Lehren aus der deutschen BSE-Krise

Roland Heynkes, 29. Mai 2002 (freigegeben am 13.9.2002)

Dieser Artikel basiert auf einem von mir unter dem Titel "Strukturelle Defizite als Ursachen für mangelhafte Umsetzung publizierter Informationen in nutzbares Wissen und eine objektive Politikberatung" als Stellungnahme im Rahmen des TAB-Projektes "Strukturen der Organisation und Kommunikation im Bereich der TSE-Forschung" erstellten Gutachten.

Gliederung

  Probleme und notwendige Verbesserungen auf der politischen Ebene
  Die registrierten deutschen BSE-Fälle sind eine Folge nicht beachteter Warnungen.
  Ein gutes Gefahrenerkennungssystem muß menschliche Schwächen kompensieren.
  Auch gute Argumente brauchen eine starke Lobby.
  Die politisch-administrative Vertretung des Verbraucherschutzes muß vor allem glaubwürdig sein.
  Auch die mangelhafte Organisation der TSE-Forschung war mitverantwortlich für die allgemeine Ignoranz gegenüber erkennbaren BSE-Risiken.
  Ein Hauptproblem bestand in einem unsachgemäßen Gebrauch der Wissenschaft.
  Die TSE-ForscherInnen organisierten sich nicht gegen ihre Vereinnahmung.
  Ein weiteres Hauptproblem ist eine totale Vernachlässigung der theoretischen TSE-Forschung.
  Problematisch waren auch mangelhafte Kommunikationsstrukturen innerhalb der TSE-Forschung.
  Lösungsvorschläge für die dargestellten strukturellen Mängel der TSE-Forschung.
  Freier und effektiver Zugang zu Forschungsergebnissen für alle!
  Preprint Publishing könnte auch die TSE-Forschung enorm beschleunigen.
  An elektronischen Konferenzen könnten alle interessierten Fachleute teilnehmen.
  Elektronische Konsenskonferenzen könnten den Stand der Forschung glaubwürdig erarbeiten.
  Ein virtuelles Institut für theoretische TSE-Forschung wäre ideal.
  Ein TSE-Hypertext-Projekt könnte ein Anfang sein.
  Literaturliste

Probleme und notwendige Verbesserungen auf der politischen Ebene

Die registrierten deutschen BSE-Fälle sind eine Folge nicht beachteter Warnungen.

In Deutschland wurden Rinder und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Menschen mit BSE infiziert, obwohl dies mit vertretbarem Aufwand weitestgehend hätte verhindert werden können. Rechtzeitig Anfang der 90er Jahre eingeführte Schutzmaßnahmen für Mensch und Tier wären zwar nicht ganz billig gewesen, aber sie hätten die viel größeren Schäden vermieden, welche später durch BSE und die daraus resultierende Verunsicherung der VerbraucherInnen entstanden. Diese Folgekosten können sogar noch deutlich steigen, sobald in Deutschland der erste Fall von neuer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entdeckt wird. Warnungen vor riskanten Sicherheitslücken und konstruktive Vorschläge zur Vermeidung von BSE-Risiken gab es von einzelnen Fachleuten [KL,H1,H2,H3,H4,H5,H6] und Institutionen [SA1]. (Ich bitte um weitere Beispiele!) Aber selbst der wissenschaftliche Lenkungsausschuß (SSC) und die Kommission der EU scheiterten mit ihren Versuchen zur Einführung höherer Sicherheitsstandards jahrelang am Wiederstand insbesondere der deutschen Bundesregierungen. Daher muß man sich auch im Hinblick auf heute noch nicht allgemein bekannte und anerkannte Risiken fragen, warum denn die in Politik, Verwaltung und Industrie Verantwortlichen, den von einigen Fachleuten erkannten und benannten Gefahren nicht rechtzeitig mit geeigneten Maßnahmen begegnet sind. Vielleicht noch bedrückender ist die Frage, warum denn der BSE-Schock und die Reorganisation des deutschen Landwirtschaftsministeriums nicht ausgereicht haben, um wenigstens den Chloramphenicol- und den Nitrofen-Skandal zu verhindern. Dabei ist klar, daß das BMVEL die Nitrofen-Vergiftung nicht verschuldet hat, aber die dem BMVEL nachgeordnete Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach hatte ihr zufällig erworbenes Wissen über eine Nitrofen-Vergiftung von Fleisch nicht an das BMVEL weitergeleitet und es gibt eben 18 Monate nach dem BSE-Skandal immer noch keine gesetzliche Verpflichtung zur Meldung von privaten Giftfunden in Nahrungsmitteln.

Ein gutes Gefahrenerkennungssystem muß menschliche Schwächen kompensieren.

Aus langjähriger, eigener Erfahrung weiß ich, daß sich erschreckend viele Amtstierärzte und Tierarztfunktionäre stark engagierten, um Vorträge über BSE-Risiken zu verhindern oder zu stören. Unvergessen sind auch die von verschiedenen Wissenschaftlern und Medizinern über die Massenmedien verbreiteten Falschaussagen wie "Deutschland ist BSE-frei.", "BSE ist nicht auf Menschen übertragbar.", "Nur das Zentralnervensystem von BSE-Rindern ist infektiös.", oder "BSE-Infektiosität wird durch das deutsche Verfahren zur Tiermehlherstellung vollständig inaktiviert.". (Ich könnte dies mit unzähligen Aufzeichungen oder einem Link belegen, aber ich möchte die Namen nicht nennen und niemanden wegen längst verjährter Fehleinschätzungen verurteilen.) Inzwischen ist es auch kein Geheimnis mehr, daß das Bundeslandwirtschaftsministerium sehr eng mit dem Deutschen Bauernverband verbunden war und seine Aufgabe natürlich eher in einer Förderung der Agrarwirtschaft, als im vorbeugenden BSE-Verbraucherschutz sah, für den es wahrscheinlich auch deshalb bei uns keine politischen Mehrheiten gab. Aber Irrtümer und individuelles Fehlverhalten sind menschlich und deshalb müssen funktionsfähige Systeme zur rechtzeitigen Erkennung drohender Gefahren mit menschlichen Schwächen rechnen und diese durch intelligente Organisationsstrukturen kompensieren. Gerade im Falle von BSE wäre dies relativ leicht möglich gewesen, weil man durch die Entwicklung in England gewarnt war und von den dort gemachten Fehlern hätte lernen können. Es war für interessierte Fachleute schon lange relativ leicht erkennbar [H1], daß in Deutschland keine ausreichenden Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Man hatte also Zeit und Möglichkeiten genug, auf Abhilfe zu drängen. Deshalb haben zwar viele einzelne Personen und einige Institutionen mit ihrem Fehlverhalten zum Problem beigetragen, aber letztlich waren doch mangelhafte organisatorische Strukturen für das Übergreifen von BSE auf Deutschland verantwortlich.

