Verbunden mit meinem Glossar und einer Seite mit Beispielantworten soll dieser Selbstlern-Hypertext helfen, sich selbst im eigenen Tempo zu erarbeiten, was Lernende am Ende der Sekundarstufe 1 über das Ökosystem Wald wissen sollten.
Regeln für die Arbeit mit den klausurähnlichen Aufgaben und diesem Selbstlern-Hypertext als Material
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unterschiedliche Wälder
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Aufgaben zur selbständigen Erarbeitung des Lernstoffes | |
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1 | Wie definiert dises Kapitel des Lerntextes einen Wald? |
2 | Beschreibe einen Rotbuchenwald! |
3 | Nenne das Problem, dass Kräuter und junge Bäume im Rotbuchenwald haben! |
4 | Vergleiche den Eichenwald mit dem Rotbuchenwald! |
5 | Welcher abiotische Umweltfaktor bestimmt den Bruchwald? |
6 | Warum findet man in Bruchwäldern viele Erlen? |
7 | Wo und warum werfen Steineichen im Herbst ihre Blätter nicht ab? |
8 | Warum gibt es auch in Nordeuropa immergrüne Wälder? |
9 | Wo und warum gibt es von Natur aus in Deutschland welche Nadelwälder? |
Hier geht es zu den Lösungen. |
Ein Wald wird üblicherweise definiert als ein Ökosystem aus einer mit Bäumen bewachsenen Fläche, die groß genug ist, um den typischen Waldboden und die saubere, feuchte sowie moderater als die Umgebung temperierte Wald-Luft zu bilden. In Parks passiert das normalerweise nicht, weil darin die Lücken zwischen den Bäumen zu groß sind. Es gibt allerdings auch Trockenwälder und die riesige Taiga, wo die Bäume soweit auseinander stehen und so wenig aktiv sind, dass sie kein ausgeprägtes Waldklima erzeugen können.
Zum Verständnis des Ökosystems Wald sollte man Flechten, Moose, Kräuter, Sträucher und Bäume als die wichtigsten Produzenten kennen, aber auch die Primär-, Sekundär- und Tertiärkonsumenten sowie Destruenten unter den Tieren, Pilzen und Schleimpilzen. Ganz wichtig ist die Bedeutung des Waldbodens mit den in ihm lebenden Tieren, Pilzen und Mikroorganismen, der Humusbildung und der Probleme Bodenverdichtung, Erosion und Bodenversauerung. Man sollte auch wissen, warum es Frühblüher und verschiedene Waldgesellschaften gibt.
Man unterscheidet die auch Forst genannten Wirtschaftswälder von naturbelassenen oder naturnahen Wäldern, die man im Extremfall Urwälder nennt.
Man unterscheidet auch zwischen den für Wirtschaftswälder typischen Monokulturen mit praktisch nur einer Baumart und den für naturnahe und besonders Urwälder typischen Mischwäldern mit mehreren bis vielen Baumarten.
Wirtschaftswälder sind oft Nadelwälder und in extrem kalten Gegenden gibt es nur reine Nadelwälder. Es gibt aber auch reine Laubwälder.
Es gibt extrem dichte Wälder, in denen kaum Licht bis zum Boden durchdringt. In anderen Wäldern lässt ein extrem trockenes Klima nur einen sehr lockeren Baum-Bestand zu. In Eichenwäldern ist es viel heller als in Rotbuchenwäldern. Deshalb wachsen viele Sträucher, Farne, Gräser und andere Kräuter unter den Eichen und erschweren das Wandern.
Der in Bruchwäldern bestimmende abiotische Umweltfaktor ist die oft monatelange Bedeckung des Waldbodens mit Wasser. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen können Erlen in Bruchwäldern leben, weil sie spezielle Luftkanäle besitzen, mit denen sie Sauerstoff in die Wurzeln transportieren.
In warmen Mittelmeerländern werfen die Steineichen ihr Laub (Blätter) nicht ab, weil es dort keine dunklen, kalten Winter gibt und die Bäume das ganze Jahr über genügend Licht und Wasser bekommen. In Nordeuropa gibt es ausgedehnte Fichten- und Kiefernwälder, weil generell Laubbäume kälteempfindlicher als Nadelbäume sind.
Natürliche Fichten- und Tannenwälder gäbe es in Deutschland ohne die menschliche Forstwirtschaft nur in den höheren Lagen der Gebirge. Nur hier könnten sie sich gegen die Laubbäume durchsetzen, weil Laubbäume keine längeren Frostperioden ertragen. Im Osten Deutschlands gibt es Gebiete, die für Laubbäume zu trocken sind. Hier gibt es von Natur aus Kiefernwälder, weil die Waldkiefer wegen der geringen Oberfläche ihrer Nadeln zur Not mit sehr wenig Wasser auskommt.
Vor- und Nachteile von Fichten-Monokulturen
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Fragen zur Erarbeitung des Lernstoffes bzw. zur Lernkontrolle | |
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1 | Erkläre, warum Fichten-Monokulturen besonders hohe Gewinne versprechen! |
2 | Erkläre, warum das Anpflanzen und Ernten von Fichten-Monokulturen besonders einfach ist! |
3 | Erkläre, warum in Fichtenmonokulturen auf dem Waldboden weder Kräuter noch junge Bäumchen wachsen! |
4 | Erkläre die in Fichtenforsten sehr geringe Artenvielfalt! |
5 | Erkläre, warum sich die massenhafte Aufforstung mit Fichtenforsten als ziemlich riskant erwies! |
Hier geht es zu den Lösungen. |
Fichtenmonokulturen (Fichtenforste) versprechen besonders hohe Gewinne, weil Fichten relativ schnell wachsen. Sie können außerdem dicht nebeneinander stehen und liefern dann relativ wertvolles, weil gerades und astreines Holz. Denn die dichten und dicht zusammen stehenden Baumkronen lassen kaum Licht durch. Dadurch verkümmern und sterben die unteren Äste ab, wenn sie noch ganz dünn sind und noch keine Spuren im Stammholz hinterlassen haben.
Um das Anpflanzen und Ernten von Fichtenforsten zu erleichtern, werden traditionell die Bäumchen auf bisher waldfreien oder gerodeten Flächen von Menschen in geraden Reihen angepflanzt und maschinell mittels Harvester durch Kahlschlag geerntet. Ein Kahlschlag ist eine Fläche, auf der man einen Wald komplett abgeholzt hat. Deshalb sind die Bäume in Fichten-Forsten auch alle gleich alt. Das Anpflanzen junger Bäumchen auf Kahlschlägen ist aber oft mit hohen Verlusten verbunden, weil auf ihnen der Boden ungeschützt Sonne und Wind und dadurch auch verstärkter Austrocknung und Erosion ausgesetzt ist.
Weil das dichte Dach der Baumkrone auch einen großen Teil des Regens abfängt und verdunstet, ist in Fichten-Monokulturenfällt in Fichten-Monokulturen der Waldboden nicht nur relativ dunkel, sondern auch sehr trocken. Außerdem bedeckt ihn eine Schicht nicht abgebauter Fichtennadeln. Kräuter und der eigene Nachwuchs haben deshalb in Fichtenforsten keine Chance. Darum können sich Fichtenmonokulturen auch nicht selbst verjüngen.
Die Artenvielfalt ist in Fichtenforsten sehr gering, weil es kaum Platz, Wohnraum sowie pflanzliche und tierische Nahrung gibt. Artenvielfalt ist aber wichtig für die Stabilität eines Ökosystems.
In den meisten Gebieten Deutschlands ist die Fichte nicht gut an das Klima und die Bodenverhältnisse angepasst, denn sie leidet sehr unter warmen, trockenen Sommern. Außerdem reagiert die Fichte empfindlich auf Luftschadstoffe. Als Flachwurzlerin hat sie bei Orkanen keinen festen Stand. Und dicht bepflanzte Monokulturen sind besonders sturmgefährdet, weil die Bäume in ihnen normalerweise wenig Wind ausgesetzt und darum nicht besonders stabil gewachsen sind. Außerdem reißen umstürzende Bäume weitere Bäume um. Monokulturen sind generell sehr anfällig für massenhafte Vermehrungen baumfressender Insekten, und weil es die meistens auf eine bestimmte Baumart spezialisierten Schädling nie weit zum nächsten Opfer haben und weil ihre Fressfeind in Monokulturen rar sind.
Vor- und Nachteile naturnaher Mischwälder
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Fragen zur Erarbeitung des Lernstoffes bzw. zur Lernkontrolle | |
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1 | Erkläre, warum sich Laubwälder im Gegensatz zu Fichtenforsten selbst verjüngen können! |
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5 | ! |
Hier geht es zu den Lösungen. |
Tote Baumstämme bieten vielen Lebewesen Nahrung. Von diesen kleinen Lebewesen ernähren sich wieder andere. Spechte bauen in toten Baumstämmen für sich und andere Vögel Höhlen und bekämpfen Schädlinge.
Frühblüher wachsen und blühen nur im Frühjahr. Wenn es wegen der wachsenden Blätter der Bäume auf dem Waldboden dunkler wird, sterben die oberirdischen Teile der Frühblüher ab und es bleiben bis zum nächsten Frühjahr nur die unterirdischen Speicherorgane mit der im Frühjahr gesammelten Energie.
Naturnahe Wirtschaftswälder sollten immer auch alte Bäume und Lichtungen enthalten, damit sie möglichst vielen Arten Lebenraum bieten und dadurch ökologisch stabiler werden.
In Laubwäldern lassen die weniger dicht stehenden Bäume mehr Licht und Regen auf den Waldboden, sodass dort auch Blumen wachsen, Baumsamen keimen und junge Bäume überleben. In Laubwäldern sind die Bäume unterschiedlich alt, weil einige ihrer Nachkommen genügend Licht und Wasser bekommen. In manchen Laubwäldern lässt man tote Baumstämme stehen.
