersteht und ein sogenanntes sticky end entsteht. Das Transposon selber hat aber keine sticky ends, sondern sogenannte blunt ends, sodaß nach dem Einfügen (Ligation) die beiden kurzen nur einzelsträngigen Bereiche noch mit einigen Nukleotiden aufgefüllt werden müssen. Dadurch entstehen direkt außerhalb der inverted repeats des Transposons noch zwei identische direct repeats.

Vor etwa 50 Jahren entstand erstmals in der Fruchtfliege Drosophila ein Klasse-II-Transposon, das P-Element genannt wird. Normalerweise wird dessen Transposase-Gen nicht exprimiert. Wenn allerdings eine männliche Fliege mit diesem Element Nachkommen mit einer weiblichen Fliege ohne es bekommt, dann wird in den Nachkommen das Transposase-Gen des P-Elementes exprimiert. Dadurch entstehen auch in der Keimbahn so viele Mutationen, daß die Nachkommen steril werden. Trotzdem hat sich dieses Klasse-II-Transposon in der Fruchtfliege so schnell vermehrt, daß man Drosophila ohne es nur noch in alten Zuchtstämmen, aber nicht mehr in der Natur findet. Molekularbiologen konnten das P-Element als Genfähre nutzen. Klasse-III-Transposons nennt man auch Miniature Inverted-repeats Transposable Elements oder MITE. Im Genom von Reis wurden mehr als 100.000 MITEs gefunden. Bei einer Länge von jeweils etwa 400 Basenpaaren und ihren flankierenden jeweils rund 15 Basenpaare langen inverted repeats repräsentieren sie insgesamt etwa 6% des Reisgenoms. Sie sind zu klein, um ein Enzym zu kodieren, und man weiß noch nicht, wie sie sich so ausbreiten konnten. Vielleicht wurden sie von der Transposase eines größeren Klasse-II-Transposons kopiert, welches die selben inverted repeats besitzt. MITEs wurden auch in den Genomen von Mensch, Xenopus und Apfel gefunden.

Einige bakterielle Transposons transportieren auch in der Natur neben dem Transposase-Gen mindestens ein Antibiotikumresistenzgen. Natürlich springen solche Transposons auch in Plasmide, mit deren Hilfe sie dann auf andere Bakterien übertragen werden können. Außer dem Transposase-Gen besitzen diese Transposons auch ein Gen für das Enzym Resolvase, welches dafür sorgt, daß das Transposon nicht ausgeschnitten, sonden kopiert wird.

Trigeminus = Nervus trigeminus

Trigeminusganglien = Das Ganglion trigeminale oder Ganglion Gasseri liegt in einer Impressio trigemini genannten Mulde auf der das Innenohr umgebenden Felsenbeinpyramide

Tris-HCl = Tris(hydroxymethyl)-aminomethanhydrochlorid (C4H11NO3ClH)

tRNA ist die englischsprachige Abkürzung für transfer-RNA. Diese etwa 80 Nukleotide langen und durch intramolekulare Basenpaarungen kleeblattförmig gefaltete Ribonukleinsäuren besitzen eine aus drei benachbarten Nukleotiden (Triplett) bestehende RNA-Erkennungssequenz, mit der sie an den der Protein-Biosynthese dienenden Ribosomen jeweils an ein zur Erkennungssequenz komplementäres Codon der Boten-RNA binden. Außer dem auch Anticodon genannten Triplett besitzt jede tRNA noch eine Bindungsstelle für eine Aminosäure. Das Enzym Aminoacyl-tRNA Synthetase belädt jede tRNA in Abhängigkeit von ihrer RNA-Erkennungssequenz mit der Aminosäure, die dem Codon entspricht, welches von der RNA-Erkennungssequenz der tRNA erkannt wird. Wenn nun an einem Ribosom die nebeneinander liegenden Codons der RNA die jeweils zu ihnen passenden tRNAs gebunden haben, dann liegen auch die an den tRNAs hängenden Aminosäuren nebeneinander und werden am Ribosom in der von der RNA vorgegebenen Reihenfolge miteinander zu einem neuen Protein verknüpft.

Truncus encephali, Truncus cerebri oder Hirnstamm ist wie das Großhirn ein nicht wirklich klar definierter Begriff der makroskopischen Humananatomie für den unpaarigen Teil des menschlichen Gehirns, welcher das Rückenmark gradlinig fortsetzt und aus dem sich Großhirn und Kleinhirn jeweils paarig mit ihren Hemisphären ausstülpen. Im Hirnstamm entspringen die motorischen und enden die sensorischen Anteile der meisten Hirnnerven. Eindeutig zum Hirnstamm gehören das Mittelhirn (Mesencephalon) sowie das aus Hinterhirn (Metencephalon) und Nachhirn (Myelencephalon) bestehende Rautenhirn (Rhombencephalon) und der Pschyrembel belässt es dabei. Laut Brockhaus umfasst es aber außerdem das Zwischenhirn (Diencephalon) sowie die Basalganglien des Endhirns (Telencephalon), was einer Überschneidung von Hirnstamm und Endhirn (Telencephalon) gleich käme. Auch das Duden-Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke zählt zum Hirnstamm das Großhirn mit Ausnahme des Hirnmantels (Pallidum). Da mag sich das Online-Lexikon der Neurowissenschaft gar nicht erst festlegen und stellt einfach nur die Konfusion fest. Mehr kann ich auch nicht tun, obwohl eine Überschneidung von Großhirn (Cerebrum), Kleinhirn (Cerebellum) und Hirnstamm nicht sinnvoll wirkt.

TSE = Transmissible Spongiform Encephalopathy oder übertragbare schwammartige Hirndegeneration, von Anhängern der Protein-only-Hypothese auch Prionkrankheiten genannt

Tubuli = röhrenförmige Auswüchse

Typisierung = Charakterisierung einer Variante durch Ermittlung eines Profils ihrer Eigenschaften

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