Neben mangelhaften Organisationsstrukturen gab es außerdem Verfahrensvorschriften, die derart erkennbar ungeeignet zur Umsetzung gesetzlicher Vorschriften waren, daß es sehr schwer fällt, nicht an ein absichtliches Hintertreiben zu glauben. So hätte der Gesetzgeber leicht erkennen können, daß die gesetzlich vorgeschriebene Meldung von Scrapie- und BSE-Fällen durch die berechtigte Sorge der Bauern vor massivem wirtschaftlichen Schaden nicht gerade wahrscheinlich wahrscheinlich gemacht wurde. Als hätte dies noch nicht gereicht, sollte auf BSE und Scrapie auch nur dann getestet werden, wenn sich keine Anhaltpunkte für eine andere Krankheitsursache finden ließen. Und um ganz sicher zu gehen, war dann auch noch mit der einfachen histopathologischen Untersuchung eine Methode vorgeschrieben, die sich nur bei frischen Gehirnen anwenden ließ und erheblich aufwändiger, aber wesentlich weniger sensitiv als die schon lange existierenden immunologischen Testverfahren war. Angesichts dieser dreifachen Sicherung konnte man fast sicher sein, daß kein deutscher BSE-Fall registriert werden würde, solange nicht die Zahl der BSE-Fälle überhand nehmen, oder jemand "leichtfertig" die längst auf dem Markt befindlichen BSE-Schnelltests einsetzen würde. Dementsprechend dauerte es auch nicht lange, bis den ersten privaten BSE-Tests positive Befunde folgten. Der vierte registrierte BSE-Fall bei einem deutschen Rind zeigt schonungslos, wie untauglich das amtliche Standardverfahren war. Obwohl BSE bei dieser Kuh bereits voll ausgebrochen war und sie wegen zentralnervöser Störungen am 2.11.2000 eingeschläfert werden mußte, war das Ergebnis der histopathologischen Standarduntersuchung am 29.11.2000 negativ. Hätte man nicht unter dem Schock des ersten gemeldeten deutschen BSE-Falles, entgegen geltenden Vorschriften anschließend noch eine immunhistochemische Untersuchung durchgeführt, dann wäre auch dieser BSE-Fall niemals als solcher registriert worden.

Fehlertolerante oder wenigstens nicht systematisch auf totale Blindheit angelegte Systeme zur Gefahrenwahrnehmung und -abwehr entstehen also nicht von selbst und man sollte nicht erwarten, daß sie ausgerechnet von Menschen ersonnen, durchgesetzt oder zuverlässig kontrolliert werden, denen im "Erfolgsfall" persönliche Nachteile drohen. Sie müssen von den hierfür zuständigen Individuen oder von großen Teilen der Gesellschaft gewollt und dann auf der Grundlage umfassender Systemanalysen aufgebaut werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß untaugliche Strukturen und Verfahren von ausreichend vielen Menschen überhaupt als problematisch erkannt werden. Das Problembewustsein Weniger muß also einer relevanten Anzahl von WählerInnen und KonsumentInnen, oder zumindest ausreichend vielen EntscheidungsträgerInnen begreiflich gemacht werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, daß sich das breite Publikum nicht für lediglich potentiell gefährliche Strukturprobleme und Prozesse interessiert und sich diese auch nur sehr schwer über Massenmedien vermitteln lassen. Besorgte oder verärgerte WählerInnen und KonsumentInnen bauen daher immer erst dann einen ausreichenden Problemlösungsdruck auf, wenn "das Kind" bereits in den Brunnen gefallen ist. Immerhin kann die Empörung über bereits eingetretene Schadensfälle dazu beitragen, daß die gleichen Fehler nicht allzu oft wiederholt werden. Aber wirklich funktionsfähig ist ein System zur Risikowahrnehmung und -abwehr erst, wenn zu seinen Zielen auch seine eigene permanente Optimierung zählt.

Nicht nur Warnungen hinsichtlich der Funktionsfähigkeit unserer Systeme zur Risikominimierung, sondern auch Hinweise auf eventuell bestehende Risiken sind bei den Medien nicht unbedingt gut aufgehoben. Die Medien sind heute zu sehr an Infotainment, also an Unterhaltung durch Sensationen interessiert. Das seriöse Recherchieren und Darstellen nicht leicht erkennbarer oder gar struktureller Probleme paßt in dieses Geschäft ebenso schwer hinein, wie journalistischer Idealismus. Anstatt Probleme durch eine möglichst differenzierte und gleichzeitig verständliche Darstellung einer Lösung näher zu bringen, macht man lieber gute Geschäfte mit reißerischem Skandalgeschrei. Es bleiben also als erfolgversprechende Zielgruppe für Aufklärungsversuche nur diejenigen, die in Politik, Verwaltung und Industrie die Entscheidungen zu treffen haben. Aber diese Menschen sind normalerweise gezwungen, sich mit Mitarbeiterstäben als menschlichen Filtern vor der zunehmenden Informationsüberflutung zu schützen. Für Außenstehende ist es daher sehr schwer, diese Abschirmungen zu überwinden und Warnungen an die richtigen Adressaten zu übermitteln. Also erfordert vorbeugender, gesundheitlicher Verbraucherschutz eine Instanz, die möglichst umfassend eventuell gesundheitsrelevante Informationen aktiv und passiv sammelt, einer kompetenten Bewertung hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und ihrer Bedeutung vor dem Hintergrund vorhandenen Wissens zuführt und ihre Interpretationen veröffentlicht.

Von den erfolgreichen Umstrukturierungen der Industrie wissen wir, daß dort der Konkurrenzkampf gegen den Widerstand untergeordneter Managementebenen vor allem die Einführung flacherer Hierarchien und die Nutzung der Erfahrung und Kreativität eines stark erweiterten Personenkreises erzwang. Besonders bewährt haben sich in diesem Bereich auch flexible Arbeitszeitsysteme, während der Arbeitszeit auf Wunsch des Arbeitgebers geführte Diskussionen über mögliche Effizienzsteigerungen durch verbesserte Arbeitsbedingungen, sowie relativ autonom arbeitende Teams, deren Leistungen aber verglichen werden und die so von einander lernen können. Ministerialbürokratien unterliegen bekanntlich keinem direkten Konkurrenzdruck und freiwillig geben sie nach meiner Erfahrung sehr selten Informationen oder gar Kompetenzen ab. In diesem Fall muß der Druck aus der Politik kommen und die Politik ihrerseits braucht Druck und Ermutigung vor allem von den Medien, weil ja die Menschen in unserer real existierenden, parlamentarischen Demokratie praktisch keine Möglichkeit zur Mitbestimmung besitzen. Aber der Aufbau funktionierender Warn- und Kontrollsysteme ist wegen der sachlichen Probleme und aufgrund des Widerstandes verschiedener Interessengruppen schwierig, aufwändig und kostet viel Zeit. Eine interessierte und kritische Begleitung solcher Umstrukturierungen durch die Medien erfolgt deshalb normalerweise nicht. Deshalb ist es ein Glück, daß inzwischen auch von der EU ein erheblicher Problemlösungsdruck aufgebaut wird.

In diesem Sinne haben neben den zuständigen PolitikerInnen und BeamtInnen, auch die BSE-Forschung und die Medien in ihrer Kontroll- und Aufklärungsfunktion vor der Aufgabe vorbeugenden Produzenten- und Verbraucherschutzes gegenüber dem eigentlich noch vergleichsweise harmlosen Problem BSE versagt. Damit unsere Gesellschaft künftig intelligenter und fehlertoleranter auf ähnlich gelagerte Risiken reagieren kann, müssen daher die strukturellen Ursachen für das über eine Dekade anhaltende Versagen unserer Systeme zur Erkennung und Bekämpfung von Tierseuchen gefunden und beseitigt werden.

Auch gute Argumente brauchen eine starke Lobby.