In jungen Wäldern leben den ersten Jahren leben zwischen den jungen Bäumen relativ viele andere Pflanzenarten und Tierarten. Später nehmen die etwas größeren Bäume den meisten anderen Pflanzenarten zuviel Licht und es verschwinden mit diesen Pflanzen-Spezies auch viele Tierarten. Werden die Bäume noch älter, dann nimmt in ihnen die Zahl der Tierarten wieder zu. Darum entwickelt sich die Biodiversität eines Waldes mit zunehmendem Alter der Bäume.
Frühblüher genannte Kräuter wachsen und blühen in Laubwäldern nur im Frühjahr. Wenn es wegen der wachsenden Blätter der Bäume auf dem Waldboden dunkler wird, sterben die oberirdischen Teile der Frühblüher ab und es bleiben bis zum nächsten Frühjahr nur die unterirdischen Speicherorgane mit der im Frühjahr gesammelten Energie.
Naturnahe Wirtschaftswälder sollten immer auch alte Bäume und Lichtungen enthalten, damit sie möglichst vielen Arten Lebensraum bieten und dadurch ökologisch stabiler werden.
die Geschichte unserer Wälder
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Bearbeite folgende Aufgaben möglichst selbständig mit Hilfe der Seite 48 in unserem Biologiebuch! Antworte in ganzen, auch ohne die Fragen verständlichen Sätzen so knapp wie möglich, aber so ausführlich wie nötig!
Fragen zur Erarbeitung des Lernstoffes bzw. zur Lernkontrolle | |
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1 | Warum gab es vor 20.000 Jahren in Mitteleuropa kaum Wälder? |
2 | Überlege, wo in Deutschland es auch ohne Menschen keinen Wald gäbe! |
3 | Überlege, welche Tiere in Deutschland die Ausbreitung des Waldes verhindern könnten und konnten! |
4 | Wo in Deutschland gäbe es von Natur aus Laubwälder und wo Nadelwälder? |
5 | Welche 3 Arten von Wirtschaftswäldern haben wir in Deutschland? |
6 | Welche Art von Wirtschaftswald wurde bei uns in den letzten 100 Jahren besonders oft gepflanzt? |
7 | Welche Vor- und Nachteile hatten diese Monokulturen? |
8 | In welchen deutschen Wäldern ist die Biodiversität groß und in welchen gering? |
9 | Warum werden heute auch in Wirtschaftswäldern Nadelholz-Monokulturen durch Laub- oder Mischwälder ersetzt? |
Hier geht es zu den Antworten. |
Seit Millionen Jahren befindet sich unser Planet in einer Eiszeit, in der sich immer wieder Kaltzeiten und Warmzeiten abwechseln. Offiziell endet die aktuelle Eiszeit erst, wenn es am Nordpol wenigstens im Sommer kein Eis mehr gibt. Aber innerhalb dieser aktuellen Eiszeit gab es mehrmals Zeiten der Vergletscherung. Dann breiteten sich riesige Gletscher von den Alpen aus nach Norden und vom Nordpol aus nach Süden bis über große Teile Deutschlands aus. Auf dem Höhepunkt der letzten Vergletscherung vor etwa Vor 18-20 Tausend Jahren war es besonders kalt. Die weltweite Jahresdurchschnittstemperatur lag zwar nur 4-5°C unter der heutigen, aber in Deutschland war es damals im Januar rund 20°C und im Jahresdurchschnitt etwa 10°C kälter als heute. Zwischen dicken Gletschern in Nord- und Süddeutschland wanderten Menschen durch eine baumlose Tundra, wie man sie heute in Sibirien, Nordamerika oder Nordskandinavien kennt. Diese jüngste Kaltzeit endete und die Gletscher zogen sich zurück vor rund 11.700 Jahren in Norddeutschland und vor etwa 10.000 Jahren im Alpenraum. Vor ungefähr 10.000 Jahren endete also in Deutschland die Altsteinzeit bevor sich hier überhaupt Wälder entwickeln konnten. Die Entstehung des Waldes begann hier ungefähr mit dem Beginn der Mittelsteinzeit, in der die Menschen aber auch noch Jäger und Sammler waren und nur wenig in die Wald-Entwicklung eingriffen.
Einige der während der Kaltzeit in Mitteleuropa ausgestorbenen Baumarten hatten die über 100.000 Jahre dauernde Kaltzeit in Ost- oder Südeuropa überlebt. Sie breiteten sich langsam mit einem durchschnittlichen Tempo von 200 Metern pro Jahr wieder nach Westen und Norden aus. Als erste erreichten Birken und Kiefern unser Land, später Eichen, Ulmen und Linden. Vor 8.000 Jahren gab es in Deutschland Eichenwälder überalll da, wo das nicht durch hohe Berge, Seen oder Moore verhindert wurde. Die Rotbuche begann erst vor ungefähr 4000 Jahren, Deutschland zu erobern. Sie setzte sich aber langsam gegen die anderen Baumarten durch, weil Rotbuchen doppelt so schnell wachsen, größer werden und mit ihren dichten Blätterdächern nur wenig Licht durchlassen. Sie selbst kann als junger Baum auch im Schatten wachsen, während andere Baumarten unter ihren hohen, breiten und sehr dichten Baumkronen verkümmern. Trotzdem kann es in Deutschland wegen des damals schon erheblichen Holzverbrauches einen flächendeckenden Rotbuchen-Urwald nie gegeben haben.
Größere von Menschen unberührte Urwälder konnten in Europa auch nach der Eiszeit nicht entstehen, denn menschenleer war das Land seit der Eiszeit nie. Von Anfang an haben die Menschen der Altsteinzeit und Mittelsteinzeit gemeinsam mit ihren Hunden zunächst in der Tundra und später im sich ständig ändernden Wald ihre Nahrung gejagt und gesammelt, Feuer gemacht und Hütten gebaut. Es gab allerdings damals nur relativ wenige Menschen, weil Jäger und Sammler genau wie große Raubtiere sehr große Jagdreviere brauchen. Sie haben deshalb den Wald immer nur auf kleinen Flächen gerodet und ihn ansonsten weitgehend ungestört wachsen lassen. Sie haben aber schon durch ihre Jagd Einfluss auf die biotischen Umweltfaktoren im Wald genommen.
Solange die Menschen als Jäger und Sammler lebten, begrenzten nur Hochgebirge, Seen und Moore die Ausbreitung und Entwicklung (Sukzession) der Wälder. Es gab damals sehr viele große Hochmoore, auf denen kein Wald wuchs. Außerdem sorgten große Weidetiere wie Rinder, Pferde oder Wisente für Lücken im Wald, indem sie junge Bäumchen fraßen. Von Natur aus gäbe es in Deutschland fast überall Laubwälder. Nur in höheren Gebirgen gäbe es Nadelwälder, weil es dort den Laubbäumen zu kalt ist.
Die Jungsteinzeit begann in Süddeutschland vor rund 7000 und in Norddeutschland vor ungefähr 5000 Jahren. Damals begannen aus dem Gebiet des heutigen Anatolien eingewanderte Acker-Bauern, größere Flächen für Äcker und Dörfer zu roden. Dadurch entstanden immer mehr Rodungsinseln genannte Löcher im Wald. Wurden die Wege zu den nächsten Bäumen zu weit, gründeten Siedler neue Dörfer, für die sie wieder Bäume fällten. Sie brauchten Bäume auch zum Heizen, Kochen und für Möbel. Eine nachhaltige Waldwirtschaft gab es damals noch nicht, aber der Wald konnte sich immer wieder erholen, weil es noch nicht so viele Menschen gab.
Allerdings hatten die Acker-Bauern viel mehr Kinder als die schon viel länger in Deutschland lebenden Jäger und Sammler, die sich deshalb immer weiter in entlegene Waldgebiete zurückziehen mussten und schließlich weitgehend ausstarben. Denn die Landwirtschaft ernährte mehr Menschen als die Jagd. Deswegen vermehrten sie sich und brauchten entsprechend mehr Feuerholz, Bauholz sowie Holz für Möbel und Geräte. Etwa 1-2 Jahrtausende danach begann auf dem Gebiet des heutigen Deutschland die Kupferzeit, der später die Bronzezeit folgte und schließlich vor rund zweieinhalb Jahrtausenden die Eisenzeit. Allen gemeinsam war ein ständig zunehmender Holz-Verbrauch, zunächst für die Verarbeitung der Metalle und später auch für ihre Gewinnung aus Erzen. Dafür brauchte man besonders heiße Feuer und das schaffte man nur mit Holzkohle. Diese wurde von Köhlern in sogenannten Meilern produziert.
In der Eisenzeit wurden viele Rotbuchenwälder durch sogenannte Niederwälder verdrängt, weil die Rotbuche im Gegensatz zu Eiche, Hainbuche, Linde, Ahorn, Esche und Hasel nicht fähig ist, aus einem Baumstumpf wieder neu heraus zu wachsen. Weil sie die große alte Wurzel nutzen können, wuchsen diese anderen Baumarten besonders schnell mit mehreren dünnen Stämmen nach und konnten schon nach 10-30 Jahren wieder abgesägt werden. Sehr groß konnten die Bäumchen auf diese Weise nicht werden, aber Niederwälder waren über viele Jahrzehnte sehr produktiv. Auf von Menschen wieder verlassenen Flächen wuchsen dann wieder Eichen und zunehmend Rotbuchen.
Aber schon 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurden noch sehr viel mehr Bäume verbraucht, weil es damals bereits Städte mit über 10.000 Einwohnern gab und weil die Kelten viel Holz für die Gewinnung und Verarbeitung von Metall brauchten. Die Kelten waren berühmt für ihre Produktion hochwertiger Waffen und Werkzeuge, aber für den Wald waren sie tödlich. Um das Jahr 0 herum war Deutschland nur noch zu 70% mit Wald bedeckt. Nach der großen spätantiken Völkerwanderung und dem auch durch sie verursachten Zusammenbruch des römischen Reiches begann bei uns vor ungefähr anderthalb Jahrtausenden das Mittelalter.
