Dokumentation: "Scobel - Lebensraum Boden"

Roland Heynkes, 23.5.2021

Dies ist meine kritische Zusammenfassung der Fernsehdokumentation Scobel - Lebensraum Boden. Weil in dieser Fernsehsendung keine Quellen genannt wurden, betrachte ich die folgenden Angaben als unbestätigte, aber weitgehend plausible Behauptungen, die wenn möglich mit Quellen belegt werden sollten.

Gliederung

zum Text Fruchtbare Flächen werden immer noch zugebaut.
zum Text Zuviel fruchtbarer Boden geht durch Erosion verloren.
zum Text Falsche Behandlung macht Böden unfruchtbarer
zum Text Mikroplastik ist auch in unseren Äckern ein Problem.
zum Text Böden speichern mehr CO2 als die Vegetation.
zum Text Boden wird nur durch Bodenlebewesen fruchtbar.
zum Text Intakte Moore binden mehr CO2 als alle anderen Ökosysteme.

Fruchtbare Flächen werden immer noch zugebaut. nach oben

Über 90% der menschlichen Nahrung wachsen auf Feldern und Weiden. Aber nur 12% der weltweiten Festlandflächen können intensiv und 22% eingeschränkt ackerbaulich genutzt werden. Trotzdem wird allein in Deutschland täglich fruchtbarer Boden auf einer Fläche von rund 80 Fußballfeldern asphaltiert oder zubetoniert.

Zuviel fruchtbarer Boden geht durch Erosion verloren. nach oben

Falscher Umgang mit dem Boden führt dazu, dass alleine in der EU Tonnen fruchtbaren Bodens durch Erosion verloren gehen.

Schon Anfang des Jahrhunderts galt 1/3 der landwirtschaftlich nutzbaren Böden als so stark geschädigt, dass es zu Ertragseinbußen kam. Das Potsdamer Insitut für transformative Nachhaltigkeitsforschung hat errechnet, dass jährlich 24 Milliarden Tonnen Boden durch Erosion verloren gehen. Davon 970 Millionen Tonnen in der EU. Auf intensiv genutzten Flächen in Deutschland kommt es zum Verlust von jährlich bis zu 20 Tonnen Boden pro Hektar Ackerfläche.

Falsche Behandlung macht Böden unfruchtbarer nach oben

Hinzu kommen die Probleme Bodenverdichtung und Monokulturen, zu enge Fruchtfolgen, hoher Pestizid-Einsatz und zu intensive Düngung. Pestizide töten nicht nur Insekten, sondern auch unzählige Bodenlebewesen, die unverzichtbar sind für die Fruchtbarkeit des Bodens. Auch Herbizide töten nicht nur "Unkraut", sondern auch nützliche Pilze und Einzeller im Boden. Das weit verbreitete Düngen mit Gülle ist nicht nur wegen zu hoher Nährstoff-Konzentrationen und Mangel an Humus-bildenden Feststoffen schädlich für die Bodenlebewesen, sondern Gülle enthält oft auch Medikamente aus der Massentierhaltung.

Pestizide und der von Düngemitteln ausgehende Feinstaub sind übrigens auch für Menschen schädlich.

Das Absterben der Bodenlebewesen fördert die Verdichtung des Bodens und reduziert die Wasserspeicherfähigkeit und den Zusammenhalt der Bodenteilchen. Das steigert die Erosion.

Mikroplastik ist auch in unseren Äckern ein Problem. nach oben

Reifenabrieb und Plastik im Biomüll haben dazu geführt, dass unsere Böden 20 mal mehr Mikroplastik enthalten als die Meere.

Böden speichern mehr CO2 als die Vegetation. nach oben

In Böden soll viermal soviel Kohlenstoff gespeichert wie in der gesamten Vegetation und doppelt soviel wie in der Atmosphäre. Aber die Düngung mit Gülle und Kunstdünger führt zu abnehmenden Kohlenstoff-Konzentrationen in Böden bei gleichzeitiger Überdüngung mit Stickstoff. Dadurch sinkt die Bodenfruchtbarkeit und als Folge wird noch mehr gedüngt. Ein Teufelskreis, der dringend unterbrochen werden müsste. Aber auf Druck der Agrarlobby hat die Bundesregierung in Brüssel eine Verbesserung der Bodenschutzrichtlinie verhindert. Würde der Humusgehalt der deutschen landwirtschaftlichen Flächen nur um 1% gesteigert, dann entspräche das 920 Millionen Tonnen CO2, die der Atmosphäre entzogen würden. Das entspricht ungefähr dem jährlichen CO2-Ausstoß von Deutschland. Könnte auf allen Landflächen der Humusgehalt um jährlich 4-Promille gesteigert werden, dann würde das angeblich den CO2-Ausstoß der gesamten Menschheit ausgleichen. Allerdings zersetzt sich Humus mit der Zeit und gibt dabei CO2 wieder frei. Deshalb setzt das European Biochar Industry Consortium (EBI) auf Holzkohle, weil die im Boden sehr langsam abgebaut wird.

Im: "Thünen Working Paper 112" mit dem Titel: "Die 4-Promille-Initiative "Böden für Ernährungssicherung und Klima" - Wissenschaftliche Bewertung und Diskussion möglicher Beiträge in Deutschland" schätzen allerdings die AutorInnen PD Dr. Axel Don, Prof. Heinz Flessa, Kirstin Marx, Dr. Christopher Poeplau, Dr. Bärbel Tiemeyer und Bernhard Osterburg, den Nutzen einer Einbringung von Pyrolyse-Kohle in deutsche Ackerböden als gering ein (https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-workingpaper/ThuenenWorkingPaper_112.pdf).

Boden wird nur durch Bodenlebewesen fruchtbar. nach oben

Jährlich produzieren 1 Tonne Regenwürmer 200 Tonnen fruchtbaren Boden.

Die obersten 30 cm von 1 qm Boden sollen durchschnittlich 80 Regenwürmer, 50 Asseln, 50 Spinnen, 100 Käfer, 100 Larven, 10.000 Borstenwürmer, 50.000 Springschwänze, 1.000.000 Fadenwürmer sowie Milliarden von Pilzen, Algen und Bakterien enthalten.

Smartfarming soll eine schonendere Landwirtschaft ermöglichen, indem Sensoren und Computer Nährstoff-Konzentrationen und Schädlinge auf jedem Quadratmeter ermitteln und Gegenmaßnahmen viel gezielter als bisher einsetzen. Letztlich brauchen wir aber eine ökologische Landwirtschaft, die ohne Chemie und große Maschinen auskommt. Stattdessen brauchen wir vielfältigere Fruchtfolgen und müssen Böden regelmäßig ausreichend mit Pflanzen-Material gefüttert werden, damit mehr Humus entsteht. Und insgesamt muss der Fleischkonsum deutlich reduziert werden, damit der Klimawandel reduziert und mehr Menschen ernährt werden können.

Intakte Moore binden mehr CO2 als alle anderen Ökosysteme. nach oben

Früher gab es in Deutschland viele Moore, die in ihrem Torf riesige Mengen Kohlenstoff über Jahrtausende speicherten. Seitdem man sie entwässerte, verrottet der Torf und setzt riesige Mengen CO2 frei. Eine wirksame Maßnahme gegen den Klimawandel wäre daher die Renaturierung von Mooren. Gleichzeitig schützen Moore vor den Folgen des Klimawandels, weil sie viel Wasser speichern und reinigen und Ökosysteme durch gesteigerte Artenvielfalt stabilisieren.

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Roland Heynkes, CC BY-NC-SA 4.0