Dokumentationen zum Thema Hund

Roland Heynkes, 15.3.2020

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Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam nach oben

Bei YouTube kann man sich die Sendung noch einmal ansehen: Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam.

So wie Blume und Biene oder Baum und Pilz, so haben sich auch Mensch und Hund in den letzten mehr als 15.000 Jahren ihrer Evolution gemeinsam entwickelt. In dieser Dokumentation wird sogar behauptet, die Entwicklung vom Wolf zum Hund habe bereits vor 130.000 Jahren begonnen und sei vor 17.000 Jahren schon abgeschlossen gewesen. Man erklärt das mit einer Aufspaltung der Spezies Wolf in scheue Waldbewohner und weniger ängstliche Wölfe, welche die Nähe der Menschen suchten, weil sie deren Nahrungsreste fressen konnten. Über lange Zeiträume könnten sich so Wölfe langsam selbst ohne menschliches Zutun zu ersten Hunden entwickelt haben. Demnach hätten Menschen nicht Wölfe, sondern Hunde zu ihren ersten Haustieren gemacht.

Wohl nur mit Hilfe ihrer Hunde konnten sich Menschen über fast alle Kontinente ausbreiten. Und auch der Hund hat von der Symbiose mit dem Menschen profitiert, denn alleine hätte dessen Urahn Wolf niemals so zahlreich werden können, wie es heute die Hunde sind. Allerdings hat sich der Mensch dabei kaum verändert, während er aus dem selber sehr erfolgreichen und dem Menschen erstaunlich ähnlichen Wildtier Wolf mehr als 340 sehr unterschiedliche Hunderassen gezüchtet hat. Zunächst wurden wohl unterschiedliche Hunderassen für die verschiedenen Arten der Jagd gezüchtet. Ab dem Mittelalter wurde sogar für jede Wildart eine eigene Jagdhundrasse gezüchtet. Vermutlich kamen verschiedene Rassen wie der Harzer Fuchs als Hütehunde später hinzu. Unter den jüngsten Hunderassen sind auch einige reine Modehunde und sogar sogenannte Qualzuchten mit angeborenen Krankheiten oder Behinderungen. Denn ab dem 19. Jahrhundert sollten Hunde auch unterschiedlichen Schönheitsidealen entsprechen. Nach der Ausrottung der Wölfe schien man lange Zeit kaum noch Hütehunde mehr zu brauchen. Seit der Rückkehr des Wolfes stimmt das aber nicht mehr.

Als Mensch und Wolf vermutlich irgendwo in Asien zusammen kamen, da waren beide in ihrem gemeinsamen Lebensraum die erfolgreichsten Jäger. Vermutlich haben sie sich gegenseitig respektiert, denn beide waren sehr intelligent und ausdauernd und hatten gelernt, in gut koordinierten Gruppen zu jagen. Deshalb konnten beide Beutetiere jagen, die sehr viel größer und stärker waren als ihre Jäger. Insofern waren Hunde und Menschen Nahrungskonkurrenten. Allerdings können sich Wölfe auch von sehr kleinen Beutetieren wie Mäusen und sogar von Aas ernähren. Dafür konnte der Mensch auch pflanzliche Nahrung vertragen. Während Mensch und Wolf bis heute Konkurrenten sind und der Wolf lange Zeit von Viehzüchtern dämonisiert wurde, ergänzen sich bei der Jagd Mensch und Hund perfekt. Bis heute jagen beispielsweise Trapper und Hunde der alten Rasse(n) Laika in der Taiga gemeinsam den kleinen Marder namens Zobel, aus dem extrem teure Mäntel gemacht werden. Die Hunde finden den Marder mit dem wertvollen Fell und jagen ihn auf einen Baum. Dann kommt der Mensch und tötet das Pelztier. Aber wie wurden aus den Konkurrenten so gute Jagdkumpane?