Im Mittelalter wuchsen viele Siedlungen zu bedeutenden Städten heran. Immer mehr Menschen lebten als Handwerker oder Händler in Städten und die wachsende Bevölkerung verbrauchte immer mehr Holz und Flächen. Das ließ den Wald noch schneller schrumpfen. Der Wald wurde immer weiter verdrängt und zusätzlich belastet durch Vieh, das Bauern zum Fressen in die Wälder trieben. In diesen sogenannten Hutewäldern überlebten kaum noch junge Bäume, aber die alten Eichen ließ man stehen, weil sich deren Eicheln besonders gut als Schweinefutter eigneten. Da man sogar das alte Laub aus den Wäldern auf den Böden der Viehställe verteilte, konnten viele Wälder auch keinen Humus mehr bilden. So wuchsen viele Wälder immer schlechter und an einigen Stellen entstanden Heidelandschaften, weil nur noch wenige Baumarten auf den verarmten Böden wachsen konnten und deren Nachwuchs von den Weidetieren gefressen wurde.
Im Jahr 1400 war Deutschland nur noch zu ungefähr 26% mit Wald bedeckt. Heute haben wir wieder deutlich mehr Wald, denn um 1800 zog man endlich die Notbremse und begann mit der Wiederaufforstung. Leider überließ man das nicht der Natur und pflanzte auch keinen Mischwald. Stattdessen pflanzte man Fichtenmonokulturen, weil Fichten schnell wachsen und gutes Bauholz liefern. Aber eine Fichtenmonokultur ist kein stabiles Ökosystem. Die Voraussetzung für ein stabiles Ökosystem ist Artenvielfalt. Außerdem bieten nur wenige Gebiete in Deutschland wirklich günstige abiotische Umweltfaktoren für Fichten.
Im 18. Jahrhundert verstand man unter eine nachhaltigen Forstwirtschaft, dass dem Wald höchstens soviel Holz entnommen wurde, wie gleichzeitig nachwuchs. In modernen Nutzwäldern wird zusätzlich berücksichtigt, dass Wälder besonders in den Bergen vor Hochwässern, Erdrutschen und Lawinen schützen, indem sie den Boden stabilisieren, Regenwasser speichern und Lawinen aufhalten. Eine möglichst große Artenvielfalt soll Wälder unempfindlicher gegen Schädlinge und mögliche Klimaänderungen machen. Die vom Buch genannten Anforderungen Erholung sowie Schutz von Natur, Atmosphäre und Grundwasser werden damit automatisch auch erfüllt.
Je weniger Wald übrig blieb, umso wertvoller wurde er als Rohstoffquelle. Vor allem die Adeligen wollten ihn besitzen und sie bevorzugten den Hochwald mit seinen großen alten Bäumen. Deshalb erließen sie Gesetze zum Schutz des Waldes und schränkten mit harten Strafen dessen Nutzung durch die Bauern immer stärker ein. Ab dem 18. Jahrhundert schützten und bewirtschafteten Förster die Wälder für die überwiegend adeligen Waldbesitzer. Wo es keinen Wald mehr gab, wurden meistens Fichten-Monokulturen angepflanzt.
Weil Industrie und Bergbau viel Holz brauchten, weil nach beiden Weltkriegen Siegermächte rücksichtslos ganze deutsche Wälder als Reparationsleistungen kahlschlugen, weil auch für die heimische Wirtschaft der Profit im Vordergrund stand und weil man die ökologischen und wirtschaftlichen Risiken noch nicht verstanden hatte, sahen Wälder in Deutschland im letzten Jahrhundert meistens aus wie Fichten-Plantagen. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten konnten darin leben, viele starben aus. In den letzten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts begann jedoch eine wachsende Anzahl von Förstern, Wirtschaftswälder und Bäche zu renaturieren. An Ufern pflanzte man Erlen, die Überschwemmungen ertragen und deren ins Wasser fallenden Blätter wichtige Grundlage eines Nahrungsnetzes vom Bachflohkrebs über Fische und Wasseramseln zu Schwarzstorch und Habicht wurden. Auch Feuersalamander und Gebirgsstelze kamen zurück in früher verarmte Bach-Biotope.
In Deutschland ist aber noch heute nur ein kleiner Teil der Wälder naturbelassen. Bei uns werden die meisten Laubwälder, Nadelwälder und Mischwälder wirtschaftlich genutzt und heißen daher Wirtschaftswälder. Bis zum katastrophalen Orkan Lothar Ende 1999 wurden bei uns in den letzten 100 Jahren hauptsächlich Fichtenmonokulturen gepflanzt. Sie wachsen besonders schnell und können leicht geerntet werden. In Fichtenmonokulturen ist die biologische Vielfalt (Biodiversität) besonders gering. Das macht sie anfällig für Schädlinge und Sturmschäden und macht sie im Falle eines Klimawandels weniger anpassungsfähig. In Laub- und Mischwäldern ist die Biodiversität erheblich größer. Deshalb werden heute auch in Wirtschaftswäldern Nadelholz-Monokulturen durch Laub- oder Mischwälder ersetzt.
Der Aufbau des Waldes
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Man kann in Eichenwäldern eine Schichtung bzw. verschiedene Stockwerke erkennen. Das liegt daran, dass die Baumkrone der Eiche im Gegensatz zur Rotbuche genügend Licht für die unteren Schichten bis zum Waldboden durchlässt. Deshalb findet man in Eichenwäldern unterhalb der von Baumkronen gebildeten Baumschicht eine Strauchschicht aus den Zweigen und Blättern verschiedener Sträucher. Unter und vor allem zwischen den Sträuchern wachsen die Kräuter der Krautschicht und ganz unten am Boden findet man noch eine Moosschicht aus Moosen und Pilzen. In der Baumschicht von Rotbuchenwäldern findet ein viel härterer Kampf um das Licht statt. Hier schaffen es nur 1-5% der ursprünglichen Licht-Menge durch die Baumschicht. Selbst mit relativ wenig Licht auskommende Strauch-Spezies wie der giftige, in manchen Gegenden Pfaffenhütchen genannte Gewöhnliche Spindelstrauch können nur an den Rändern und Lichtungen von Rotbuchenwäldern wachsen, während er in Eichen-Hainbuchen-Wäldern ausreichend Licht bekommt. Wegen der Dunkelheit fehlen in Rotbuchenwäldern genau wie in Fichten-Forsten die Strauchschicht und die Krautschicht. Auch eine Moosschicht kann sich in beiden Waldarten kaum bilden, weil das Moos von Blättern bzw. Nadeln bedeckt würde.
Nur im Frühjahr findet man auch in Rotbuchenwäldern eine weiß oder gelb blühende Krautschicht aus Buschwindröschen oder Scharbockskraut. Man nennt diese Pflanzen Frühblüher, weil sie direkt nach dem Winter für ihr Wachstum und ihre Fortpflanzung die kurze Zeit nutzen können, in der die Rotbuchen noch kein dichtes Blätterdach gebildet haben. Innerhalb weniger Tage wachsen ihre Stängel, Blätter und Blüten aus dem Boden. Während die Blüten für die rasche Vermehrung sorgen, produzieren die Blätter einen großen Vorrat energiereicher Stoffe, die als Vorrat für den Sommer, den Herbst und den Winter in verdickten, unterirdischen Pflanzenteilen gespeichert werden. Nur hier im Boden überleben die Frühblüher, wenn sich im Mai über ihnen das Blätterdach schließt und ihre oberirdischen Pflanzenteile absterben.
Mykorrhiza-Symbiose
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Bäume brauchen stabile Stämme und Wurzeln, die etwa genauso groß sind wie die Baumkronen. Aber die Wurzeln dienen nicht nur der sicheren Verankerung im Boden. Die Wurzeln sind auch Speicher für Wasser und viele Reservestoffe des Baumes. Außerdem beschaffen sie Wasser und Mineralstoffe, von denen sich der Baum ernährt. Dabei helfen den meisten Bäumen die sogenannten Mykorrhiza-Pilze. Pilze bilden nicht so kompakte Körper wie Pflanzen und Tiere. Sie bestehen aus einem Netzwerk dünner Fäden, die Hyphen genannt werden. Pilze nennt man deshalb auch Fadenwesen. Hyphen können sich in engste Spalten zwängen, Steine sprengen und auflösen. Deshalb können Mykorrhiza-Pilze Wasser mit Mineralstoffen aus großen Entfernungen herbei schaffen. Die Hyphen der Mykorrhiza-Pilze umhüllen die Wurzeln ihrer Bäume und der Baum erlaubt ihnen sogar das Hineinwachsen in die Wurzelhärchen. Über diese enge Verbindung liefert der Pilz der Pflanze Wasser mit Mineralstoffen und erhält dafür von der Pflanze Zucker und andere vom Baum gebildete energiereiche Stoffe, die der Pilz schlecht selber herstellen kann. Man nennt dieses enge, sich gegenseitig nutzende Zusammenleben von Lebewesen verschiedener Spezies eine Symbiose.
In der Dokumentation: "Unsere Wälder 1 Die Sprache der Bäume" wird gesagt, dass Wälder wahrscheinlich gar nicht so groß und dicht werden könnten, wenn sie nicht durch das Pilz-Netzwerk mit Wasser und Mineralstoffen versorgt würden.
Das Wood Wide Web der Mykorrhiza-Pilze
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Um über größere Distanzen zu kommunizieren, benutzen Bäume das Netzwerk der Pilze, welches man deshalb auch als Wood Wide Web bezeichnet. Forschende sind davon überzeugt, dass Mykorrhiza-Pilze zusätzlich den Pflanzen helfen, Informationen auszutauschen. So sollen Bäume erfahren, wenn andere Bäume Hilfe brauchen. In der Dokumentation: "Unsere Wälder 1 Die Sprache der Bäume" wird behauptet, Baumeltern würden ihren eigenen Nachwuchs durch das Hyphen-Netzwerk mit Nährstoffen versorgen, damit sie auf dem dunklen Waldboden überleben können. Dabei scheint es sich allerdings um eine oft als Tatsache dargestellte, experimentell jedoch nicht belegte Hypothese zu handeln.