Selbstverständlich gab es gegen Vorschläge und Pläne für BSE-Schutzmaßnahmen auch Widerstand von denen, welchen damit erhöhte Kosten zu erwachsen drohten. Verständlich ist auch, daß sich die hauptsächlich an ihrem Erfolg bei der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen gemessenen Bundesregierungen stark von entsprechenden Klagen und Beschwerden beeindrucken ließen. Das ist völlig normal und hätte keine negativen Folgen gehabt, wenn solchen Bedenken respektierte Befürworter mit starken Argumenten für die Notwendigkeit kostensteigernder Sicherheitsmaßnahmen gegenüber gestanden hätten. Aber den wenigen Mahnern fehlte das nötige politische Gewicht, um ihre Argumente in die hinter verschlossenen Türen stattfindenden Diskussionen einzubringen. Die Teilnehmer und insbesondere die Organisatoren solcher Diskussionen waren natürlich nicht gerade darauf aus, diese auch für eine größere Zahl unabhängiger Fachleute zu öffnen. So wurden wichtige Argumente in entscheidenden Diskussionen nicht berücksichtigt und stattdessen in die Medien getrieben, wo sie aber nur gemeinsam mit vielen falschen Behauptungen den fatalen Eindruck völliger Uneinigkeit der Fachleute erzeugen konnten.

Benötigt wird daher eine politisch möglichst unabhängige und ausschließlich der Erkennung und Minimierung gesundheitlicher Risiken verpflichtete Institution mit jede Einzelmeinung überragender Glaubwürdigkeit und garantiertem Mitspracherecht bei allen Diskussionen mit möglichen Konsequenzen für die Gesundheit der Bevölkerung. Eine notwendige Vorraussetzung hierfür ist, daß diese Institution allen Fachleuten die Gelegenheit zur Darstellung und Diskussion ihrer Argumente gibt und in ihren Berichten auch die Minderheitenmeinungen darstellt. Dabei muß der Begriff "Fachleute" sehr breit und interdisziplinär begriffen werden, damit auch das sehr wichtige Wissen aus der landwirtschaftlichen und industriellen Praxis und den Geisteswissenschaften erfasst wird. Die bisher übliche Praxis der Bildung möglichst kleiner Expertengremien ist zwar rein bürokratisch betrachtet effizienter, aber sie wird einfach der Komplexität unserer Welt nicht gerecht und musste daher zwangsläufig zu folgenschweren Fehleinschätzungen führen. Die unabdingbare Unabhängigkeit und Offenheit kann diese Institution nur nachweisen, indem sie all ihre Positionen und sogar die gerade von ihr bearbeiteten Themen im Internet bekannt macht. Es ist klar, daß diese auf breite Kooperationsbereitschaft angewiesene Vernetzungstätigkeit nur von einer anerkannten staatlichen Behörde und nicht etwa von privaten Organisationen aus dem Verbraucherschutz geleistet werden kann, weil diese die hierfür erforderliche Kompetenz, Autorität und Finanzkraft nicht aufbringen können. Nichtstaatliche Organisationen sollten nur genau wie einzelne Fachleute ihr Wissen in die zentrale Fachdiskussion einbringen können.

Dieser Meinung war auch das zur Aufklärung der Ursachen des britischen BSE-Desasters eingesetzte BSE-Inquiry und in der Folge überführte man im November 1999 die Kompetenzen für die Sicherheit britischer Nahrungsmittel vom Landwirtschaftsministerium auf die von den Ministerien unabhängige Food Standards Agency (FSA), die im April 2000 die Arbeit aufnahm und über etwa 240 wissenschaftliche und 360 sonstige MitarbeiterInnen sowie rund 1600 InspekteurInnen verfügt. Bereits am 1.7.1998 wurde in Frankreich mit einem Gesetz zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit und zum Monitoring von für den menschlichen Verzehr bestimmten Produkten eine AFSSA genannte, 850 Mitarbeiter starke, neue französische Behörde für Lebensmittelsicherheit geschaffen, die im April 1999 ihre Arbeit aufnahm und formal den drei Ministerien für Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Gesundheit untersteht. Aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz scheint die AFSSA über die nötige Unabhängigkeit und großen Einfluß auf die französische Politik zu verfügen. Auf europäischer Ebene setzte man einen wissenschaftlichen Lenkungsausschuß (SSC) ein, dessen im Internet veröffentlichten Meinungen die EU-Kommission in der Regel mit ihren Entscheidungen folgt.

Im Gegensatz zum SSC und zur AFSSA obliegen der FSA genau wie dem bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit neben Risikobewertung und Risikokommunikation auch Teilaspekte des Risikomanagements (Kontrollen und Gesetzesvorschläge), sodaß Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher vielleicht schneller und weniger verwässert durch andere politische Ziele erfolgen. Entscheidend ist aber wie bei der AFSSA und dem SSC eine Autorität, die auf fachlicher Kompetenz und einer gesetzlich garantierten, sowie durch unzensierte Veröffentlichungen nachgewiesenen Unabhängigkeit gegenüber politischen Beeinflussungen wissenschaftlicher Bewertungen beruht. Die Veröffentlichung der wissenschaftlichen Empfehlungen an die Politik ist aber auch deshalb sehr wichtig, weil die Möglichkeit zum Vergleich zwischen den Empfehlungen und den politischen Entscheidungen einen enormen Rechtfertigungsdruck auf die verantwortlichen PolitikerInnen legt. Und tatsächlich wich die britische Regierung noch nie von den Empfehlungen der FSA ab. Die veröffentlichten wissenschaftlichen Stellungnahmen dokumentieren auch die Verantwortung von Experten für Fehlinterpretationen, aus denen eventuell mangelhafte Regelungen erwuchsen. Aus letzterem wird allerdings deutlich, daß auch das Organ des Risikomanagements eine Risikokommunikation in dem Sinne betreiben sollte, daß die ihren Entscheidngen zugrunde liegenden Abwägungen transparent werden. Es muß die ihm bekannten Fakten und die Gründe für seine mehr oder weniger vollständige Umsetzung der Expertisen darstellen und selber auch erkennbar offen für aktuelle Warnhinweise von außen sein.

Sind diese entscheidenden Vorraussetzungen für einen institutionellen Anwalt des gesundheitlichen Verbraucherschutzes gewährleistet, dann ist es nicht mehr so wichtig, ob diese Institution formal dem Gesundheitsministerium, oder dem ehemaligen Landwirtschaftsministerium zugeordnet wird. Nachrangig ist dann auch die Frage, ob die rein wissenschaftliche Risikoanalyse und die bereits von gesellschaftlichen und politischen Vorgaben mitbestimmte und insbesondere den Umgang mit dem Nichtwissen einschließende Risikobewertung strikt vom Risikomanagement getrennt werden, oder in einer einzigen Behörde mit diesem zusammengefaßt werden. Wichtig ist dann nur, daß die Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen, Behörden und externen Fachleuten reibungslos funktioniert. Bisher funktionierte die Kommunikation weder innerhalb des BMVEL (Chloramphenicol-Skandal), noch zwischen dem BMVEL und seinen nachgeordneten Instituten (Nitrofen-Skandal) und schon gar nicht zwischen den Ministerien und ihren nachgeordneten Instituten einerseits und dem externen Sachverstand andererseits (BSE-Skandal). Die eigentliche Ursache waren nicht die individuellen Fehler einzelner Sachbearbeiter, sondern ein generelles Klima der Geheimniskrämerei und des Desinteresses an den Informationsbedürfnissen Anderer.