Die Taiga gehört zu den Lebensräumen mit so harten Lebensbedingungen, dass Menschen sie ohne Hunde kaum hätten besiedeln können. Der Neandertaler hat das zwar geschafft, aber wie der Wolf konnte anscheinend auch der Neandertaler nie größere Populationen aufbauen. Beide brauchten wie bei Raubtieren üblich ein großes Jagdrevier für ein relativ kleines Rudel. Und andererseits sind jeweils nur zwei Wölfe oder Menschen kaum ausreichend für eine erfolgreiche Jagd. Ein Mensch und ein Hund scheinen ein mächtigeres Team zu sein, weil sich ihre unterschiedlichen Fähigkeiten besser ergänzen. Die mit bis zu 300 Millionen Riechsinneszellen extrem feine Nase, die Schnelligkeit und der Mut des Hundes sowie der Erfindungsreichtum des Fallen stellenden und Waffen bauenden Menschen ergänzen sich perfekt.

Etwa 10% des Hundegehirns sollen allein mit dem Riechen beschäftigt sein. Damit sollen Hunde 1 Million mal besser riechen können als wir. Es stimmt allerdings nicht, dass kein anderes Tier so gut riechen kann. Elefanten beispielsweise riechen noch besser als Hunde. Hunde können bis weit in den Ultraschallbereich hinein auch sehr gut hören und mit ihren beweglichen Ohrmuscheln Geräuschquellen genau lokalisieren. Weniger gut als die menschlichen sehen die Augen des Hundes, der kein Rot sehen kann. Seine Augen sind darauf spezialisiert, Bewegungen zu erkennen. Aber sein Gehirn achtet ganz besonders auf die Gefühle, die er in menschlichen Gesichtern erkennt.

Eher dem Vergnügen und Prestige diente reichen Adeligen die Hetzjagd mit großen Hundemeuten. Aus den selben Gründen wurden auch Hunderassen gezüchtet, bei denen das Aussehen wichtiger war als die Fähigkeiten. Über jagdliche Fähigkeiten verfügten wohl auch nicht alle adeligen Jäger. Eher unsportlich fütterte man das Wild erst an und trieb es dann für ein dekadentes Gemetzel vor die Flinten der Jagdgesellschaften. Im sächsischen Jagdschloss Moritzburg ergötzte man sich am möglichst spektakulären Sterben der Tiere. Dazu trieb man auch Tiere in Teiche, um sie von Booten aus zu töten.

Zur Mystifizierung des Wolfes als hinterhältiger Mörder führten wohl auch Fälle in Frankreich und Schweden, in denen ein Wolf-Hund-Mischling bzw. von Menschen aufgezogene Wölfe zahlreiche Menschen töteten, weil sie im Gegensatz zu normalen Wölfen keine Angst vor Menschen hatten.

Bei Ausgrabungen neben dem Kölner Dom konnte man die Geschichte der dort lebenden Menschen und ihrer Haustiere 2000 Jahre zurück verfolgen. Knochen von Hunden wurden in jeder Erdschicht gefunden. Oft wiesen sie Verletzungen auf, die Mißhandlungen durch Menschen vermuten lassen.

Heute behandeln die meisten Hundebesitzer ihre Tiere sehr gut, aber einige skrupellose Züchter produzieren Hundenachwuchs unter unmenschlichen Bedingungen, um mit ihnen möglichst viel zu verdienen.

Kurz nach der Geburt sind Augen und Ohren der Hundewelpen noch verschlossen. Sie sollen weder sehen noch hören können und sich nur mit der Nase orientieren. In dieser Zeit findet auch eine Prägung statt. Durch den engen Kontakt zu Menschen werden die Hundewelpen auch auf Menschen geprägt. Etwa einen Monat nach der Geburt haben sich Augen und Ohren geöffnet und die Welpen erforschen spielerisch ihre Umwelt. Dabei lernen sie auch ihr Sozialverhalten. Im Alter von nur 8 Wochen werden Welpen von ihren Müttern getrennt. Um so enger wird dadurch die Verbindung zwischen Mensch und Hund, die sich oft geradezu gegenseitig aussuchen. Dann beginnt ihre Ausbildung. Mit immer neuen Experimenten untersuchen inzwischen Verhaltensforscher das Verhalten und die Fähigkeiten von Hunden. Dabei stellte man unter anderem fest, dass Hunde wie Menschen durch Nachahmung lernen.