Wer düngt den Wald?
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Die Tabelle zeigt Fragen bzw. Aufgaben und Lösungen. | |
1 | Welche Stoffe benötigen Pflanzen und woher bekommen sie diese? |
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Kohlenstoffdioxid entnehmen Pflanzen der Luft, Wasser und viele verschiedene Mineralstoffe saugen sie mit den Wurzeln aus dem Boden. | |
2 | Welches Metall brauchen Pflanzen für die Fotosynthese? |
Fotosynthese betreiben Pflanzen mit ihrem Chlorophyll und für dessen Aufbau benötigen sie das Metall Magnesium oder genauer gesagt dessen Ionen. | |
3 | Warum müssen Bauern ihre Felder düngen? |
Wenn der Bauer seine Ernte verkauft, entzieht er sie dem Ökosystem Acker und mit ihr alle Stoffe, die vorher von den Pflanzen aus der Luft und aus dem Boden gesaugt wurden. Neben dem Kohlenstoffdioxid sind das vor allem die Mineralstoffe. Deshalb muss man dem Boden immer wieder frische Mineralstoffe zuführen. | |
4 | Wie und von wem wird der Waldboden gedüngt? |
Auf den Waldboden fallen tote Tiere und vor allem Pflanzenteile. Sie werden auf und im Boden von unzähligen Zersetzern oder Destruenten zu Humus, dem dunkeln Boden abgebaut. | |
5 | Beschreibe die Arbeitsteilung der Destruenten im Prozess der Mineralisation! |
Asseln und Tausendfüßer sowie Springschwänze und Hornmilben zerkleinern das Laub, Regenwürmer ziehen Blattreste in die Erde. Sie fressen und verdauen es teilweise, ein Teil des Pflanzen-Materials verlässt aber unverdaut und gut gemischt mit Erde den Regenwurm-Darm. Diesen Wurmkot bauen unzählige Pilze und Bakterien zu Kohlenstoffdioxid und Mineralstoffen ab. | |
6 | Nenne die Stationen des Mineralstoffkreislaufes! |
Die Pflanzen nehmen die Mineralstoffe mit ihren Wurzeln auf und bauen sie in ihre Zellen ein. Abgestorbene Pflanzenteile fallen auf den Boden, wo sie von den Destruenten wieder zu Mineralstoffen zersetzt werden. |
Wälder sorgen für mehr Regen.
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Die Nahrungskreisläufe eines ausgereiften Urwalds (Primärwald) halten die Mineralstoffe im Wald. CO2 gibt es in der Luft immer genug. Und auch an Licht mangelt es nicht. Das einzige Problem ist die regelmäßige Zufuhr von Wasser. Denn Wälder verdunsten große Mengen von Wasserdampf, der vom Wind fort getragen wird. Aus dem Wasserdampf werden Wolken, die oft weit entfernt abregnen. So sorgen Wälder für Regen in teilweise weit entfernten Gebieten. Aber wie sichern sie ihre eigene Wasserversorgung? Besonders regelmäßig benötigen die in den Baumkronen lebenden Pflanzen (Epiphyten) Regen, denn mit Ausnahme von Moos und Bromelien können sie kaum Wasser speichern. Und nur Flechten überleben vollständige Austrockung. Aber Bäume können selbst für Regen sorgen. Wenn es im Wald zu warm wird, dann steigt über ihm vermehrt warme Luft auf und mit ihr die von den Bäumen verströmten Terpene. Diese verbinden sich mit Schwefelsäure zu Kondensationskeimen, welche die in der Luft vorhandenen Wasser-Moleküle zu Wassertropfen kondensieren lassen. Dadurch entstehen Nebel und Wolken, aus denen es irgendwann regnet. Wenn also Bauern über Dürre klagen, sollten wir mehr Wälder aufwachsen lassen. Es wäre für die Bauern sogar ertragssteigernd, wenn sie Baumreihen auf ihren Feldern wachsen ließen.
Man kann Wälder als Superorganismen betrachten.
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Der Forstwissenschaftler Dr. Ulrich Stobbe nennt den Wald einen Gesamtorganismus, weil seine Lebewesen so eng miteinander verbunden sind. Das gilt ganz besonders für die Pilze und Bäume, die in einer Symbiose zusammen leben und sich gegenseitig unbedingt brauchen. Das ist ähnlich wie bei uns Menschen, denn auch wir können nicht ohne unsere Darmbakterien leben. Die Darmbakterien gehören einfach zum menschlichen Organismus dazu wie ein zusätzliches Organ. Darum ist es sinnvoll von einem menschlichen Gesamtorganismus oder Superorganismus aus menschlichen und bakteriellen Zellen zu sprechen und auch von einem Gesamtorganismus oder Superorganismus Wald aus Pilzen, vielen Pflanzen, Tiere und noch viel mehr Bakterien.
Stünden die Bäume nicht so dicht, könnte nicht das typische feucht-kühle Waldklima entstehen. Außerdem schützen sich die Bäume im Wald gegenseitig vor dem Wind, weil jeder Baum dem Wind einen Teil seiner Kraft nimmt und jede Baumkrone dabei etwas anders schwingt. So können sie sich gegenseitig stützen und es kommt nur selten zu einem Dominoeffekt, durch den umstürzende Bäume ihre Nachbarn mitumreißen.
Andererseits brauchen Wälder aber auch Lichtungen, denn nur auf ihnen bekommen junge Bäume und viele andere Pflanzen genügend Licht. Zum Beispiel produzieren Rotbuchen im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt etwa 2 Millionen Bucheckern, von denen sich nur eine zu einem großen Baum entwickelt. In einem alten Wald mit geschlossenem Kronendach können junge Bäume nur dann groß werden, wenn über ihnen ein alter Baum seinen Platz an der Sonne frei macht, indem er keine Blätter mehr bildet, Äste verliert oder sogar umstürzt. Bis zu solchen Gelegenheiten müssen junge Bäume große Ausdauer und Vitalität beweisen und das schaffen nur die stärksten. Aber Lichtungen entstehen viel eher in natürlichen Wäldern, in denen die Bäume unterschiedlich alt sind. Und nur in naturnahen Wäldern bleiben die toten Bäume im Wald, wo sie unzähligen Pilzen und Tieren wichtigen Lebensraum bieten und ihre Biomasse von Pilzen, Bakterien und Insekten in Humus verwandelt werden kann. Noch stehende tote Bäume nehmen anderen kaum noch Licht weg, bieten aber Wohnraum für Spechte und andere Bewohner von Baumhöhlen. Weil Spechte, andere Vögel und Fledermäuse viele schädliche Insekten fressen oder an ihren Nachwuchs verfüttern, dienen sie indirekt auch dem Schutz der noch lebenden Bäume. Am Boden liegende, langsam vermodernde Baumstämme erhöhen außerdem die Biomasse im Wald und reduzieren Temperaturschwankungen, indem sie die Wärme heißer Luft aufnehmen und später an die abgekühlte Luft wieder abgeben. Auch darum und wegen der Moose sind natürliche Wälder bei extremen Wetterlagen resistenter als Forste.
Wälder im Wandel
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In naturnah bewirtschafteten Wirtschaftswäldern verzichtet man nicht unbedingt auf den Einsatz des Harvesters bei der Holz-Ernte. Man macht aber seltener Kahlschläge, sondern entnimmt häufiger gezielt nur bestimmte Bäume und lässt das Ökosystem weitgehend intakt. Hat ein Baum seine Zielstärke (für die wirtschaftliche Nutzung sinnvolle Dicke) erreicht, dann wird individuell für jeden einzelnen Baum entschieden, ob er wertvolleren jungen Bäumen in seiner Umgebung Platz machen oder weiter wachsen soll. Wo noch Kahlschläge durchgeführt werden, pflanzt man heute oft Laubmischwälder. Es kommt zwar zu einer Bodenverdichtung durch die schweren Maschinen, aber man bleibt damit auf Waldwegen und fährt nur bei trockenem Wetter, wenn der Boden weniger leidet. Das Fällen einzelner Bäume hat sogar positive Effekte, weil in der Baumschicht geschaffene Lücken für einige Jahre kleinen, lichthungrigen Pflanzen genügend Licht bescheren. Über die Jahrzehnte wachsen ältere Lichtungen wieder zu, aber neue werden geschaffen. Deswegen sind Naturwälder und naturnah bewirtschaftete Wirtschaftswälder bunte Mosaike unterschiedlicher Miniökosysteme. In solchen Wäldern müssen Tier- und Pflanzen-Arten ständig umziehen, weil sie ihre bevorzugten Lebensbedingungen an immer anderen Stellen finden. Sie sterben aber nicht aus, weil für sie günstige Verhältnisse niemals zu weit entfernt sind.
Glücklicherweise haben auch einige riesige alte Bäume die Zeit der extrem an schnellem Profit orientierten Forstwirtschaft überlebt. An manchen Stellen haben mindestens 15 Generationen von Förstern sogar einige Fichten über 400 Jahre alt und über 50 Meter hoch werden lassen. Heute werden in Staatsforsten zunehmend sogenannte Habitat-Bäume markiert, die möglichst auch in Zukunft nicht gefällt und uralt werden sollen. Statt der früher üblichen Monokulturen mit gleich alten Bäumen der selben Art möchte man Mischwälder mit besser an die Standorte angepassten Baumarten und ganz unterschiedlich alten Bäumen entwickeln. Sogar tote Bäume lässt man heute häufiger im Wald liegen, weil von ihnen viele Pilz- und Tierarten leben und das Holz in neuen Humus verwandeln. Trotzdem wird hierin wohl immer der größte Unterschied zwischen Naturwald und Wirtschaftswäldern liegen, weil natürlich im Naturwald letztlich jeder Baum einmal abstirbt und im Wald zu Humus abgebaut wird, falls nicht ein Waldbrand dazwischen kommt.
