Roland Heynkes, 18.11.2020
Radiation ist ein typisches Beispiel für die Absurdität vieler Fachbegriffe, die eben nicht Klarheit hinsichtlich des Gemeinten bringen. In der Evolutionsbiologie meint Radiation die Auffächerung einer Art. In der Medizin nennt man so eine Strahlentherapie (Bestrahlung). Physiker bezeichnen so in der Thermodynamik den Wärmeübergang durch Strahlung (Wärmestrahlung). Das ist ein Problem, denn eigentlich gelten die Fachbegriffe der Physik genauso auch in der Biologie. Hinzu kommt noch die Verwechslungsgefahr mit dem englischen radiation. Ich finde, dass alle Biologen aufgrund ihrer gründlichen naturwissenschaftlichen Ausbildung die Bedeutung des Begriffs in der Physik gefälligst zu kennen haben und dass die Umdeutung zu einem rein biomedizinischen Fachbegriff ein kaum entschuldbarer Ausdruck von Inkompetenz oder Ignoranz ist.
radioaktiv = die Eigenschaft der Radioaktivität besitzend oder nutzend
Radioaktivität heißt auf Deutsch Strahlungstätigkeit. Gemeint ist damit das Abstrahlen energiereicher Strahlung durch instabile Atome, die bei ihrem Zerfall bzw. bei ihrer Umwandlung in ein kleineres Atom bestimmte Teilchen oder elektromagnetische Strahlung abgeben.
Radiokarbonmethode heißt eine Methode der Altersbestimmung für 300 bis 60.000 Jahre altes Organisches Material (Fossilien). Sie beruht darauf, dass Lebewesen ständig radioaktiven Kohlenstoff C14 aufnehmen und in ihren Körper einbauen. Sobald ein Organismus stirbt, endet die Aufnahme des neuen radioaktiven Kohlenstoff-Isotops, während der Zerfall der C14-Atome mit konstanter Rate weitergeht. Je älter die Überreste eines ehemaligen Lebewesens sind, umso weniger C14-Atome enthalten sie. Weil die Zerfallsrate bekannt ist, kann man das Alter eines Fossils aus der Restmenge C14 errechnen.
raft = lipid raft
Rasse nennt man im normalen Sprachgebrauch und nannte man früher auch in der Biologie eine durch bestimmte genetisch vererbte Merkmale klar abgrenzbare Sorte innerhalb einer Tierart. Praktisch verwendete man den Begriff Rasse allerdings nur beim Menschen und bei Haustierarten. Aus Angst vor Rassismus-Vorwürfen fürchten aber viele Biologen den Begriff Rasse und behaupten, es gebe beim Menschen keine Rassen. In der Biologie setzte sich deshalb auch weitgehend der Begriff Unterart durch. Gemeint ist in beiden Fällen, dass die verschiedenen Rassen oder Unterarten einer Spezies zwar deutlich unterschiedlich aussehen, jedoch untereinander problemlos fruchtbare Nachkommen bekommen können. Zumindest theoretisch gilt dies, denn praktisch ist kaum vorstellbar, wie sich Doggen mit Rehpinschern paaren könnten. Und andererseits kennt man inzwischen auch fruchtbare Nachkommen bei Kreuzungen verschiedener Tierarten wie Löwe und Tiger. Egal, ob man nun von Rassen oder Unterarten spricht, eindeutig abgrenzbar vom Begriff Spezies sind beide Begriffe nicht.
Rassismus ist ein viel gebrauchter und gerne missbrauchter Begriff, für den es keine allgemein akzeptierte Definition gibt. Wenn allerdings ein Begriff ein: "ismus" enthält, dann meinen wir damit meistens etwas negatives. In Verbindung mit dem Begriff Rasse ergibt sich daraus folgende, meines Erachtens biologisch sinnvolle Definition:
Rassismus ist eine abwertende Haltung, negative Einschätzung oder schlechte Behandlung eines Individuums oder einer Gruppe allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer tatsächlich oder vermeintlich anderen Rasse, der man eine genetisch bedingte Minderwertigkeit unterstellt.
