The Veterinary Record 1972; 90: 465-468
Ingrid Schütt-Abraham, 13.07.2002
Gliederung
Pattison, I.H.; Hoare, M.N.; Jebbett, J.N.; Watson, W.A. - Spread of Scrapie to Sheep and Goats by Oral Dosing with Foetal Membranes from Scrapie-affected Sheep - The Veterinary Record 1972; 90: 465-468
Von 6 Swaledale-Schafen, die sich in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit befanden und klinisch an Scrapie erkrankt waren, wurden die Fruchthüllen gewonnen. Von wenigen Gramm dieser Membranen wurde eine 10%ige Suspension hergestellt und jeweils 2 Schafen und 3 Ziegen intrazerebral inokuliert. Der Rest von je 165-650 g wurde homogenisiert und weiteren 2 Schafen und 3 Ziegen oral verabreicht. Die Ziegen waren im Alter von einer Woche von verschiedenen Herden angekauft worden und zum Zeitpunkt des Versuchsbeginns ca. 10 Monate alt. Die Schafe stammten aus der Herdwick Herde in Compton, die für Scrapie besonders empfänglich war. Die Scrapie-Diagnose wurde anhand des klinischen Bildes gestellt und histologisch bestätigt.
30 Monate nach Versuchsbeginn waren 5 der 12 oral infizierten Schafe und 3 der 14 oral infizierten Ziegen (von denen bereits 4 an anderen Krankheiten gestorben waren), aber nur 4 der 12 intrazerebral inokulierten Schafe und 1 der 18 intrazerebral inokulierten Ziegen an Scrapie erkrankt.
Zwischen der Menge des verabreichten Materials und der Zahl der Scrapiefälle oder der Länge der Inkubationszeit bestand kein ersichtlicher Zusammenhang. Die Membranen von 2 der 6 Spenderschafe (D + F) hatten sich für Schafe und Ziegen als infektiös erwiesen, die von 2 weiteren Spenderschafen (A + B) lediglich für Schafe, und von 16 mit Membranen der restlichen 2 Spenderschafe (C + E) infizierten Tieren war auch nach 30 Monaten noch keins an Scrapie erkrankt.
Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass die Verbreitung von Scrapie bei Schafen und Ziegen durch den bei diesen Tierarten natürlicherweise vorkommenden Verzehr der bei der Geburt freigesetzten Fruchthüllen möglich ist.
Es wäre zu erwarten gewesen, dass Scrapie bei intrazerebral inokulierten Schafen und Ziegen leichter und früher als bei oral infizierten zum klinischen Ausbruch von Scrapie geführt hätte. Dies war jedoch nur bei 3 der 4 von den Spendern A wie F infizierten Schafe sowie bei 3 der 4 von Spender D infizierten Ziegen der Fall. Dass die von Spender D oral infizierten Schafe nach 21 bzw. 25 Monaten an Scrapie erkrankten, jedoch keins der beiden intrazerebral inokulierten Schafe innerhalb 34 Monaten erkrankte, erscheint nicht schlüssig. Allerdings war der Genotyp der Empfängerschafe nicht bekannt, und es wurden zur Herstellung der Suspension für die intrazerebrale Inokulation nur geringe nicht näher bezeichnete Mengen der fötalen Membran verwendet, während der gesamte Rest in 5 gleichmäßig großen Portionen verfüttert wurde. Immerhin deuten diese Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die in den Fruchthüllen vorhandene Infektiosität anscheinend deutlich geringer war als die im Zentralnervensystem Scrapie-kranker Tiere zu erwartende.
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