Vorgeschobener oder überbewerteter Datenschutz rangiert bis heute im BMVEL und besonders militant in einigen Länderministerien vor dem Verbraucherschutz und den verfassungsmäßigen Rechten der Wissenschaft. Noch wichtiger als neue Organisationsstrukturen wäre daher eine generelle Bereitschaft und Verpflichtung der wie auch immer organisierten Behörden, wenigstens mit allen internen und externen Fachleuten wesentlich offener als heute Informationen auszutauschen und zu diskutieren. Ebenso wichtig ist, daß künftig auch in Deutschland die Bürgerinnen und Bürger endlich nicht mehr wie unmündige und ständig zur Panik neigende Schutzbefohlene, sondern wie intelligente Erwachsene mit einem Recht auf umfassende Informationen über das aktuelle Behördenwissen behandelt werden. Dies ist die Philosophie der FSA, in diese Richtung scheint sich das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zu entwickeln und auch das BgVV bewegte sich in den letzten Monaten vor seiner Auflösung zumindest hinsichtlich der BSE-Risikobewertung sehr positiv in diese Richtung. Die FSA geht sogar noch darüber hinaus, indem sie zumindest im Prinzip Vertreter von Interessengruppen zu öffentlichem Meinungsaustausch einlädt, seine eigenen Sitzungen öffentlich abhält und die Entwürfe ihrer Gutachten und Empfehlungen im Internet zur Diskussion stellt. Diese wichtigen Elemente der Öffnung und Transparenz fehlen bisher in Deutschland nahezu vollständig, aber auch bei der FSA war die Aufnahme von außen an sie heran getragener Anregungen in der Praxis noch nicht überzeugend.

Von Eigenkontrollen ohne Meldepflicht darf man bestenfalls stille Rückrufaktionen erwarten, aber die können wie im Nitrofen-Skandal die Problemlösung gefährlich verzögern. Deshalb ist auf jeder Stufe auf mögliche Interessenkonflikte und die Einrichtung wirklich geeigneter Kontrollen und Meldesysteme zu achten.

Zumindest hinsichtlich der Notwendigkeit einer unabhängigen Risikobewertung scheinen sich inzwischen CDU/CSU, FDP, PDS, SPD und die Grünen einig zu sein. Aber die genaue Realisierung wird vom Ausgang der Bundestagswahl im September 2002 abhängen. Die rot/grüne Regierungskoalition will ein zunächst in Bonn ansässiges, nur für das Risikomanagement zuständiges und weisungsgebundenes Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), sowie ein relativ unabhängiges Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), welches seine Bewertungen unzensiert veröffentlichen, aber nicht selber in Maßnahmen umsetzen dürfte. Mit dieser Zweiteilung ist eine Zerschlagung des BgVV verbunden. Dessen Fachleute sollen künftig in den neuen Einrichtungen nur noch entweder rein forschend, oder ausschließlich administrativ tätig sein. Dabei wurde bisher zumindest bei einigen von ihnen die Forschung durch den mit Kontrolltätigkeiten verbundenen Blick in die Praxis gefördert. Die PDS ist prinzipiell mit dieser Trennung von Risikobewertung und Risikomanagement einverstanden, obwohl sie in bestimmten Bereichen auch damit verbundene Probleme sieht. Ein Entwurf der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hingegen sieht ein unabhängiges Bundesamt nach dem Vorbild des Umweltbundesamtes vor, in dem wie beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Risikobewertung und das Risikomanagement vereinigt sein sollen. Beiden Plänen gemeinsam ist das Problem, daß man einige Mitarbeiter aus ihren sozialen Bezügen und Arbeitsbeziehungen herausreißt, um sie nach neuen Prinzipien zu sortieren. In einer Zeit, in der Menschen Dank moderner Kommunikationstechnik standortunabhängig in verschiedene themenspezifische Arbeitsnetzwerke eingebunden sein könnten, werden dadurch Fachleute ohne erkennbaren Nutzen demotiviert und funktionierende Arbeitsgruppen beeinträchtigt. Die FDP ist verständlicherweise sehr skeptisch gegenüber solchen Umstrukturierungen und Neugründungen von Behörden. Stattdessen will man mit den eigentlich jedem Lebensmittelskandal zugrunde liegenden Kommunikationsproblemen und falschen Mentalitäten die eigentlichen Ursachen bekämpfen. Es fragt sich nur, wie man das erreichen kann, wenn beispielsweise die dem BMVEL nachgelagerte Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach im Falle eines zufälligen Giftfundes die wirtschaftlichen Interessen eines privaten Kunden über die Gesundheit der Konsumenten stellt und nicht einmal eine eigene Untersuchung einleitet.

Da Verbraucherschutz nicht nur in Deutschland ein wichtiges Thema geworden ist, sollten die in Deutschland entwickelten Strukturen zur Risikobewertung und des Risikomanagements wenigstens so kompatibel zu denen der EU sein, daß ein reibungsloser Informationsaustausch gewährleistet ist. Nach meiner Einschätzung ist aber die Struktur der gerade im Aufbau befindlichen europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit(EFSA) derart gelungen, daß man mit einer genauen Übernahme dieser Struktur kaum Fehler machen könnte. Dies würde gleichzeitig eine problemlose Integration vergleichbarer Institutionen auf der Ebene der Bundesländer garantieren.

Die politisch-administrative Vertretung des Verbraucherschutzes muß vor allem glaubwürdig sein.

Politisch zugeordnete Zuständigkeit allein reicht für eine erfolgreiche Vertretung von Verbraucherschutzinteressen nicht aus. Hinzu kommen muß eine in erster Linie auf Sachkompetenz und politischer Unabhängigkeit beruhende Glaubwürdigkeit. Deshalb wird die für die Risikobewertung zuständige wissenschaftliche Einrichtung ihre Berichte und Entscheidungen nicht nur an ein übergeordnetes Ministerium übermitteln, sondern auch die Öffentlichkeit direkt informieren müssen. Es muß einfach für alle Beteiligten klar sein, daß diese Einrichtung zuerst der Sicherheit der Bevölkerung und erst danach dem Ministerium oder gar dem produzierenden Gewerbe verpflichtet ist.

Noch wichtiger für die erfolgreiche Durchsetzung von Maßnahmen für den Verbraucherschutz ist eine überzeugende fachliche Kompetenz. Selbst wenn BSE das einzige zu bearbeitende Problem wäre, könnte weder ein BVL, noch ein BfR, noch ein beide vereinigendes Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit eigenen Mitteln das erforderliche Fachwissen erarbeiten. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit und den Erfolg dieser neuen Einrichtungen wird es daher sein, auf welche Weise man extern vorhandene Kompetenz in den Prozeß der Risikobewertung mit einbezieht und die Ergebnisse eigener Arbeit extern kontrollieren läßt. Außerdem muß eine für Risikobewertung zuständige Behörde endlich eine Hotline für besorgte WissenschaftlerInnen einrichten, damit diese künftig offene und zuständige Ohren und Hirne finden, wenn ihre neuesten Forschungsergebnisse auf noch unbekannte Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung hinweisen. Einer alten Empfehlung von mir folgend, richtet das BgVV gerade eine Verteilerliste mit email-Adressen externer Fachleute ein, welche genau diese Funktion sehr elegant erfüllen kann. Man kann nur hoffen, daß diese sehr wichtige Einrichtung auch von der künftigen Einrichtung zur Risikobewertung übernommen wird.