An vielen Stellen wurden tiefe Löcher gegraben, um Schichten und Zusammensetzung des Bodens, vielleicht auch mal Spuren früherer Pflanzengesellschaften zu untersuchen. Damit und unter Berücksichtigung von Klimadaten fand man heraus, welche Baumarten am besten zu den jeweiligen Standorten passten. Nach und nach werden nun unpassende Baumarten gefällt und besser geeignete Baumarten gepflanzt, um den Umbau der Wirtschaftswälder zu beschleunigen. Oft wachsen jetzt junge Laubbäume wie Bergahorn oder Eberesche in älteren Fichtenmonokulturen. So werden die Baumgesellschaften immer vielfältiger und damit nimmt auch die Zahl der Tierarten im Wald zu.
Seltene Arten wie Schwarzspecht und Rauhfußkauz, Wildkatze und Luchs zeigen an, wo der ökologische Umbau der Wirtschaftswälder gelungen ist. Gerade erobert der lange ausgestorbene Wolf unser Land neu und manche Förster träumen sogar von einer Wiederansiedlung von Wiesenten. Diese riesigen, aber auch nicht ganz ungefährlichen Tiere würden auf natürliche Weise Lichtungen im Wald länger offen halten, weil sie außer Gras und anderen Kräutern auch junge Bäume fressen. Spezialisten freuen sich auch über seltene Pilz- oder Käfer-Arten.
Es gibt in Deutschland immer mehr Flächen, auf denen der Mensch gar nicht mehr in die Natur eingreift und Urwälder von morgen heran wachsen lässt. Aber auch mit Großeinsätzen schwerer Maschinen können beispielsweise in ehemaligen Steinbrüchen interessante neue Biotope geschaffen werden, die seltenen Biozönosen neue Lebensräume schaffen. Nicht nur ökologisch ist die neue Vielfalt deutscher Wälder ein Gewinn, sondern auch Menschen lieben alte Bäume und seltene Tierarten wie den Uhu oder den Kammmolch.
Das Fällen relativ junger Bäume hat Vor- und Nachteile.
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Verglichen mit Menschen können Bäume sehr alt werden. In Wirtschaftswäldern kommt das aber selten vor. Denn erstens wachsen alte Bäume langsamer und zweitens wird ihr Holz oft schon von Tieren und Pilzen angegriffen. Wirtschaftlich wesentlich profitabler ist das Ernten relativ junger Bäume. Ältere Bäume sind aber auch weniger widerstandsfähig gegen Klimastress und Insekten-Angriffe. Auch das spricht dafür, Bäume in Wirtschaftswäldern nicht besonders alt werden zu lassen. Andererseits führt relativ frühes Fällen dazu, dass ein Wald mehr Holz und damit mehr Biomasse verliert. Das ist zwar ökonomisch gut, aber ökologisch kann das die Produktivität des Waldes überfordern. Man müsste darauf achten, dass nicht nur genauso viel Holz nachwächst, sondern auch die Humusschicht sollte nicht dünner werden.
Erst als er ihnen fehlte, lernten deutsche Städter den Wald zu schätzen.
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Bis ins 18. Jahrhundert machte der Wald unseren Vorfahren vor allem Angst. Und die Waldluft hielt man für ungesund. Erst seit der kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts lieben und schützen wir Deutschen unseren Wald und halten ihn für gesundheitsförderlich. Aber die Liebe zum Wald entstand nicht bei der Landbevölkerung, die den Wald nutzte. Es waren die Städter, denen der Mangel an Natur schmerzlich bewußt wurde. Zu diesem Sinneswandel dürften auch der Gestank, der Lärm und die Hektik der Städte beigetragen haben, in denen immer mehr Menschen leben. In oder direkt neben etlichen Städten legte man Stadtwälder an. Diese dienen nicht nur der Naherholung, sondern führen auch frische, kühle Luft in die Städte und dienen quasi als Klimaanlagen. Schon 1715 ließ Markgraf Karl Wilhelm sein Karlsruhe mitten in einen Wald bauen. Bis heute blieb im Norden der Stadt ein Wald als Frischluftschneise erhalten. Dortmund ist stolz auf 50% Grünflächen. Aus Hochhäusern von Frankfurt schaut man auf den Stadtwald. Der Leipziger Auwald gehört zu den größten Flussauwäldern Mitteleuropas. Stuttgart liegt zwischen Wald und Weinbergen. Auch der Stadtwald von Freiburg grenzt direkt an die Innenstadt. Der größte Stadtwald Europas ist der schon 1915 für alle Zeit unter Schutz gestellt Grunewald in Berlin. Zusätzlich stehen im Berliner Tiergarten 260.000 Bäume. Heute garantiert das Bundeswaldgesetz Allen freien Zugang zu jedem öffentlichen oder privaten Wald mit Ausnahme der Kernbereiche von Nationalparks oder Naturschutzgebieten mit besonders schützenswerten Spezies.
Der Wald fördert die menschliche Gesundheit.
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In der Dokumentation: "Unsere Wälder 1 Die Sprache der Bäume" konnte man dazu folgendes erfahren: Waldluft hat eine andere elektrische Ladung als Stadtluft und sie enthält deutlich mehr Sauerstoff sowie weniger Schadstoffe. Aber nicht nur bei Deutschen können Forschende wie Umweltmedizinerin Daniela Haluza (https://www.mdpi.com/1660-4601/11/5/5445) messen, dass der Aufenthalt im Wald viele positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus hat. Japanische Ärzte verschreiben ihren Patienten das Waldbaden. Denn Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Wald-Spaziergänge sogar Depressionen lindern, weil unsere Gehirne im Wald Wohlfühlhormone produzieren. Im Wald sinken die Konzentrationen von Stress-Hormonen im Blut. Dadurch sinkt im Wald auch der Blutdruck. Wir werden sogar schon ruhiger, wenn wir nur die Farbe grün sehen. Außerdem wird im Wald das menschliche Immunsystem angeregt. Das ist sogar noch 1 Woche nach dem Waldaufenthalt messbar. Nadelbäume können soviele antibiotisch wirksame Stoffe ausstoßen, dass in Nadelwäldern die Waldluft nahezu keimfrei sein kann. Insgesamt kommen Menschen gesünder aus dem Wald heraus. Und natürlich kann die gute Waldluft auch beim Training nicht schaden.
So gesund ist unser Wald
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Leicht angereichert mit recherchierten Informationnen fasst dieses Kapitel die Xenius-Dokumentation: "So gesund ist unser Wald" zusammen. Man kann sich diese kurze Dokumentation bei YouTube ansehen.
Früher hatten viele Menschen Angst vor dem Wald, aber etwa seit der Zeit der Romantik empfinden viele Deutsche den Wald als ruhig, friedlich und schön. In ihm fühlen wir uns wohl und auch gesundheitlich besser. Weltweit versuchen Naturwissenschaftler, Mediziner und Psychologen zu ergründen, warum uns Wälder so gut tun. Dabei haben sie unter anderem entdeckt, dass Waldluft viele Stoffe enthält, die unsere Gesundheit fördern.
Clemens G. Arvay ist ein österreichischer Biologe und Buchautor, der sich mit der Heilkraft des Waldes beschäftigt und seine Bücher im Wald schreibt. Er sagt, dass der Aufenthalt bei Depressionen, psychischen Stressbelastungen und Burn out hilft, vor ernsthaften chronischen Krankheiten und Herzinfarkt schützt und unser Immunsystem stärkt. Das berühmte Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte schon 1984 eine Studie, die einen positiven Einfluss des Anblicks von Bäumen auf die Gesundheit nachwies. Patienten benötigten weniger Schmerzmittel und wurden schneller gesund, wenn vor ihren Krankenhausfenstern Bäume standen. An von der University of Chicago entdeckte der Umweltpsychologe Professor Marc Berman den statistischen Zusammenhang, dass Zivilisationskrankheiten in der Stadt umso häufiger vorkommen, je weniger Bäume es in einem Viertel gibt. Im Durchschnitt scheinen Menschen auch älter zu werden, wenn es zwischen ihren Häusern Bäume gibt. Statistische Zusammenhänge wie der altbekannte zwischen der Zahl der Störche und der Zahl der Kinder beweisen allerdings noch lange keine ursächlichen Zusammenhänge, auch wenn inzwischen viele weitere Studien für positive gesundheitliche Wirkungen von Bäumen hindeuten.
Es gibt aber auch harte Fakten, die für positive gesundheitliche Wirkungen von Bäumen sprechen. So fanden Naturwissenschaftler in Waldluft 90% weniger gesundheitsschädliche Staubteilchen als in der Stadt. Im Sommer kühlen Bäume die heiße Stadtluft und machen sie feuchter. Wälder tauschen nicht nur das von uns und unseren Maschinen abgegebene Kohlenstoffdioxid gegen frischen Sauerstoff aus, sondern sie entziehen der Luft auch Schadstoff und machen sie unschädlich. Auf einer Fläche von einem Quadratkilometer gibt der Wald an einem schönen Sommertag rund 10.000 Kilogramm Sauerstoff in die Luft ab. Das ist genügend Sauerstoff für 10.000 Menschen. Viele größere Städte sind deshalb von Wäldern umgeben und enthalten Stadtparks oder wenigstens möglichst viele Stadtbäume, weil sie das Klima der Stadt wie eine natürliche Klimaanlage entscheidend verbessern. Außerdem verströmen Bäume ätherische Öle, die gut für unsere Atemwege sind und die Regeneration kranker Lungen beschleunigen. Weniger gesund ist das Stadtleben für die Bäume. Deshalb müssen regelmäßig deren abgestorbene Äste entfernt werden, damit sie nicht irgendwann herunter fallen und Schäden anrichten.