Heute werden Hunde nicht mehr so oft als Jagdhunde gebraucht. Selbst in England wird die Fuchsjagd nur noch gespielt. Stattdessen werden sie immer häufiger zu Assistenz- und Partnerhunden ausgebildet. Dazu wird der Jagdtrieb unterdrückt. Assistenzhunde müssen immer gelassen und konzentriert bleiben. Als Blindenhunde können sie Menschen an Hindernissen vorbei führen. Als Diabetikerwarnhunde können sie riechen und helfen, wenn ein Mensch zu wenig Zucker im Blut hat und bald ohnmächtig wird. Besonders trainierte Hunde können sogar riechen, wenn ein Mensch Krebs hat. Und natürlich werden weiterhin Polizeihunde gebraucht, die Waffen, Rauschgift oder vermisste Menschen finden. Außerdem werden Hunde als Freunde oder Sportsfreunde genutzt.

In einer eigenen Dokumentation zur Entwicklung von wilden zu Hausfüchsen in wenigen Generationen habe ich zusammengefasst, wie Menschen auf einer sibirischen Pelztierfarm in wenigen Generationen aus wilden Silberfüchsen zahme Haustiere züchteten, indem sie immer nur die zutraulichsten Tiere verpaarten. Dabei veränderten sich die Körper der Füchse ähnlich wie andere Haustiere. Wirklich zahme Haustiere wurden aber auch diese Hausfüchse nur, wenn sie mit Menschen aufwuchsen.

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Seit der Steinzeit haben sich Mensch und Hund gemeinsam entwickelt. Dabei hat sich allerdings der Hund aufgrund der Zucht weitaus stärker verändert. Heute gibt es keine menschliche Gesellschaft ohne Hunde. Und moderne Hunde wie der Golden Retriever wollen von sich aus mit Menschen zusammen leben.

Bei Hunden dauert die Schwangerschaft nur um die 60 Tage. Bei der Geburt helfen heute oft Menschen. Das Geburtsgewicht beträgt beim Golden Retriever 300-500 Gramm und 8 Welpen sind bei ihm keine Seltenheit. Nach etwa 2 Wochen öffnen die Welpen zum ersten Mal ihre Augen. Angeblich sollen sie vorher auch nicht hören können. Mit 2 Monaten sind sie schon recht selbständig, trinken nur noch selten Muttermilch und spielen viel miteinander. Nun kann man sie bald von der Mutter trennen und mit dem Training und der Ausbildung beginnen.

Wölfe sind herausragende Jäger, bevorzugen aber wenn möglich das Fressen von Aas, weil das Energie spart. Mit Menschen lebende Hunde verausgaben sich, weil der Mensch sie mit Futter versorgt. Als Rudeljäger können sich Wölfe untereinander gut verständigen. Im Gesicht ermöglichen dem Wolf 24 Muskeln eine differenzierte Kommunikation. Hunde haben nur noch 12 Gesichtsmusklen, denn ihre Menschen können eine differenziertere Mimik nicht lesen. Anders als Wölfe heulen Hunde auch nicht, sondern sie bellen. Wölfe bellen nur bei der Verteidigung oder um ihre Jungen zu warnen. Wölfinnen graben für die Geburt bis zu anderthalb Meter tiefe Höhlen, Hunde normalerweise nicht. Aber manchmal grabe auch trächtige Hündinnen im Garten ein Loch. Wolfswelpen sollen die ersten 10 Tage blind und taub sein, Hundewelpen anscheinend etwas länger. Wolfswelpen verlassen nach 3 Wochen die schützende Höhle.

Obwohl man das nicht wissen kann, behauptet die Dokumentation, Steinzeitmenschen hätten öfter Wölfinnen getötet und die Welpen mitgenommen. Menschenmütter hätten Wolfswelpen sogar gestillt. Ein Grund soll gewesen sein, dass man Jungwölfe in Notzeiten auch essen konnte. Immerhin bietet die Dokumentation auch noch als alternative oder zusätzliche Erklärung an, Wölfe könnten sich ähnlich wie heutige streunende Hunde als Abfallfresser auch selbst domestiziert haben. Für Steinzeitmenschen hätten Wölfe in ihrer Nähe den Vorteil gehabt, Abfälle zu beseitigen und potentielle Angreifer abzuschrecken. DNA-Vergleiche verschiedener rezenter und fossiler Hundeknochen scheinen aber dafür zu sprechen, dass alle heutigen Hunde von nur einem Domestizierungsereignis abstammen.