Man ist also kein Rassist, wenn man einen Menschen allein aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Ku-Klux-Klan für einen Rassisten hält. Hingegen wäre es eine Form von Rassismus, wenn ein Afrikaner einer Europäer allein aufgrund einer hellen Hautfarbe für einen Rassisten hielte. Es ist nicht rassistisch zu glauben, dass ein dunkelhäutiger Mensch von Vorfahren abstammt, die über Jahrtausende intensiver UV-Strahlung ausgesetzt waren. Denn diese Einschätzung ist in keiner Weise negativ und beruht außerden auf allgemein anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Aber es wäre rassistisch, einem Menschen alleine aufgrund seiner Hautfarbe eine höhere oder geringere Intelligenz zu unterstellen. Denn wer eine Hautfarbe mit höhereren Intelligenz verbindet, verknüpft gleichzeitig eine andere Hautfarbe mit einer niedrigeren Intelligenz, ohne sich dabei auf belastbare wissenschaftliche Erkenntnisse berufen zu können. Es gibt keinen genetischen Zusammenhang zwischen Intelligenz und Hautfarbe.
Es gibt Menschen, die schon die Unterscheidung von Rassen für Rassismus halten. Als Biologe halte ich diesen Standpunkt für idiotisch und unverschämt, denn wir Biologen unterscheiden bei vielen Tierarten verschiedene Rassen und wir betrachten auch Menschen als Tiere. Zwar könnte man den biologisch vor allem bei Haustieren üblichen Begriff Rasse durch den bei Wildtieren üblicheren Begriff Unterart oder Subspezies ersetzen, aber das würde in Sache nichts ändern. Und die Lehrpläne für den Biologie-Unterricht verlangen auch die Vermittlung der Unterscheidung von Tierarten und Rassen. Nach einer vernünftigeren Definition ist daher nicht die Unterscheidung verschiedener Rassen schon Rassismus, sondern erst die Einteilung von Rassen in bessere und schlechtere oder höhergestellte und rechtlose. Manche sprechen auch dann von Rassismus, wenn nicht verschiedene Rassen wertend verglichen werden, sondern lediglich Menschengruppen unterschiedlicher Abstammung oder Herkunft. Logisch ist das nicht, aber es ist ihnen wohl kein besserer Begriff eingefallen. Von verschiedenen Rassen sollte man nur sprechen, wenn sie aufgrund genetischer Unterschiede eindeutig unterscheidbar sind und wenn es fruchtbare Mischlinge gibt. Gemeinsam ist dem tatsächlich Rassen betreffendem Rassismus im engeren Sinne und dem nur sozial unterscheidbare Gruppen der selben Rasse betreffenden Rassismus im weiteren Sinne die meistens abwertende Bewertung aller Mitglieder der jeweils anderen Gruppe allein aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit. Und normalerweise dienen beide Formen von Rassismus dem Zweck, die jeweils andere Rasse oder Gruppe ihrer Rechte zu berauben.
rassistisch = von Rassismus geprägt, beeinflusst, bestimmt
Räuber und Raubtier sind sehr gebräuchliche Begriffe, unter dem sich alle etwas vorstellen können. Deshalb ist auch leicht nachvollziehbar, wie veraltet, falsch, irreführend und im Grunde dumm und unverschämt diese Begriffe sind. Denn erstens sind sie Ausdruck der dreisten Vorstellung, die Erde und alle Lebewesen gehörten uns Menschen. Nur so kann man auf die absurde Idee kommen, ein Tier sei ein Räuber, wenn es ein anderes Tier tötet und frisst. Heute wissen wir, dass Raubtiere keine bewaffneten Gewaltverbrecher sind, sondern einfach Tiere, die andere Tiere töten müssen, um sich zu ernähren. Zweitens sind diese Begriffe aber auch deshalb veraltet, falsch, irreführend, weil sie traditionell ausgerechnet von Biologen völlig unlogisch verwendet werden. So ist nach der überkommenen Einteilung der vegetarische Bambusbär ein Raubtier, Adler, Pottwal und Ameisenlöwe aber nicht. Die undifferenzierte Zuordnung von Klein- und Großbären, Katzenbären, Bambusbären, Hunden, Hyänen, Katzen, Mardern und Schleichkatzen zu den Landraubtieren sowie Hundsrobben, Ohrenrobben und Walrossen und zu den Wasserraubtieren zeigt, wie wenig Biologen anfangs von der Biologie wussten und verstanden. Die traditionelle Definition der Räuber oder Raubtiere ist so unsinnig, dass sich gelegentlich sogar die Wikipedia darüber hinwegsetzt. Heute verwenden wir daher lieber die Begriffe Sekundärkonsumenten oder Tertiärkonsumenten oder den gebräuchlicheren Ausdruck Beutegreifer, der allerdings ebenfalls überholt ist, weil er die Wale ausschließt. Und sogar die Unterscheidung zwischen Primärkonsumenten, Sekundärkonsumenten, Tertiärkonsumenten und Destruenten (Aasfressern) ist nicht so sinnvoll wie man meinen könnte. Denn beispielsweise Braunbären könnte man jeder dieser Kategorien zuordnen. Aber dieser ganze Begriffs-Schlamassel ist nur ein weiteres Beispiel für das klägliche Scheitern des Versuchs, die wissenschaftliche Diskussion zwischen Biologen durch die Verwendung wohldefinierter Fachbegriffe zu erleichtern.