Die Blätter des Waldes bremsen Regentropfen und Wind ab und schützen den Boden auch vor dem Austrocknen durch zuviel Sonnenlicht. So bleibt der Waldboden weich und schont menschliche Gelenke. Der lockere Waldboden und die auf ihm wachsenden Moospolster können sehr viel Regenwasser speichern und uns auf diese Weise vor Überschwemmungen schützen. Windgeräusche an den Blättern, der Anblick der Bäume und das Zwitschern der Vögel lösen bei Menschen positive Gefühle aus und aktivieren den Parasympatikus, dessen Aktivität die Erholung und Regeneration des menschlichen Körpers fördert. Der Aufenthalt in einer Stadt aktiviert hingegen übermäßig den Sympatikus, der ein Gegenspieler des Parasympatikus ist. Waldluft enthält ein Gemisch aus über 8000 verschiedenen Terpenen. Das sind Stoffe, mit denen sich Bäume untereinander verständigen, oder beispielsweise die Feinde ihrer Feinde anlocken. Bei Menschen scheinen sie eine Stärkung der Abwehrkräfte zu bewirken. Japanische Forscher konnten schon nach nur einer Nacht in Waldluft eine Vermehrung und Aktivierung natürlicher Killerzellen nachweisen, die wir für die Bekämpfung von Krebszellen und Viren brauchen. Außerdem fördern Terpene unsere drei wichtigsten Antikrebs-Eiweiße. Der Pionier der Waldmedizin Dr. Quing Li empfiehlt den Aufenthalt im Wald als Medizin. Der Wald-Biologe Clemens Arvay empfiehlt ein besonders tiefes Ein- und Ausatmen, um sich im Wald von den Schadstoffen der Stadt zu befreien.
Umgekehrt leidet die Gesundheit der Bäume, wenn wir um sie herum für Wege den Boden verdichten. Immerhin ist aber Deutschland heute wieder zu rund einem Drittel bewaldet, nachdem man überall in Europa die Wälder über Jahrhunderte stark übernutzt und ganz oder fast ganz vernichtet hatte. Heute können wir ihn als grüne Lunge, Holzlieferant und Erholungsgebiet nutzen, während man in anderen Ländern ganz auf ihn verzichten muss. Für Deutschlands berühmtesten Förster Peter Wohlleben ist der Wald aber noch viel mehr. Der große Verkaufserfolg seines Buches: "Das geheime Leben der Bäume" zeigt das große Interesse an Wald und Bäumen, für das wir Deutschen bekannt sind. Aber während die meisten Menschen den Wald erstmal nur mit Sauerstoff, Schatten und Schönheit verbinden, faszinieren ihn die Bäume als Lebewesen mit ganz reichem Sozialleben, mit Gedächtnis und Gefühlen. Er glaubt, dass Bäume im Familienverbund leben und sogar Freundschaften schließen. Viele Forstwissenschaftler halten das für noch nicht ausreichend naturwissenschaftlich belegt, aber im Sinne der Evolutionstheorie ergäbe die gegenseitige Unterstützung der Bäume durchaus Sinn, weil für Bäume das Leben in Wäldern viel besser ist, als wenn sie vereinzelt leben müssen. Naturwissenschaftlich gesichert ist, dass sie tatsächlich Botschaften untereinander austauschen und sich beispielsweise vor Gefahren wie für sie schädlichen Insekten warnen. Über 100 verschiedene Duftbotschaften von Bäumen sollen schon nachgewiesen worden sein. Zu den Botenstoffen gehören auch die für uns so gesunden Terpene. Aber Bäume können auch über ihre Wurzeln kommunizieren, denn die Wurzeln vieler Bäume werden durch die riesigen, fadenförmigen Körper von Pilzen miteinander verbunden. Naturwissenschaftler nennen es das wood wide web.
Wenn Käfer an ihren Blättern knabbern, können Bäume darauf reagieren, indem sie in ihren Blättern bittere Gerbstoffe produzieren. Fichten wehren sich mit Harz, in dem Insekten festkleben. Dabei erkennen Bäume am Speichel der Insekten, wer gerade an ihnen knabbert. Und sie können auf jeden ihrer verschiedenen Fressfeinde mit einer genau angepassten Verteidigungsstrategie reagieren.
Nicht nur die Bäume des Waldes, in Parks und in der Stadt fördern die menschliche Gesundheit, sondern auch viele in Wäldern lebende Kräuter. Quasi schon immer wussten Tiere und Menschen, dass gegen fast jede Krankheit ein Kraut gewachsen ist. Seit vielen Jahren erforscht auch der Biologe Dr. Markus Strauß mit der Heilkraft von Wildpflanzen. Er versucht für jede Krankheit ein heilsames Kraut kennenzulernen. Die seit Jahrtausenden überlieferte Volksmedizin birgt diesbezüglich wahre Schätze, die mehr und mehr von Naturwissenschaftlern wiederentdeckt und als korrekt nachgewiesen werden. Als Heil- und Nahrungspflanze schätzt Dr. Strauß besonders die unterschätzte Brennnessel, die er wegen der natürlichen Düngung am liebsten im Wald sammelt. Man kann ihre Blätter, und Triebspitzen als wertvolles Gemüse essen, die Samen als Nahrungsergänzung nutzen, aus getrockenten Blättern Tee zubereiten. Wenn man die Samen bei nicht mehr als 42°C dörrt, bleiben ihre entzündungshemmenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren erhalten und helfen bei Darm- und Harnwegserkrankungen sowie Rheuma. Baldrian hingegen ist allgemein bekannt als Mittel gegen Schlafprobleme. Auch die Samen der Waldengelwurz eignen sich gut für verdauungsfördernde Tees. Das an Bächen wachsende Mädesüß enthält schmerzstillende Substanzen, die als natürliche Grundlage für die Entwicklung des Wirkstoff Acetylsalicylsäure im bekannten Aspirin wirken, dessen Name a wie von und Spirin wie Mädesüß (Die Filipendula ulmaria hieß früher Spiraea ulmaria) bedeutet. Für entspannende und die Haut pflegende Wannenbäder kann man sich selbst einen Sud aus Tannen- oder Fichtennadeln herstellen.
Wie geht es unseren Wäldern?
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Die dritte Bundeswaldinventur aus dem Jahr 2012 und die Kohlenstoffinventur 2017 zeigen, dass auf fast einem Drittel der Fläche Deutschlands Bäume stehen. Mehr als die Hälfte wird landwirtschaftlich genutzt. In Deutschland sollen rund 93 Millionen Bäume stehen, aber nur 5% der Waldfläche stehen unter besonderem Schutz. In Deutschland dominieren die Baumarten Fichte (25,4%), Kiefer (22,3%), Rotbuche (15,4%) und Eiche (10,4%). In Deutschland nimmt der Holzvorrat noch zu, aber besonders die flachwurzelnde und vielfach in wenig geeigneten Gegenden angepflanzte Fichte wird durch Stürme und insbesondere in trockenen Sommern durch Borkenkäfer bedroht. Deshalb findet schon seit vielen Jahren ein allmählicher Umbau hin zu mehr Laubbäumen und mehr biologischer Vielfalt statt. Trotzdem zeichnet der Wald-Zustandsbericht von 2018 für NRW ein besorgniserregendes Bild. Vor allem die Nadelholzforsten sind betroffen von Sturm, Dürre und Borkenkäfern. Der Zustand der Baumkronen in NRW ist der schlechteste seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 1984. Aber auch die Eichen und besonders die Rotbuchen haben sehr unter der Trockenheit gelitten.
Die European Red List of Trees der Weltnaturschutzunion IUCN beschreibt, wie stabil bzw. gefährdet die Populationen der 454 in Europa bekannten Baumarten sind, von denen 265 nur in Europa vorkommen. Von diesen 454 werden 168 als in ihrer Existenz gefährdet eingestuft, über 57 gibt es nicht genügend Daten. Von den 265 endemischen Baum-Spezies werden 155 als bedroht eingestuft, 66 sollen kurz vor dem Aussterben stehen. Das Hauptproblem scheinen eingewanderte Spezies zu sein, zu denen auch Viren, Bakterien und Pilze gehören, die als Parasiten oder Krankheitserreger 38% der europäischen Baumarten schwächen oder töten. Andere wichtige Probleme sind Abholzungen oder Umwandlungen von Wäldern zu Forsten sowie übermäßige Entnahme von Bäumen durch Forstwirtschaft. Zu den Hauptverursachern gehören Waldbrände, Stürme, Schädlinge und Flächenverbrauch durch Landwirtschaft und wachsende Städte. Insgesamt gehören deswegen Bäume zu den gefährdetsten Gruppen von Spezies überhaupt. Andere in Europa gefährdete Speziesgruppen findet man in weiteren roten Listen.
In Urwäldern trennen große Entfernungen die Bäume einer Art.
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In einem Jahrhunderte alten Sekundärwald gibt es nicht mehr viel Unterholz, weil nicht mehr genug Licht auf den Boden fällt. Und die Abstände zwischen Bäumen der selben Art sind groß. Was hinsichtlich der Fortpflanzung ein Nachteil zu sein scheint, ist tatsächlich ein Vorteil, weil es die Chancen auf eine Spezies spezialisierter Schadinsekten, Parasiten und Erreger reduziert, ein neues Opfer zu finden. Allerdings finden die Angreifer leicht die Nachkommen eines Baumes, die in seiner unmittelbaren Umgebung keimen und noch relativ wehrlos sind. Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit ist daher gering. Deshalb müssen die Bäume dafür sorgen, dass ihre Nachkommen so weit wie möglich von ihm entfernt keimen. Darum verpacken sie ihre Samen in leckere, gut duftende und nahrhafte Früchte, die von Tieren gefressen werden. Die Samen sind unverdaulich und mit etwas Glück werden sie weit vom Mutterbaum entfernt ausgeschieden. Viele Früchte locken geeignete Tiere mit leuchtenden Farben an, andere durch Vibrationen, die sich beim Aufprall durch den Boden ausbreiten. Die Pflanzen ernähren die Tiere, damit diese ihre Blüten bestäuben und ihre Samen verbreiten. Manche Pflanzen lassen ihre Früchte in Bäche fallen und durch das Wasser transportieren. Die Früchte mancher Bäume überqueren sogar Ozeane, bevor sie sich auf einer Insel niederlassen.