Auch die mangelhafte Organisation der TSE-Forschung war mitverantwortlich für die allgemeine Ignoranz gegenüber erkennbaren BSE-Risiken.

Ein Hauptproblem bestand in einem unsachgemäßen Gebrauch der Wissenschaft.

PolitikerInnen, Ministerien und auch andere Entscheidungen treffende Behörden sind immer dann fachlich überfordert, wenn die Risikobewertung hochkomplexer, arbeitsteiliger Produktionsprozesse, interdisziplinäre wissenschaftliche Kompetenz erfordert. Man ist sich dieses Problems auch bewußt und bittet in solchen Fällen eine überschaubare Anzahl von WissenschaftlerInnen um Stellungnahmen oder befragt sie im Rahmen von Anhörungen. Allerdings können die fachlich überforderten FragestellerInnen auch nicht wissen, wen alles man fragen müßte, um das ganze Spektrum der Fakten, Argumente und Standpunkte zu erfahren. Gelegentlich sind unbequeme Meinungen auch nicht erwünscht und man lädt deshalb nur genehme ExpertInnen zu Stellungnahmen ein. Normalerweise werden aber einfach und naiv fast nur die Chefs eventuell geeigneter Bundesforschungseinrichtungen gebeten, das Spezialwissen ihrer MitarbeiterInnen zu vertreten. Dabei müßte eigentlich Jedem klar sein, daß SpezialistInnen nicht von ihren Vorgesetzten vertreten werden können. Das große Problem dabei ist, daß die FragestellerInnen nicht selbst erkennen können, ob die Antworten der befragten InstitutsleiterInnen korrekt und vollständig sind. Widersprechen sich die Fachleute gegenseitig, dann können die Laien nicht entscheiden, wer Recht hat.

So hat man eigentlich wenig von Expertenbefragungen, selbst wenn sie seriös gemeint sind und nicht nur manipulativ zur Unterstützung bestimmter Interessen benutzt werden. Was man statt dessen zur Absicherung politischer Entscheidungen bräuchte, wäre Lehrbuchwissen, also idealerweise eine widerspruchsfreie Verknüpfung und Interpretation aller bekannten Fakten. Gerade bei neuen Krankheiten ist derart gesichertes Wissen natürlich kaum verfügbar, aber es dürfte zumindest von Politik und Behörden nichts als vermeintlicher Stand der Wissenschaft zur Grundlage von Entscheidungen genommen werden, was nicht von allen Fachleuten als gesichertes Wissen akzeptiert wird. Diese Sicherheit läßt sich logischerweise nur gewinnen, indem man alle verfügbaren ExpertInnen befragt. Dabei muß der Stand der Wissenschaft nicht unbedingt in einer Gesamtkonferenz aller Fachleute erarbeitet werden, aber zumindest müßten von kleineren Gruppen erarbeitete Stellungnahmen öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Genau so praktizieren es inzwischen beispielsweise der wissenschaftliche Lenkungsausschuß der EU, die Food Standards Agency, das Ministerium für Umwelt, Ernährung und Landwirtschaft und das Gesundheitsministerium in Großbritannien, sowie die US-amerikanischen Food and Drug Administration. In Deutschland ist man ärgerlicherweise immer noch nicht soweit.

Die TSE-ForscherInnen organisierten sich nicht gegen ihre Vereinnahmung.

In einigen anderen medizinischen Fachgebieten haben sich Fachgesellschaften gebildet, die gemeinsam den Stand ihrer Forschung erarbeiten und als Leitlinien im Internet darstellen. Dieser Aufwand verschafft den organisierten SpezialistInnen fachliche Autorität und politische Unabhängigkeit. Weniger spezialisierten oder in anderen Fachgebieten arbeitenden KollegInnen, aber auch interessierten Laien liefern solche Leitlinien relativ verläßliche Informationen.

Die deutsche TSE-Forschung organisiert sich zwar seit dem Jahr 2001 in einer nationalen TSE-Forschungsplattform und internationalen Forschungsallianzen, aber dies dient nur der Koordination der experimentellen Forschung. Konsenskonferenzen zur Verabschiedung gemeinsamer Standpunkte und zur objektiven Dartellung noch ungeklärter Fragen sind nicht geplant. Bisher wurde noch nicht einmal eine kooperative Literaturarbeit organisiert, obwohl ganz offensichtlich keine Arbeitsgruppe allein die Flut neuer TSE-Fachartikel bewältigen kann. Es sind einfach immer noch viel zu wenige Fachleute bereit oder auch nur daran interesiert, aus den bekannten Daten und Beobachtungen gemeinsam einen allgemein akzeptierten Stand des Wissens zu erarbeiten. Dies ist allerdings verständlich, solange es keine Fördermittel für diese aus gesellschaftlicher Sicht dringend erforderliche Arbeit gibt. An eine öffentliche Internet-Darstellung international und damit unabhängig von politischen Interessen im Konsens erreichter Standpunkte, ist deshalb in der TSE-Forschung gar nicht zu denken. Statt dessen bekämpfen sich in der TSE-Forschung seit langem regelrechte Denkschulen, die vor Gefahren warnen oder sie verharmlosen und für verschiedene Erreger-Hypothesen unversöhnlich und streng öffentlich streiten. Zu allem Überfluß gaben auch noch häufig Wissenschaftler irreführende Interviews über Fragen außerhalb ihrer Fachgebiete. Dieses unkoordinierte Durcheinander unmaßgeblicher und sehr oft widersprüchlicher Einzelmeinungen vermittelt der ratsuchenden Öffentlichkeit den fatalen Eindruck eines chaotischen Haufens zerstrittener EigenbrödlerInnen, welche nach Jahrzehnten intensiver Forschung nichts als offene Fragen vorzuweisen haben. Es ist deshalb wirklich kein Wunder, daß die TSE-Forschung im besten Falle wenig hilfreich für die Politik war. Im schlimmsten Fall ließen sich politisch naive WissenschaftlerInnen sogar instrumentalisieren.

Ein weiteres Hauptproblem ist eine totale Vernachlässigung der theoretischen TSE-Forschung.

In Deutschland werden öffentliche Fördermittel für die TSE-Forschung fast ausschließlich für experimentelle Projekte verwendet. Eine Förderung von Literaturarbeit ist in den Richtlinien der deutschen Forschungsgemeinschaft nicht vorgesehen und infolge dessen kann es in deutschen Universitäten keine theoretische TSE-Forschung geben.

Dieses Mißverhältnis ist nicht gut für die Forschung und sehr nachteilig für die interessierte Öffentlichkeit und insbesondere für die Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung und Industrie. Die experimentelle TSE-Forschung besteht nämlich aus unzähligen Projekten, die jeweils nur einzelne Bausteine zum Verständnis bestimmter Fragestellungen liefern. Die in Fachzeitschriften publizierten experimentellen Daten und Beobachtungen sind zudem nur für Fachleute vor dem Hintergrund vieler zuvor gelesener Artikel verständlich. Die einzelnen Artikel vermitteln auch kaum Wissen, sondern in erster Linie Informationen. Daher sind die Ergebnisse der experimentellen TSE-Forschung für Außenstehende kaum nutzbar.