Räuber-Beute-Beziehung oder Fressfeind-Beute-Beziehung nennt man die Beziehung zwischen einer Raubtier-Spezies und einer unfreiwilligen tierischen Beute-Spezies. Der Vorteil für die Raubtier-Spezies ist klar. Neuere Forschungen zeigen aber immer eindrucksvoller, dass die Dezimierung oder gar Ausrottung von Raubtier-Spezies wie dem Wolf oder Hai-Arten ganzen Ökosystemen und sogar den Beute-Spezies schaden kann.
Raues endoplasmatisches Retikulum heißt der mit der äußeren Zellkernhülle verbundene raue Anteil des endoplasmatischen Retikulums (ER). Dieses raue ER produziert ständig neue Membran. Deshalb kann es nach jeder Zellkern-Teilung eine neue Zellkernhülle bilden. Gesteuert durch Signalsequenzen an den zuerst gebildeten Aminotermini gerade entstehender Membran- oder Exportproteine binden Ribosomen an das endoplasmatische Retikulum. Deshalb wirkt es auf der dem Cytoplasma zugewandten Seite rauh. Dann synthetisieren die Ribosomen die Polypeptide durch sich temporär öffnende Membran-Poren direkt in die Zisternen des ER hinein. Dort bilden sich dann mit Hilfe von Chaperonen die Tertiärstrukturen der Proteine, die für die Ausscheidung aus der Zelle oder eine Funktion auf der Zellmembranaußenseite bestimmt sind.
Raupe nennt man das gefräßige Larvenstadium der Schmetterlinge und einiger anderer Insekten-Spezies.
Raumtemperatur nennt man je nach Kontext die Temperatur, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Raum herrschte oder die im allgemeinen in Räumen zu erwarten ist.
Rautengrube = Boden des 4. Hirnventrikels
Rautenhirn = Rhombencephalon bestehend aus Metencephalon, Myelencephalon und dem darin liegenden 4. Hirnventrikel
reagieren = eine Reaktion zeigen, agieren als Antwort auf etwas (z.B. auf ein Ereignis, ein Problem oder eine Situation), eine chemische Reaktion eingehen
Reaktionsgeschwindigkeit nennen Biologen und Mediziner die Zeitspanne zwischen einem Ereignis und der darauf erfolgenden Reaktion eines Lebewesens. In Chemie und Biochemie versteht man darunter einfach die Geschwindigkeit, mit der eine chemische Reaktion abläuft.
Reaktionsmechanismus nennt man einerseits die Abfolge aller Vorgänge, die in einer chemischen Reaktion von den Ausgangsstoffen (Edukten) zu den Produkten führen. Reaktionsmechanismus nennt man aber auch die Erklärung einer chemischen Reaktion durch die Darstellung eine schrittweisen Abfolge von Wechselwirkungen und Umlagerungen.
Reaktionsprodukt nennt man das stoffliche Ergebnis einer chemischen Reaktion.
Reaktionstemperatur heißt in Chemie und Biochemie die Temperatur, bei der eine chemische Reaktion aktuell abläuft oder in einem Experiment tatsächlich abgelaufen ist. Die Reaktionstemperatur ist nicht die Temperatur, bei der eine chemische Reaktion ablaufen könnte oder sollte.
Realität = Wirklichkeit
Recycling oder Rezyklierung nennt man die Wiederverwertung von Abfallprodukten.