Das Ökosystem Wald entwickelt sich am besten ungestört.
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Prof. Hallé betont die Vernetzung aller Spezies in Urwäldern und ihre Anpassung an einander. Es dauert viele Jahrtausende gemeinsamer Evolution, ein unvorstellbar komplexes System wie einen Urwald entstehen zu lassen. Und die Mechanismen der Evolution ermöglichen die Anpassung von Ökosystemen an sich verändernde abiotische und biotische Umweltfaktoren. Aber wenn Menschen Urwälder großflächig roden, dann ist eine Anpassung unmöglich und es gehen unzählige Spezies unwiederbringlich verloren. Die Menschheit verliert dadurch wertvolle genetische Ressourcen. Ohne den Wald wird außerdem das Klima wärmer und trockener und anstatt Humusbildung findet Erosion statt.
Pflanzen produzieren in riesigen Mengen Samen, in denen Embryonen zusammen mit allen für das Keimen nötigen Nährstoffen ruhen. Auf schattigen Waldböden keimen viele Baumsamen aber erst, wenn alte oder von Viren, Bakterien oder Pilzen getötete Bäume keine Blätter mehr produzieren können oder wenn ganze Wälder durch Waldbrände, Orkane oder Borkenkäfer entlaubt wurden. Deshalb werden Wälder durch Naturkatastrophen nicht vernichtet, sondern nur verjüngt. Dabei versorgen die Überreste des alten Primärwaldes die jungen Pflanzen des nachfolgenden Sekundärwaldes mit Nährstoffen und schützen sie vor Wind und zuviel Sonne. Das funktioniert aber natürlich nur, wenn Menschen die Natur in Ruhe machen lassen und die Flächen nicht anderweitig nutzen.
Wenn sich ein Wald neu aufbaut, dann dominieren zunächst schnell wachsende Kräuter, Sträucher und Bäume. Man nennt sie Pionierpflanzen, weil sie außer Licht nicht viel brauchen und geeignete Lebensbedingungen für anspruchsvollere Pflanzen schaffen. Insbesondere bilden sie einen Schutzschirm für den Waldboden. Er darf nicht der Erosion durch Wind, starken Regen und zuviel Sonne ausgesetzt werden. Deshalb ist es grundfalsch, Totholz zu entfernen und direkt wieder Bäume zu pflanzen, die keine Pionierpflanzen, sondern normale Waldbäume sind. Ein ganz großer Fehler ist auch die übliche Aufforstung mit Jungbäumen aus Baumschulen, die ihr Saatgut sehr selektiv von wenigen, wirtschaftlich besonders gut nutzbaren Mutterbäumen gewinnen. Denn diese Praxis reduziert seit Jahrzehnten die genetische Vielfalt unserer Wirtschaftswälder. Und biologische Vielfalt ist unverzichtbar für die evolutionäre Anpassung unserer Wälder an Klimaänderungen und neue Krankheitserreger sowie eingeschleppte Schädlinge. Darum müsste man jetzt sogar Jungbäume aus möglichst vielen Gebieten mischen, damit deren Nachwuchs eine möglichst große genetische Vielfalt aufweisen wird.
Selbst die Bäume unter den Pionierpflanzen werden nicht sehr alt. Sie bilden einen Pionierwald und sterben schon nach wenigen Jahrzehnten. Ihr Totholz düngt den Waldboden, denn Pilze und winzige tierische Destruenten verwandeln das Holz in Humus. Die erste Baum-Generation stirbt, aber der Pionierwald entwickelt sich weiter zu einem Sekundärwald. Denn zwischen den sterbenden Bäumen wachsen auf dem Humus anspruchsvollere und langlebigere Baumarten. Sie bilden im Verlauf mehrerer Jahrhunderte den Sekundärwald. Während der ersten Jahrhunderte ist auch ein Sekundärwald noch nicht besonders artenreich. Wenn die großen Bäume des Sekundärwaldes etwa 40 Meter hoch sind, bietet der Wald zahlreichen tierischen Spezies Wohnraum und pflanzliche Nahrung. Und die Pflanzenfresser locken Fleischfresser an. Langsam entwickeln sich immer längere Nahrungsketten und komplexere Nahrungsnetze. Manche Neuankömmlinge bringen die Samen neuer Pflanzen-Spezies mit und vergrößeren damit das Arten-Spektrum. Außerdem entstehen durch die Evolution aus den schon vorhandenen immer neue Spezies, die neue ökologische Nischen besetzen. Bis aber der Artenreichtum echter Urwälder erreicht ist, dauert es viele Jahrtausende. Am Ende trifft jeder Lichtstrahl auf ein Blatt und jedes Blatt findet Interessenten, die es fressen wollen. In uralten Primärwäldern wachsen auf jedem Urwaldriesen Hunderte Pflanzen-Spezies, die wiederum von Hunderten Tier-Arten bevölkert werden, in und auf denen unzählige Mikroorganismen leben. Deshalb ist die Vernichtung echter Urwälder ein unverzeihliches Verbrechen. Darum hätte sich die EU niemals mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten auf ein die weitere Regenwald-Vernichtung förderndes Freihandelsabkommen einigen dürfen. Die vielen auf einem Urwaldriesen lebenden Pflanzen und Tiere erreichen mit der Zeit ein so erhebliches Gewicht, dass sie für den Baum zum Problem werden können. Aber wenn er deswegen umstürzt und stirbt, dann wird er von Pilzen ganz langsam zu Humus abgebaut und er hinterlässt im Baumkronendach des Waldes eine Lücke, in die hinein jüngere Bäume wachsen können. Zuerst sind das wieder die Pionierbäume, die später von langlebigeren Baumarten abgelöst werden. So kommt es zu einer regelmäßigen Verjüngung, wenn aus dem Sekundärwald wieder ein fertiger Primärwald geworden ist.
Manchmal kann man im Urwald der Evolution zusehen.
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Die mehr als 530 Spezies der Passionsblume stammen aus den Tropen und Subtropen, aber hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika. In Süd- und Mittelamerika sind die Raupen der Schmetterlings-Gattung Heliconius ihre Fressfeinde. Eines Tages machte eine zufällige Mutation eine Passionsblume giftig für die Raupen. Aufgrund dieses Vorteils vermehrte sich diese Mutante der Passionsblume. Aber eine weitere Mutation machte eine Raupe immun gegen das Gift der Passionsblume. So konnte sie das Gift der Passionsblume in sich aufnehmen. Dadurch wurde nach der Metamorphose auch der Schmetterling giftig für seine Fressfeinde. Die Situation der Passionsblume wurde dadurch noch schlimmer. Weitere Mutationen führten zu Passionsblumen mit anders geformten Blättern, die weniger leicht von den Schmetterlingen erkannt wurden. Aber manche Schmetterlinge fanden Blüten mit lebensverlängerndem Pollen. So gewannen diese Schmetterlinge Zeit und lernten, die Passionsblumen trotz der veränderten Blätter zu erkennen. Dann tauchte eine neue Passionsblume auf, die auf ihren Blättern Strukturen bildeten, die wie Schmetterlingse-Eier aussehen. Das schützte die Blätter, weil Schmetterlinge ihre Eier nur auf Blätter legen wollen, an denen nur ihr eigener Nachwuchs frisst. So entstanden innerhalb weniger Jahrzehnte 45 neue Heliconius-Spezies und 150 neue Arten der Passionsblume. Und die Forschende konnten beiden Gattungen bei ihrer Evolution zusehen.
Pflanzen und Tiere im Wald
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Typische Eigenschaften ermöglichen die Unterscheidung verschiedener Baumarten im Wald. So lässt sich die Fichte von der Tanne dadurch unterscheiden, dass bei der Fichte die Nadeln stechen und die Zapfen nach unten hängen. Tannennadeln erkennt man gut an zwei weißen Streifen an der Unterseite. Die Kiefer hat viel längere Nadeln, die meistens paarweise auftreten. Typisch für die Rotbuche ist ihre glatte, oft silbergraue Rinde.
Die Erkennung ganz junger Bäumchen ist nicht so einfach, denn die allerersten Blätter, die sogenannten Keimblätter, unterscheiden sich deutlich von den späteren Blättern.
Man kann die verschiedenen Baumarten leichter kennenlernen, wenn man von jeder Baumart einen Steckbrief mit Bildern vom gesamten Baum, der Baumkrone von untern, den Blättern und Früchten sowie der Rinde in einem kurzen Text mit den wichtigsten Informationen anfertigt. Früher schrieb man den Text auf ein Blatt und klebte Fotos oder Teile eines Baumes ein. Dafür wurden allerdings oft Blätter oder gar Rinde abgerissen und wie im Film zu sehen konnte die Rinde auch mit der falschen Seite aufgeklebt werden. Heute macht man digitale Fotos und benutzt Textverarbeitungs- oder Präsentationsprogramme oder schreibt direkt Internetseiten in der Seitenbeschreibungssprache HTML.
Eichen sollen bis zu 1000 Jahre alt werden können. Ihr Holz ist besonders hart und dauerhaft. Eichen und die in deutschen Wäldern besonders verbreiteten Rotbuchen werden auch Tiefwurzler genannt, weil weil ihre starken Hauptwurzeln steil und tief nach unten wachsen. Bei extremen Stürmen fallen sie daher nicht um, sondern brechen eher ab. Flachwurzler wie die Fichte fallen viel leichter um.