Echtes Wissen und Antworten auf die gesundheitspolitisch wichtigen Fragen erhält man aus der experimentellen TSE-Forschung nur, wenn Fachleute die Daten vieler Publikationen verknüpfen und allgemeinverständlich zusammenfassen. Wer diese dringend erforderliche und äußerst anspruchsvolle Arbeit nicht finanziert, darf sich über einen Mangel an Wissen und Verständnis nicht beklagen.

Problematisch waren auch mangelhafte Kommunikationsstrukturen innerhalb der TSE-Forschung.

Wissenschaftliche Kommunikation erfolgt üblicherweise über wissenschaftliche Artikel, Konferenzen, Expertenbefragungen, Interviews, oder privaten Austausch per Treffen, Telephon, Brief oder email. Fachjournale und Bücher sind die einzigen klassischen Medien, über die WissenschaftlerInnen ihre Entdeckungen, Schlußfolgerungen und Vorschläge an alle KollegInnen übermitteln können. Dies funktioniert aber schon lange nicht mehr wirklich, weil die relevanten Veröffentlichungen verstreut in Tausenden von Fachzeitschriften erscheinen und selbst biomedizinische Datenbanken wie BIOSIS oder Medline längst nicht alle Publikationen erfassen. Deshalb ist es heute praktisch unmöglich, alle veröffentlichten Beiträge zur TSE-Forschung zu finden. Will man interessant erscheinende Artikel beschaffen, dann wird es sehr zeitaufwendig und teuer. Selbst mit den modernen Dokumentbeschaffungssystemen zahlt man 5 DM pro Artikel und wartet rund 2 Tage darauf. Allein die Beschaffung der über 10.000 Artikel zur TSE-Forschung würde also 50.000 DM und noch wesentlich höhere Personalkosten allein für die Anfragen kosten.

Noch wesentlich nachteiliger als die Rechercheprobleme und die Beschaffungskosten sind jedoch die Zeitverluste, die der peer review Prozeß und die Warteschlangen renomierter Fachzeitschriften verursachen. Hat eine Arbeitsgruppe ihre Forschungsergebnisse in einem Artikel zusammengefaßt und zur Veröffentlichung an ein Journal geschickt, dann wird dieser zur Begutachtung in der Regel an zwei Koryphäen des selben Fachgebietes gesandt. Diese benötigen für die kritische Durchsicht meist mehrere Monate und nutzen ihre Rolle nicht selten aus, um ihren Informationsvorsprung für die eigene Arbeitsgruppe nutzbar zu machen. Gelegentlich werden Publikationen konkurrierender Gruppen sogar absichtlich verzögert und innovative Arbeiten haben es im peer review Prozeß naturgemäß besonders schwer. Gerne fordert man zur Verbesserung der vorgelegten Artikel zusätzliche Experimente, deren Durchführung wiederum etliche Monate kostet. Da im Prinzip jede neue Forschungsarbeit auf der Gesamtheit aller voran gegangenen Ergebnisse aufbaut, bremst dieses zur Qualitätskontrolle eingeführte System den Forschungsfortschritt und kann insbesondere im Falle tödlicher Krankheiten zu einem ernsten Problem werden.

Erfahrene WissenschaftlerInnen können auf die Vorprüfung von Artikeln durch höchstens ebenso erfahrene KollegInnen gut verzichten. Damit die übliche Qualitätskontrolle durch peer reviewing die FachkollegInnen nicht unnötig lange an der Nutzung vorhandener Daten hindert, werden neue Erkenntnisse in Biologie und Medizin häufig lange vor der Publikation auf Kongressen vorgestellt. Allerdings eignen sich Vorträge kaum zur Übermittlung umfangreicher Daten und bleiben meist eher oberflächlich. Aus Zeitmangel ist normalerweise nicht einmal eine vollständige Einordnung neuer Daten in den Zusammenhang älterer Arbeiten machbar. Solche Veranstaltungen sind außerdem teuer und für weit entfernt lebende TeilnehmerInnen kommen noch hohe Reise- und Unterbringungskosten hinzu. Deshalb kann an traditionellen Konferenzen immer nur ein kleiner Teil der Menschen teilnehmen, die eine Forschungsrichtung repräsentieren. Üblicherweise nehmen fast nur die ArbeitsgruppenleiterInnen teil und daher wird bei solchen Gelegenheiten viel über allgemeine Ideen und relativ wenig über technische Details gesprochen. Die praktische Laborarbeit der zu hause gebliebenen jüngeren WissenschaftlerInnen profitiert also wenig von konventionellen Konferenzen, selbst wenn sich die KonferenzorganisatorInnen und ArbeitsgruppenleiterInnen um umfassende Berichterstattung bemühen.

Ein weiteres Problem wissenschaftlicher Konferenzen ist die Tendenz, KollegInnen mit Außenseiterpositionen eher nicht einzuladen. So fördert man das Arbeitsklima, verkürzt die Diskussionen und vermeidet, daß etwa JournalistInnen möglicherweise irreführende oder gar Panik erzeugende Einzelmeinungen nach außen transportieren. Soll eine Konferenz Beschlüsse fassen oder Thesen erarbeiten, so erleichtert man die Konsensbildung gerne zusätzlich durch eine möglichst kleine Teilnehmerzahl. Auch Interdisziplinarität erschwert natürlich die Kommunikation und deshalb bleibt man lieber unter sich. So werden Tagungen zwar harmonisch, aber nicht fruchtbar und schon gar nicht innovativ.

Unbefriedigend funktioniert deshalb auch die Kommunikation zwischen den hauptsächlich aus Veterinärmedizin, Virologie, Neuropathologie und Molekularbiologie stammenden TSE-ForscherInnen und den für die Risikoforschung hinzu zu ziehenden ExpertInnen für Tierhaltung, Schlachtung, Schlachtabfallverwertung, sowie Herstellung von Nahrungsmitteln, Tierfutter, Arzneimitteln, Kosmetika und Chemikalien in praktischer und juristischer Hinsicht. In der Vergangenheit waren es daher eher zufällige Ausnamefälle, wenn nur durch interdisziplinären Informationsaustausch erkennbare BSE-Risiken aufgedeckt wurden.

Lösungsvorschläge für die dargestellten strukturellen Mängel der TSE-Forschung.

Zwar lassen sich für die beschriebenen Mißstände zahlreiche Erklärungen finden, doch kostet jede Verlängerung des Wartens auf Diagnoseverfahren, Therapien und das Wissen über mögliche Übertragungsmechanismen die Leben von Menschen und vielen Tieren, sowie zahlreiche Existenzen in Landwirtschaft und Industrie. Deshalb sind die bestehenden Mängel wissenschaftlicher Kommunikation politisch nicht hinnehmbar.

Freier und effektiver Zugang zu Forschungsergebnissen für alle!

Wer wissenschaftliche Publikationen liest, wird ständig auf andere Artikel verwiesen, ohne deren Kenntnis die gerade gelesenen Publikationen nicht verständlich oder zumindest nicht vollständig nachvollziehbar sind. Es ist aber nicht praktikabel, vor oder gar während des Studiums einer wissenschaftlichen Arbeit sämtliche in dieser zitierten Artikel per Fernleihe aus verschiedenen Bibliotheken zu besorgen. Deshalb ist es nicht akzeptabel, daß heute nur Hochschulangehörige Zugang zu den elektronischen Archiven der Fachzeitschriften erhalten, während die SteuerzahlerInnen auf die höchst unvollständigen, konventionellen Zeitschriftenarchive der Unibibliotheken verwiesen werden. Die Ergebnisse öffentlich geförderter TSE-Forschung sollten deshalb allen BürgerInnen in elektronischer Form zugänglich gemacht werden. Würden die Lizenzverträge mit den allzu mächtigen Verlagen künftig zentral für die gesamte Bundesrepublik ausgehandelt, dann würde der Wechsel von einzelnen Campuslizenzen zu allgemeinen Deutschlandlizenzen sicher auch nicht teurer.