Redoxreaktion oder Reduktions-Oxidations-Reaktion nennt man eine chemische Reaktion, bei der ein Reaktionspartner Elektronen auf den anderen überträgt. Bei einer solchen Elektronenübertragungs-Reaktion finden also eine Elektronenabgabe (Oxidation) durch einen Stoff sowie eine Elektronenaufnahme (Reduktion) durch den anderen statt.
Reduktion oder Reduzierung bedeutet allgemein, dass etwas kleiner oder weniger gemacht wird. Reduktion heißt in der Chemie eine chemische Reaktion, bei der Elektronen von einem Atom, Ion oder einem Molekül aufgenommen werden. Eine Reduktion ist immer verbunden mit einer Oxidation auf. Beide chemischen Reaktionen gemeinsam werden als Redoxreaktion bezeichnet.
Reduktionsmittel nennt man Stoffe, die Elektronen abgeben und dadurch andere Stoffe reduzieren.
Redundanz heißt das mehrfache Vorhandensein des Selben oder Gleichwertigen. In Texten sollte man Redundanzen vermeiden, sofern die Wiederholung nicht den Lernerfolg steigern soll. Hingegen sollten lebenserhaltende Systeme wie die Bremsen am Fahrrad oder unsere Nieren möglichst mehrfach vorhanden sein.
reduzieren = verringern, herabsetzen, einschränken, vereinfachen, eine Reduktion durchführen oder verursachen
reduziert = verringert, herabgesetzt, eingeschränkt, vereinfacht, in der Chemie eine herabgesetzte Oxidationsstufe
reflektieren = zurückwerfen, abprallen lassen, zurückstrahlen (z.B. Licht) oder vertieft über etwas nachdenken (z.B. über das eigene Verhalten)
Reflex nennt man einen Vorgang, bei dem eine Reaktion auf einen Reiz zwar im Zentralnervensystem ausgelöst wird, aber nicht im Großhirn und deshalb unbewusst. Das macht Reflexe viel schneller als bewußte Bewegungen, und das müssen sie auch sein, weil sie angeborene Schutzreaktionen sind. Man kann Reflexe durch Training etwas beschleunigen, aber mit zunehmendem Alter werden sie langsamer. Der Nachteil von Reflexen ist, dass sie unwillkürlich, also nicht oder kaum steuerbar ablaufen. Beispiele für Reflexe sind der Lidschluss-Reflex, der Husten- und der Kniesehnen-Reflex. Letzterer gehört zu den Muskelspindelreflexen.
Reflexion bedeutet in der Physik und damit auch in der auf der Physik aufbauenden Biologie das Zurückwerfen von Wellen an einer Grenzfläche. In der Philosophie und auch im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Reflexion aber auch ein prüfendes und vergleichendes Nachdenken. Biologen müssen beide möglichen Bedeutungen kennen, weil ja auch Biologe gelegentlich im philosophischen Sinne reflektieren.
Refraktion (vom lateinischen re = zurück und frangere = brechen) ist ein Fachbegriff aus der Physik und bedeutet, dass eine Welle (z.B.: Schallwelle, elektromagnetische Welle, Erdbebenwelle) ihre Ausbreitungsrichtung ändert, wenn sie in ein Medium mit anderer Dichte übertritt.
Regelgröße nennt man in einem Regulations-Mechanismus die zu regulierende Größe (z.B.: Körpertemperatur oder Blutzuckerspiegel).
Regelkreis nennt man in der Biologie ein System, das automatisch einen bestimmten Zustand aufrecht erhält, indem durch Störungen verursachte Veränderungen automatisch zu Reaktionen führen, die den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. |
anonym, nach Bernhard Hassenstein, CC BY-SA 4.0 |
Regenbogenhaut = Iris
Regeneration bedeutet in der Biologie je nach dem Zusammenhang Erholung erschöpfter Organismen, Wiederherstellung verbrauchter Biomoleküle (z.B. in den Lichtsinneszellen), Heilung kranker oder verletzter sowie Nachwachsen verlorener Körperteile. Es kann aber auch die Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit durch Bodenlebewesen oder die Wiederherstellung des Ausgangszustandes eines Enzyms oder anderen Katalysators gemeint sein.