In Mischwäldern wächst nicht nur eine Baumart, sondern beispielsweise verschiedene Laub- und Nadelbäume. Mischwälder sind stockwerkartig gegliedert. Ganz oben sind die Baumkronen der höchsten Bäume. Darunter in der Strauchschicht gibt es junge Bäume und Sträucher wie Holunder, Brombeeren und Wildrosen, von denen allerdings viele nur an Waldrändern oder auf Lichtungen genügend Licht bekommen. Noch weiter unten in der Krautschicht findet man Farne, Gräser, Heidelbeeren und andere nicht verholzte Kräuter. Und ganz unten in der Moosschicht gibt es Moose und Pilze. Was man Pilze nennt, sind allerdings nur die Fortpflanzungsorgane der sehr viel größeren, unterirdisch als fadenförmiges Netzwerk lebenden Pilzes.
Moose sind sehr wichtig für Wald und Menschen, weil sie zwischen ihren dicht gedrängten Stängeln bei Regen viel Wasser speichern und langsam wieder abgeben. So tragen sie zum kühle, feuchten Waldklima bei und schützen Menschen vor Überschwämmungen.
Um ihren Nachwuchs aufziehen zu können, hämmern Spechte Höhlen in morsche alte Bäume und fangen unzählige Insekten. Mit ihren langen Schnäbeln und Zungen erwischen sie sogar Borkenkäfer-Larven, die Bäumen sehr schaden können, indem sie unter der Borke Gänge graben und die lebende Schicht zwischen Holz und Borke fressen. Förster lassen deshalb einige tote Bäume im Wald stehen, damit die Spechte genügend Höhlen bauen können. Verlassene Spechthöhlen werden auch von Eulen und Käuzen genutzt, die wie der Specht reine Fleischfresser sind und sich gerne von Mäusen und Insekten ernähren. Den Spechten und damit dem Wald hilft es auch, wenn es möglichst viele verschiedene Insekten-Arten im Wald gibt, damit die Spechte nicht von der Häufigkeit einer einzigen Insektenart abhängig sind.
Die vor allem morgens und abends aktiven Rehe und die tagaktiven Hirsche hingegen sollten sich im Wald nicht zu stark vermehren, weil sie junge Bäumchen fressen, ältere Bäume anknabbern und mit ihren Geweihen Bäume beschädigen. Für den Wald ist es deshalb gut, wenn in ihm Luchse oder sogar Wölfe die Rehe und Hirsche jagen. Gibt es diese Raubtiere nicht, dann müssen Jäger diese Aufgabe übernehmen. In den letzten Jahren ist es den Jägern allerdings nicht gelungen, die starke Vermehrung der Wildschweine zu verhindern. Auf der Suche nach Insekten, Würmern, Bucheckern, Eicheln und Wurzeln wühlen diese den Boden auf und richten damit auf Äckern und inzwischen sogar schon in Städten großen Schaden an. Dort belästigen sie auch Menschen und greifen deren Hunde an. Wildschweine leben in sogenannten Rotten, die meistens hauptsächlich aus Schwestern und deren Frischlingen bestehen. Die männlichen Wildschweine leben in eigenen Gruppen und suchen nur im Frühjahr während der Paarungszeit die Nähe der Weibchen.
Eichhörnchen und Eichelhäher vergraben im Herbst Eicheln und Bucheckern als Wintervorrat. Weil sie im Winter aber nicht alle wiederfinden, tragen sie damit zur Vermehrung der Bäume bei. Im Gegensatz zum vegetarisch lebenden Eichhörnchen bevorzugt der Fuchs tierische Nahrung. Er frisst vor allem Mäuse, aber auch geschwächte kleinere Wald-Tiere.
Auch im lockeren Waldboden leben viele Tiere, die auch Hobbywaldforscher gut mit sogenannten Becherlupen untersuchen können. Da gibt es verschiedene Arten von Würmern, Springschwänzen, Käfern, Larven, Asseln, Hundertfüßern, Tausendfüßern und Spinnen. Die häufigsten Bodenbewohner kann man allerdings nur mit einem Mikroskop sehen, denn die Bakterien sind normalerweise extrem klein und zählen daher zu den Mikroorganismen. Vor allem der Regenwurm lockert und belüftet den Boden und düngt ihn mit seinem Kot. Aber auch viele andere Bodenbewohner tragen zur Bildung von fruchtbarem Humus bei, indem sie abgefallene Blätter und tote Lebewesen fressen und letztlich zu Mineralstoffen zersetzen, von denen sich dann wieder die Pflanzen ernähren.
Zu den besonders nützlich Tierarten des Waldes gehören auch die Waldameisen, die deswegen besonders geschützt werden. Auch sie fressen viele Insekten, die sonst ihrerseits Pflanzen fressen würden. Manche Ameisenarten bauen große Ameisenhügel.
Insgesamt zeichnen sich gesunde Wälder durch eine große Artenvielfalt (Biodiversität) aus. Im ökologischen Gleichgewicht spielt jede Spezies ihre Rolle und ihre Vielfalt stabilisiert das Gleichgewicht. Man erkennt diese Biodiversität allerdings nur, wenn man sich die Pflanzen und Tiere des Waldes genau ansieht und möglichst viele von ihnen kennt.
besondere Urwald-Spezies
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Die Bäume unter den Pionierpflanzen konzentrieren sich ganz auf schnelles Wachstum, weil sie mit anderen Pflanzen um das Licht konkurrieren. Dabei kommt oft die Verteidigung gegen Pflanzenfresser zu kurz und es droht ein lebensgefährlicher Verlust von Blattoberfläche. Es gibt aber auch Bäume wie die Ameisenbäume, die sich von Ameisen verteidigen lassen. Die Ameisen tun das, weil ihnen der Baum ein perfektes Zuhause bietet. In Stängeln der Blätter bilden die Bäume Höhlen, zu denen sich die Ameisen leicht durchbeißen können. Die Ameisen leben in den Höhlen und halten darin sogar Schildläuse. Diese Schildläuse ernähren sich vom Saft des Baumes und scheiden ihn teilweise aus. Die Ameisen trinken davon. Am Ansatz jedes neuen Blattes bildet der Baum aber auch kleine weiße Körperchen, die wie Ameiseneier aussehen. Sie enthalten Proteine und Fette und dienen den Ameisen als Nahrung.
Einer der schönsten Urwald-Bäume ist der Moabi-Baum (Baillonella toxisperma), der 1000 Jahre alt und 70 Meter hoch werden kann. Tiere können sich durch den Raum bewegen. Manche Bäume bewegen sich durch die Zeit. Bäume bewegen sich nicht. Aber in ihnen fließt Wasser durch Wasserleitungen im Xylem von den Wurzeln teilweise mehr als 100 Meter hoch bis zu den höchsten Blättern. Das Wasser wird durch die Wurzeln hochgedrückt und von den Blättern durch ihre Verdunstung angesaugt. Dabei hilft auch der Kapillareffekt. Umgekehrt fließen in den Blättern produzierte Stoffe durch spezielle Siebröhren im Phloem in den Baumstamm und in die Wurzeln.
Nach 300 Jahren ist im Sekundärwald jeder Platz an der Sonne besetzt und die Bäume kämpfen gegeneinander um das Licht. Dabei reicht es, schneller und höher zu wachsen und Nachbarn dadurch in den Schatten zu stellen. Manche tricksen aber auch die Konkurrenz aus. Die Würgefeige bietet ihre Früchte Vögeln zum Fraß an. Die Vögel verdauen den leckeren Teil der Frucht und scheiden den eigentlichen Samen mit ihrem Kot aus. Wenn er Glück hat, fällt der Kot mit dem Samen auf einen Ast in der Krone eines Urwaldriesen. Wenn er dort oben landet, hat der Feigen-Keimling einen Platz an der Sonne und kann gut wachsen. Während normale Bäume von unten nach oben wachsen, wachsen die Wurzeln des jungen Feigenbaumes am Stamm des Urwaldriesen entlang von oben nach unten. Wenn sie sich berühren, wachsen die Wurzeln zusammen. So bilden sie ein stabiles Netzwerk um den Baumstamm herum und schließen ihn regelrecht ein. Es beginnt zwischen dem alten und dem jungen Baum ein Kampf, der Jahrzehnte dauert. Am Ende stirbt der alte Baum, weshalb man die Feige auch Würgefeige nennt. Die Würgefeige ernährt sich vom Holz ihres Opfers und nimmt seinen Platz im Urwald ein.
Von den starken Stämmen der Urwaldriesen profitieren die Lianen, die erst auf dem Waldboden wachsen, bevor sie an Baumstämmen hochwachsen. Ganz unten, in Reichweite der Pflanzenfresser, tarnen sich die Lianen der Philodendren und wachsen unauffällig flach auf dem Baumstamm. Erst weiter oben werden die Blätter größer und wachsen aus dem Schatten des Baumstammes heraus. Bis heute weiß man nicht, wie die Pflanzen das steuern.
Einen anderen Trick hat eine Palme, die mit ihren Palmwedeln einen Trichter bildet, der fallende Blätter einfängt und zum Boden in der Nähe des Baumstamms leitet. Dort werden die toten Blätter zu Humus und düngen die Palme. Die Arbeit der Zersetzung erledigen unzählige Destruenten im Waldboden. Sie leben davon und streiten sich sogar um das organische Material.
Eine besondere Rolle unter den Tieren spielen die Ameisen, deren Gesamtmasse im Urwald größer sein soll als die Masse aller anderen Tiere des Waldes zusammen. Einige Ameisen bringen Erde nach oben in die Baumkronen. In dieser Erde wachsen dann Pflanzen, in denen die Ameisen ihre Nester bauen. Ameisen melken Insekten, die sich von Baumsaft ernähren und einen Teil des Saftes wieder ausscheiden.
Auch Termiten tragen Erde in die Baumkronen und bauen daraus ihre stabilen Nester. Aber anders als die Ameisen ernähren sie sich von totem Holz.
Es gibt in Wäldern außer tagaktiven auch nachtaktive Tiere, die natürlich viel schwerer zu beobachten sind.
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Roland Heynkes, CC BY-NC-SA 4.0