Preprint Publishing könnte auch die TSE-Forschung enorm beschleunigen.

Die durch die indirekte wissenschaftliche Kommunikation über Fachjournale verursachten enormen Zeitverluste sind schon deshalb nicht verantwortbar, weil sie sich leicht und ohne nennenswerte Kosten durch ein in der Physik bereits seit einem Jahrzehnt gut funktionierendes System vermeiden ließen. Im Grunde benötigt man für das preprint publishing (elektronisches Publizieren von Manuskripten vor deren Erscheinen in einer Fachzeitschrift) nichts weiter, als Internetspeicherplatz und ein System zur Speicherung auf allen Rechnersystemen lesbarer Dokumente durch die AutorInnen selbst. Ein Gutachtersystem braucht dieser zusätzliche Publikationsweg nicht. Die arbeitsintensive und zeitraubende Qualitätskontrolle könnte Aufgabe und Existenzberechtigung der Fachzeitschriften bleiben, während das preprint publishing schon vorab allen KollegInnen und KonkurrentInnen das Arbeiten mit den Daten erlaubt. Wenn sich die kommerziellen Verlage nicht kooperativ zeigen, dann läßt sich allerdings mit vertretbarem Aufwand auch ein dem konventionellen sogar überlegenes, mehrstufiges Begutachtungssystem in ein von der Forschung selbst organisiertes, freies Internetpublikationssytem für öffentlich finanzierte Forschungsarbeiten organisieren.

Auf den ersten Blick scheint dieses für die Allgemeinheit so nützliche System nur mit altruistischen WissenschaftlerInnen zu funktionieren. Man könnte meinen, daß besonders clevere Arbeitsgruppen das System durch eifriges Lesen ausnutzen könnten, ohne selbst auch ihre Artikel schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen. Derart übertriebener Egoismus wäre aber mit dem unkalkulierbaren Risiko verbunden, daß KonkurrentInnen ihre vergleichbaren Resultate nachweisbar als erste veröffentlichen könnten. Zusätzlicher Schutz gegen Mißbrauch ließe sich leicht durch Paßwörter einrichten, die Gruppen wieder entzogen würden, von denen Artikel ohne vorherige Übergabe an den preprint server in Fachzeitschriften erscheinen. So wie die US-Regierung den zentralen preprint server für die Physik zur Verfügung stellte, so könnte die Bundesregierung mit einem entsprechenden System für biomedizinische Arbeiten - oder zumindest für die TSE-Forschung - leicht den Wissenschaftsstandort Deutschland aufwerten. Leider stießen meine diesbezüglichen Anregungen im Bundesforschungsministerium in den letzten Jahren immer wieder auf Ablehnung. In den USA gibt es zwar inzwischen einen Versuch der nationalen medizinischen Bibliothek in diese Richtung, aber man machte dort den Fehler, ein preprint System mit einer vorgeschaltenen Begutachtung kombinieren zu wollen. Das macht aber keinen Sinn und verurteilt wahrscheinlich diesen Versuch zum Scheitern.

An elektronischen Konferenzen könnten alle interessierten Fachleute teilnehmen.

Als eine äußerst preiswerte Ergänzung zu gewöhnlichen Fachkonferenzen könnte man eine sogenannte mailing list einrichten, wie sie heute schon zu Tausenden und sogar von Privatleuten ohne besonderes technisches Verständnis betrieben werden. Dabei handelt es sich um eine Liste von email-Adressen und ein Internet-Postfach, welches außerdem durch Internet-Speicherplatz zur Einrichtung eines Archives ergänzt werden kann. Alle mit ihren email-Adressen in der Liste eingetragenen Teilnehmenden können Fragen, Anregungen oder Antworten an das zentrale Postfach schicken. Von dort aus werden diese Beiträge automatisch oder nach einer Kontrolle durch ModeratorInnen an alle in der Liste verzeichneten email-Adressen und gegebenenfalls an das Archiv weitergeleitet.

So finden alle Teilnehmenden Gehör, können aber auch für sie uninteressante Beiträge rasch überfliegen oder überspringen. Fragen müssen nicht direkt an bestimmte Personen gerichtet, sondern können einfach in den virtuellen Raum gestellt werden. So erhält man oft wertvolle Antworten aus unerwarteten Richtungen und fehlerhafte Antworten werden meistens sogleich von anderen Teilnehmenden korrigiert. Auf die schriftlich vorliegenden Beiträge läßt es sich viel leichter als bei mündlichen Debatten präzise antworten und man kann seine Aussagen sogar mit in aller Ruhe recherchierten Quellenangaben und Sprungverweisen belegen. Nebenbei wirkt das verglichen mit Gesprächen etwas mühsamere schriftliche Kommunizieren ausufernder Geschwätzigkeit entgegen. Außerdem gibt es natürlich bei solchen räumlich und zeitlich asynchronen Diskussionsforen keinerlei Probleme mit kollidierenden Terminplänen und weiten Reisen.

Das einzige potentielle Problem solcher virtueller Konferenzen besteht darin, daß sich die Teilnehmenden in fruchtlosen Debatten verlieren oder durch allzu umfangreiche Diskussionen von anderen Arbeiten abgehalten werden könnten. Daher sollte von der Bundesregierung vielleicht erst einmal als Pilotprojekt eine nur deutschsprachige Plattform für die Kommunikation zwischen allen ExpertInnen eingerichtet werden, die spezielles Fachwissen in die Diskussion um mögliche Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit BSE, CJK und der Traberkrankheit einzubringen haben. Außerdem sollte diese permanente Internet-Konferenz ausdrücklich dem Ziel dienen, Konsens über die korrekte Interpretation vorhandener Daten zu erreichen. Als von allen Fachleuten als Stand der Wissenschaft akzeptierte Darstellungen sollten dann allen Interessierten ebenfalls im Internet zugänglich gemacht werden. Natürlich könnte man in einer derartigen Einrichtung auch Fragen aus Politik und Behörden an die virtuelle Fachkonferenz zulassen und damit auch die direkte und offene Diskussion zwischen Politik und Wissenschaft enorm verbessern.

Elektronische Konsenskonferenzen könnten den Stand der Forschung glaubwürdig erarbeiten.

Käme erst einmal eine niveauvolle Diskussion zwischen einem Teil der deutschsprachigen Fachleute zustande, dann würde bald kaum noch jemand außen vor bleiben wollen. Eine mailing list mit einem Großteil der deutschsprachigen ExpertInnen wäre ein kompetenteres Beratungsgremium als das britische Spongiform Encephalopathy Advisory Committee SEAC oder die französische Agence française de sécurité sanitaire des aliments AFSSA. Als virtuelle Konsenskonferenz ausgelegt, könnte eine derartige Gesellschaft deutschsprachiger Fachleute aufgrund der viel größeren Teilnehmerzahl und vor allem wegen der wesentlich breiteren interdisziplinären Abdeckung sogar deutlich kompetentere Stellungnahmen produzieren, als der wissenschaftliche Lenkungsausschuß der EU.