regenerativ = erneuerbar, nachwachsend, durch Regeneration oder diese betreffend
regenerieren = sich erholen, reparieren oder erneuern, eine Regeneration durchführen
Regulation, Regulierung oder Regelung bedeutet im Gegensatz zur Steuerung, dass die Steuerung automatisch durch einen Regelmechanismus mit Rückkopplung erfolgt. In der Biologie werden Regelgrößen wie der Blutdruck oder die Konzentrationen von Traubenzucker und Sauerstoff im Blut durch einen Sensor oder Fühler ermittelt (gemessen) und an einen Regler oder Regulator gemeldet. Dieser vergleicht den gemeldeten Istwert mit einem vorgegebenen Sollwert und steuert wenn nötig ein Stellglied so, dass die Regelgröße in Richtung auf den Sollwert verändert wird. Es gibt in Zellen auch Regulationen, die ohne diese Trennung von Regulator, Sensor und Stellglied auskommen. So kann beispielsweise ein Enzym einfach durch sein eigenes Produkt inhibiert werden, um dessen Überproduktion zu verhindern.
Regulator oder Regler nennt man bei einer Regulation den Teil, der einen gemessenen Istwert mit einem Sollwert vergleicht und ein Stellglied veranlasst, die Regelgröße an den Sollwert anzupassen.
regulatorisch = regulierend, steuernd
Regulatorische T-Zelle (Früher hießen sie Suppressor-T-Zellen) nennt man einen regulatorischen T-Lymphozyten. Regulatorische T-Zellen sorgen dafür, dass Aktivierungen des Immunsystems nicht endlos anhalten. Außerdem dienen sie der Verhinderung von Autoimmunkrankheiten.
Regulatormolekül ist ein bei Technikern vermutlich Verwirrung stiftender Begriff, den Biologen vermutlich in Unkenntnis der Regulations-Terminologie als Synonym für Effektor-Molekül oder Stellglied verwenden.
regulieren = auf ein bestimmtes Ziel hin regeln, ordnen oder einrichten, einer Regel unterwerfen (In diesem Sinne kann man Flüsse durch Baumaßnahmen und Märkte durch Gesetze regulieren. In der Biologie meint man damit aber meistens, dass Organismen ihre Körpertemperaturen oder Blutzuckerspiegel durch eine Negative Rückkopplung oder einen anderen Mechanismus der Regulation ständig automatisch an einen Sollwert anpassen.)
reguliert = auf ein bestimmtes Ziel hin geregelt, geordnet oder eingerichtet, einer Regel unterworfen (In diesem Sinne werden Flüsse durch Baumaßnahmen und Märkte durch Gesetze reguliert. In der Biologie meint man damit aber meistens, dass etwas wie die Körpertemperatur oder der Blutzuckerspiegel durch eine Negative Rückkopplung oder einen anderen Mechanismus der Regulation ständig automatisch an einen Sollwert angepasst wird.)
Reich im biologischen Sinne ist ein Begriff der Taxonomie. Diese Teildisziplin der Biologie teilt die Lebewesen nach dem Grad ihrer Verwandschaft in Domänen, Reiche, Stämme, Klassen, Ordnungen, Familien, Gattungen, Arten (Spezies), Unterarten oder Rassen ein. Gelegentlich ist mit einem Reich der Verbreitungsraum einer Pflanze oder das Revier eines Tieres. |
Reinstoff nennen Chemiker einen Stoff, der aus nur einer Teilchensorte besteht, wobei die Teilchen chemische Elemente oder chemische Verbindungen sein können.
Reize nennen Biologie-Schulbücher alle Einflüsse, die Informationen darstellen und von Vielzellern mithilfe der Sinnesorgane aufgenommen werden können. Aber warum soll etwas nur dann ein Reiz sein, wenn es von einem Sinnesorgan aufgenommen wird? Warum soll nicht auch eine einzelne Sinneszelle genügen? Die Wikipedia definiert einen Reiz im Sinne der Neurobiologie als eine Einwirkung auf eine Sinneszelle, mit der eine Veränderung des Membranpotentials (als Hyperpolarisation oder als Depolarisation) ihrer Zellmembran hervorgerufen wird (Rezeptorpotential), die bei einer zugeordneten Nervenzelle überschwellig ein Aktionspotential auslösen kann. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass Neurobiologen unter einem Reiz etwas verstehen, auf das eine Sinneszelle reagieren kann. Es gibt aber nicht nur Neurobiologen und vor allem nicht nur vielzellige Lebewesen. Naturwissenschaftler anderer Fachrichtungen (z.B. Mikrobiologen) definieren einen Reiz anders. Allgemeiner definiert deshalb die Wikipedia einen Reiz (Stimulus) als eine physikalische oder chemische Größe der inneren Umgebung oder äußeren Umwelt, die durch veränderten Energiebetrag auf ein lebendes System einwirkt. Mir persönlich ist auch diese Definition noch nicht allgemein genug - nicht einmal für die Biologie. Für mich ist ein Reiz alles, worauf ein Lebewesen (womit und wie auch immer) reagieren kann.