Heute gibt es etwa 400 Hunderassen. Bei der Zucht ging es früher eher um Fähigkeiten, heue oft mehr um das Aussehen. Teilweise wurde es dabei so übertrieben, dass bestimmte Hunderassen schwere gesundheitliche Probleme haben.

Angeblich erst seit 14.000 Jahren erobern Mensch und Hund gemeinsam die Erde. Aber wie passt diese Aussage zur erheblich früheren Besiedlung Australiens? In Deutschland leben heute 5 Millionen Hunde in 13% der Haushalte, obwohl sie pro Monat durchschnittlich 120 Euro kosten. In Frankreich haben sogar 38% der Haushalte mindestens einen Hund.

Moderne Hunderassen wie der Golden Retriever können sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie sind Blindenhunde, Lawinensuchhunde oder andere Assistenzhunde, Jagdhunde oder Familienhunde und sogar Hunde als Filmstars. Gezüchtet wurde der Golden Retriever ursprünglich als Jagdhund, der Jägern geschossene Hasen, Fasane und vor allem ins Wasser gestürzte Enten brachte, ohne sie unterwegs zu zerbeißen. Deshalb lieben Golden Retriever das Wasser. Beim Schwimmen schützen ihn ein dichtes Unterfell und sein durch Talgdrüsen wasserabstoßend eingefettetes Fell. Darum eignen sich Golden Retriever hervorragend für die Wasserrettung insbesondere bei tiefen Temperaturen, bei denen menschliche Retter ihre Leben riskieren würden.

Als speziell für die Jagd auf Niederwild gezüchteter Hund hat der Golden Retriever auch die besondere Fähigkeit, sich zu beherrschen und nur auf Befehl zu handeln. Darum eignet er sich auch besonders gut als Blindenhund. Denn als solcher darf er weder Kaninchen oder Katzen hinterherjagen, noch darf er auf andere Hunde reagieren oder sich im Supermarkt an den Fleischwaren vergreifen. Blindenführhunde müssen aber auch erkennen, wenn ein Weg zwar für sie, nicht aber für ihre Blinden begehbar ist. Blindenhunde verstehen sogar viele menschliche Worte und können daher beispielsweise ein Bank suchen, weil sie wissen, was eine Bank ist. Besser als jedes andere Tier verstehen Hunde außerdem menschliche Gesten und Blicke. Trotz ihrer Intelligenz verstehen Schimpansen menschliche Gesten nicht. Bei Raben und Papageien wäre ich mir da allerdings nicht so sicher. Außerdem hätte der Hund im gezeigten Experiment die Wurst auch ohne menschliche Hinweise einfach mit seiner Nase finden können.

Die Schnelligkeit und die gute Nase eines Lawinenhundes sind entscheidend, weil die Überlebenschancen verschütteter Menschen mit der Zeit sehr schnell abnehmen. 90% überleben 15 Minuten, aber nur noch 20% überleben 90 Minuten unter dem Schnee. Trainierte Lawinenhunde riechen Verschüttete noch in 8 Metern Tiefe.

Die Ausbildung spezieller Assistenz- oder Partnerhunde ist inzwischen ein Beruf, aus dem Menschen wohl nicht so schnell von Robotern verdrängt werden. Unterstützt werden die menschlichen Ausbilder allerdings durch bereits trainierte Hunde, die den Neulingen als Vorbilder dienen.

Familienhunde brauchen keine spezielle Ausbildung. Es ist nur ratsam, sie zu erziehen. Aber auch wenn ein Familienhund nichts kann, stärkt er das Immunsystem und die Sozalkompetenz von Kindern.

Ein neuer Trend-"Sport" ist Dog Dancing, das dem Dressurreiten ähnelt. Aber auch sonst sind Hunde heute oft Begleiter in der Freizeit. Und insbesondere alte Menschen werden durch ihre Hunde gezwungen, regelmäßig an die frische Luft zu gehen. Außerdem helfen Hunde gegen Einsamkeit und mit Hunden werden Menschen schneller wieder gesund.

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Roland Heynkes, CC BY-NC-SA 4.0