Solchermaßen zusammengeschlossene Fachleute wären außerdem offensichtlich unabhängig von politischem Druck und würden Meinungsunterschiede erst einmal unter sich ausdiskutieren, anstatt die Öffentlichkeit mit jeder unausgegorenen Torheit zu verunsichern. Wissenschaftlich nicht zu klärende Meinungsunterschiede würden dann eben als offene Fragen deklariert und keine der ungeklärten Positionen dürfte als wissenschaftliche Grundlage politischer Entscheidungen dienen. Dies käme sehr der Glaubwürdigkeit der TSE-Wissenschaft zugute und befreite die Politik von dem Verdacht, sich lediglich gefällige Einzelmeinungen heraus zu picken und Gefälligkeitsgutachten zu erhalten. Anhand des Archivs könnten KritikerInnen jederzeit nachvollziehen, wie ein Konsens zustande kam.

Ein virtuelles Institut für theoretische TSE-Forschung wäre ideal.

Die theoretische TSE-Forschung muß sehr viele publizierte Beobachtungen und experimentell gewonnene Daten vergleichen und verknüpfen. Dies ist nur möglich, wenn man die Publikationen der experimentellen TSE-Forschung aufgrund einer entsprechenden experimentellen Ausbildung versteht und bereits eine große Anzahl vergleichbarer Publikationen gelesen hat. Über diese Qualifikation verfügen DiplomandInnen und DoktorandInnen noch nicht. Daher können sich nur die erfahrensten experimentellen TSE-ForscherInnen an der theoretischen TSE-Forschung beteiligen. Außerdem erfordert die theoretische TSE-Forschung umfangreiches interdisziplinäres Hintergrundwissen aus den Bereichen Humanmedizin, Tiermedizin, Molekularbiologie und Mathematik. BSE-Risikoforschung erfordert zusätzlich eine genaue Kenntnis etlicher Gesetze und EU-Entscheidungen, vieler Kontrollvorschriften und zahlloser industrieller und landwirtschaftlicher Produktionsprozesse.

Daraus wird deutlich, daß man hierfür eine größere Anzahl höchst qualifizierter Fachleute unterschiedlicher Disziplinen benötigt, welcher ungeachtet erheblicher Kommunikationsprobleme zusammenarbeiten müssen. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß man ein solches Kollektiv an einem Ort in einem konventionellen Institut vereinigen könnte. Geeignete KandidatInnen würden ihre meist leitenden Tätigkeiten nicht aufgeben wollen und gerade diesen Tätigkeiten verdanken sie ja auch ihr Wissen. Deshalb sollte man versuchen, die fähigsten ExpertInnen mit TSE-relevantem Wissen mittels moderner Kommunikationsmittel wohnortunabhängig zu einem interdisziplinären Netzwerk zu vereinigen.

Theoretische TSE-Forschung ist nicht nur äußerst anspruchsvoll, sondern auch sehr mühsam und arbeitsintensiv. Man kann nicht erwarten, daß sich Spitzenkräfte der TSE-Forschung in ihrer Freizeit kostenlos an dieser Arbeit beteiligen. Also wird eine Gesellschaft die Notwendigkeit theoretischer TSE-Forschung anerkennen und angemessene Honorare zahlen müssen, wenn sie künftig einen angemessenen Nutzen aus der inzwischen großzügig geförderten experimentellen TSE-Forschung ziehen will. Die ideale Organisationsstruktur für diese Aufgabe wäre ein von einem Bundesministerium finanziertes virtuelles Institut, dessen MitarbeiterInnen weltweit an jedem beliebigen Ort wohnen und arbeiten könnten.

Ein TSE-Hypertext-Projekt könnte ein Anfang sein.

Ein virtuelles Institut für theoretische TSE-Forschung wäre eine intelligente und ideal sachgerechte Lösung für das Problem der Nutzbarmachung der Ergebnisse experimenteller TSE-Forschung, aber es wäre eine neuartige Lösung. Es würde ein Umdenken und Einsicht bei einflußreichen Persönlichkeiten erfordern und daher ist seine baldige Realisierung in Deutschland eher unwahrscheinlich. Als Experimentierfeld für das größere Ziel wurde daher Mitte 2001 ein TSE-Hypertext-Projekt für kooperative theoretische TSE-Forschung von einer erfahrenen Veterinärmedizinerin und mir begonnen. Auf rein ehrenamtlicher Basis und mit entsprechend geringer personeller Unterstützung bietet es die Möglichkeit, sich mit seiner eigenen Arbeit über links auf die von KollegInnen im Internet zur Verfügung gestellten Arbeiten zu stützen. Die TeilnehmerInnen überlassen die Ergebnisse ihrer Literaturarbeit nicht mehr allein ihrem Gedächtnis, sondern stellen Zusammenfassungen und Analysen publizierter Arbeiten im Internet auch Anderen zur Verfügung. Dabei wird auf Allgemeinverständlichkeit geachtet, damit auch Mitwirkende anderer Fachrichtungen diese Aufbereitungen verstehen. So können die Mitwirkenden auch Erkenntnisse außerhalb ihrer eigenen Fachgebiete für ihre theoretische Forschung nutzen und müssen selbst weniger lesen. Die Ergebnisse der auf eigener und fremder Literaturarbeit aufbauenden Arbeit werden ebenfalls im Internet zur Verfügung gestellt und können auch wieder allen TeilnehmerInnen als Grundlagen weiterer Arbeit dienen.

Vorteile gegenüber konventionellem Publizieren und Zitieren sind folgende:

Literaturliste

SA1 . Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (2.7.1998) - Mögliche Kontamination der Lunge von Rindern mit Hirngewebe - Eine Literaturanalyse - http://www.bgvv.de/sixcms_upload/media/70/02_07_1998.pdf

H1 . Heynkes,R. (22.5.1997) - Sicherheitslücken bezüglich BSE, Scrapie und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in Deutschland - http://www.heynkes.de/luecken.htm

H2 . Heynkes,R. (10.2.2000) - Die Entwicklung der Maßnahmen gegen eine Ausbreitung von Scrapie und BSE über Nahrungsketten - http://www.heynkes.de/vfverbot.htm

H3 . Heynkes,R. (18.3.2000) - Beim Schlachten BSE-infizierter Rinder kann hochinfektiöses Hirngewebe in Muskeln und Organe gelangen - http://www.heynkes.de/emboli.htm

H4 . Heynkes,R. (9.8.2000) - Der Deutsche Bauernverband versteht es nicht - http://www.heynkes.de/dbverwid.htm

H5 . Heynkes,R. (8.9.2000) - Ist deutsches Tiermehl wirklich BSE-sicher? - http://www.heynkes.de/dampf.htm

H6 . Heynkes,R. (12.9.2000) - Bedingungen für die Verwertung der Überreste gestorbener oder geschlachteter Säugetiere gemäß der EU-Ministerratsentscheidung 99/534/EG - http://www.heynkes.de/99-534eg.htm

KL . Köster-Lösche,K. (seit 18.7.1996) - Schreiben an Behörden im Zusammenhang mit BSE - http://home.t-online.de/home/koeloe/denbehoerden.htm

TSE-Hypertext-Projekt
meine Startseite (ohne frames)
Liste meiner Artikelzusammenfassungen
zu meinen eigenen Texten
Autoren-Index

Kommentare und Kritik von Fachleuten sind jederzeit willkommen.

Copyright Roland Heynkes