Rekombination bedeutet, dass verschiedene Elemente wieder oder anders kombiniert im Sinne von miteinander verbunden werden. In Genetik und Zellbiologie bezeichnet man als Rekombination den Austausch von Allelen zwischen Schwesterchromatiden während der Meiose.
rekonstruieren = eine Rekonstruktion durchführen
Rekonstruktion kann der Prozess oder das Ergebnis des Wiederherstellens oder Nachbildens von etwas sein. Es kann aber auch der Prozess oder das Ergebnis der Ermittlung oder Erforschung eines vergangenen Geschehens sein.
Rektum oder Mastdarm nennt man nach Dünndarm und Dickdarm den Endabschnitt des Darms.
relevant = in einem bestimmten Zusammenhang von Bedeutung, wichtig, interessant, wesentlich
Renaturierung bedeutet naturnahe Wiederherstellung eines Biotops.
Replik ist ein Begriff mit zwei ganz unterschiedlichen Bedeutungsbereichen. Damit kann eine Erwiderung oder Gegenrede im Sinne eines Widerspruchs gemeint sein. Replik nennt man aber auch die Nachbildung (Kopie oder Fälschung) eines Gegenstandes.
Replikation nennt man allgemein der Vorgang der Herstellung einer Replik (Nachbildung) oder auch Vervielfältigung. In der Biologie ist damit wohl meistens die DNA-Replikation gemeint, also die Verdopplung eines DNA-Doppelstranges.
replizieren = widersprechen, Tätigkeit der Herstellung einer Replik (Kopie, Nachbildung oder Fälschung) oder die Verdopplung (nicht das Kopieren) eines DNA-Doppelstranges (DNA-Replikation) oder einer Zelle (Zellteilung)
Reproduktion bedeutet in der Biologie Vermehrung oder Fortpflanzung, also die Erzeugung von Nachkommen, die wir zumindest bei Menschen Kinder nennen. Fortpflanzung kann sexuell, durch Sprossung, Sporenbildung oder bei Einzellern durch Zellteilung geschehen.
Reptil nennt man ein Tier oder eine Tierart der Klasse der Wirbeltiere, deren trockene, schuppige und bei einigen Reptilien teilweise zu einem Panzer verstärkte Haut ohne Haare oder Feder auskommt. Reptilien stammen von Amphibien ab, während Vögel und Säugetiere von Reptilien abstammen. Die ersten Reptilien entstanden wohl im Karbon vor ungefähr 315 Millionen Jahren. Sie unterschieden sich von den Amphibien auch dadurch, dass ihre Eier aufgrund einer schützenden Schale nicht in Wasser liegen mussten. Die bekanntesten ausgestorbenen Reptilien waren die Saurier. Zu den heute noch lebenden (rezenten) Reptilien gehören Echsen, Eidechsen, Warane, Geckos, Chamäleons, Schildkröten und Schlangen.
Reservestoff nennen Botaniker einen Stoff, der durch einen Transport in den Zellsaft der Vakuole vorübergehend aus dem Stoffwechsel einer Pflanze heraus genommen und bei Bedarf wieder ins Zytoplasma zurück transportiert wird.
Rektum oder Mastdarm nennt man nach Dünndarm und Dickdarm den Endabschnitt des Darms.
resistent = widerstandsfähig
Resistenz ist ein kürzeres Wort für Widerstandsfähigkeit.
Resource nennt man eine Eigenschaft, Fähigkeit materielle Grundlage, mit der etwas erreicht werden kann.
Resorption ist ein Fachwort für Aufsaugen und wird in der Biologie benutzt, wenn man die Aufnahme von Stoffen in biologische Systeme meint.
Respiratorischer Quotient heißt in der Medizin (genauer Physiologie der Atmung) das (dimensionslose) Mengenverhältnis von (pro Zeiteinheit) ausgeatmeten Kohlenstoffdioxid (CO2) zum gleichzeitig eingeatmeten Sauerstoff (O2). Offiziell werden die Mengen in Mol angegeben, aber in Litern wären die Ergebnisse praktisch gleich. Der respiratorische Quotient hängt unter anderem davon ab, ob wir unsere Energie aus Kohlenhydraten (1,0), Proteinen (0,8) oder Fetten (0,7) gewinnen. Solange während der Messung die körperliche Aktivität im aeroben Bereich (so, dass man nicht außer Atem gerät) bleibt, kann man mit Hilfe des respiratorischen Quotienten abschätzen, in welchem Verhältnis gerade Kohlenhydrate, Proteine oder Fette zur Energiegewinnung genutzt (durch Reaktion mit Sauerstoff "verbrannt") werden.
Ressource nennt man etwas, über das Lebewesen verfügen können (weil es ihnen gehört, sie es besitzen oder benutzen dürfen oder weil es zu ihren Fähigkeiten gehört), um es für ihre Zwecke zu benutzen. Beispiele für Ressourcen sind Fähigkeiten, Gesundheit, Bildung, Geld, Wasser-Quellen, fruchtbarer Boden, Wald, Rohstoffe, Beute oder Nutztiere, Saatgut, genetische Variabilität, Nahrungsmittel, Energie-Quellen, Freunde, Partner.
Restriction factor nennt man ein Protein, welches im Inneren einer Zelle eingedrungene Viren bekämpft. Solche Proteine behindern (restrict) die Vermehrung der Viren (viral replication) und scheinen ein sehr alter Teil unseres Immunsystems zu sein, denn es gibt sie schon in Bakterien.
resuspendieren = wieder in Suspension bringen
Reticulum oder Retikulum = allgemein kleines Netz, speziell Netzmagen
Reticulum trabeculare sclerae oder Trabekelwerk heißt ein schwammartiges Bindegewebe in der Augenlederhaut (Sclera) nahe dem Übergang zur Augenhornhaut (Cornea) zwischen Schlemmkanal (Sinus venosus sclerae) und Kammerwasser in der vorderen Augenkammer (Camera anterior bulbi) nahe dem Kammerwinkel oder Iridokornealwinkel (Angulus iridocornealis) zwischen Iris und Cornea. Die Maschen oder Spalträume (Fontana-Räume) dieses Schwammgewebes werden in drei Schichten von der Augenkammer zum Schlemmkanal (Sinus venosus sclerae) immer enger und letztlich wird das Kammerwasser von den Endothel-Zellen des Schlemmkanals aufgenommen. Auf den aus Kollagen aufgebauten Fäden (Trabecula corneoscleralia)) und Membranen des Trabekelwerks wächst ein Endothel, das sich ähnlich wie Muskelzellen etwas zusammenziehen und damit auch den Durchfluss des Kammerwassers regulieren kann. Die Maschen dieses Schwammgewebes können können auch durch die Fibrae meridionales musculi ciliaris des Brücke-Muskels im Ziliarkörper (Corpus ciliare) beeinflusst werden, denn diese Muskelfasern ziehen an den Trabekeln wie an einer Sehne.
Retina = Netzhaut des Auges
retinales Pigmentepithel oder Stratum pigmentosum nennt man das einlagige, bei Menschen braun gefärbte Epithel, welches im Auge direkt innen auf der inneren Basallamina der Zell-freien Bruchschen Membran (Basalmembran) aufliegt und gemeinsam mit dieser Bruchschen Membran die Aderhaut (Choroidea) bzw. den Strahlenkörper oder das Stroma der Iris von der Netzhaut (Retina) trennt.
retropharyngeal = hinter dem Rachen liegend
reversibel = umkehrbar
Revolver nennt man nicht nur die bekannte Handfeuerwaffe mit drehbarem Magazin, sondern auch den drehbaren Teil eines Lichtmikroskops, mit dem man das Objektiv wechseln kann. Das Gemeinsame ist die Drehbarkeit in beide Richtungen. Von dieser Eigenschaft kommt auch der Name, denn er wurde vom lateinischen Wort revolvere abgeleitet, das zurückrollen bedeutet.
rezent = geologisch relativ jung, zum aktuellen Erdzeitalter gehörend, das Gegenteil von fossil
Rezeptor nennt man jemanden oder etwas, welcher oder welches etwas anderes aufnimmt. So ist beispielsweise ein Zuhörer ein Rezeptor, der Botschaften, Musik oder einfach Geräusche aufnimmt. Die Sinnesorgane sind Rezeptoren, aber auch einzelne Sinneszellen. In Molekular- und Zellbiologie versteht man unter einem Rezeptor ein Molekül, welches andere Moleküle bindet. Die geschieht beispielsweise zur Signalübermittlung, oft dienen Rezeptoren aber auch dem Transport der gebundenen Moleküle.
Rezeptor-gesteuerter Ionenkanal heißt ein Ionenkanal, der sich in Abhängigket von der Bindung eines Liganden an einen Rezeptors durch Änderung der Tertiärstruktur des Rezeptors öffnet oder schließt.
Rezeptor-vermittelte Endozytose nennt man eine Endozytose, bei welcher in der Zellmembran schwimmende Rezeptoren spezifisch (also zu ihnen passende) Liganden einfangen, sich dann in coated pits sammeln und durch Abschnürung eines Vesikels in die Zelle gelangen. Die rezeptorvermittelte Endocytose hat den Vorteil der selektiven Aufnahme bestimmter Stoffe, weil sich die sogenannten coated vesicle abschnüren, wenn an einer Stelle in sogenannten coated pits konzentrierte Rezeptoren einen bestimmten Stoff (Ligand) gebunden haben. |
rezessiv = der genetische Gegenbegriff zu dominant - Ein rezessives Erbmerkmal kann nur wirksam werden, wenn von Vater und Mutter das selbe Merkmal vererbt wurde.
Rezidivierend bedeutet bezogen auf eine Krankheit, dass diese chronisch und in Schüben verläuft, dass sich also Phasen der Besserung und Verschlimmerung abwechseln.
RGT-Regel oder (Reaktionsgeschwindigkeit-Temperatur-Regel) ist eine grobe Faustregel. Sie besagt, dass im Bereich der für Menschen üblichen Außentemperaturen eine Temperaturerhöhung um 10 °C ungefähr eine Verdoppelung der Reaktionsgeschwindigkeit chemischer Reaktionen bewirkt. Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt also mit steigender Temperatur nicht linear zu, sondern immer stärker zunehmend (+10=2x, +20=4x, +30=8x).
Rhesusfaktor nennt man ein Eiweiß auf der Oberfläche roter Blutkörperchen. Von diesem Eiweiß gibt es mehrere, von nahe verwandten Genen codierte Varianten, aber für die bekannte Rhesusfaktorunverträglichkeit scheint nur eine dieser Varianten - genannt D - verantwortlich zu sein. Das liegt daran, dass es von diesem Rhesusfaktorgen in Europa eine nicht funktionierende Mangelmutante gibt, sodass Menschen diesen Rhesusfaktor überhaupt nicht besitzen, wenn sie von Mutter und Vater diese Mangelmutante geerbt haben. Dies ist in Europa durchschnittlich bei etwa 15% der Menschen der Fall. Diese Menschen werden durch diesen Mangel nicht geschädigt, aber in ihren Thymusdrüsen werden auch nicht die weißen Blutkörperchen getötet, die gegen diesen Rhesusfaktor gerichtet sind. Gelangt Blut eines Rhesus-positiven Menschen in das Blut eines Rhesus-negativen Menschen, dann kann dies weiße Blutkörperchen zu starker Vermehrung anregen, die Antikörper gegen den für diesen Menschen fremden Rhesusfaktor produzieren.
Rhesusfaktorunverträglichkeit nennt man die Produktion von Antikörpern gegen den Rhesusfaktor auf den Erythrozyten eines ungeborenen Kindes durch dessen Rhesus-negative Mutter. Im Gegensatz zu den Blutkörperchen können die Antikörper aus dem Blut der Mutter in das Blut des Kindes gelangen und dort dessen Erythrozyten vernichten. Dem Kind droht dadurch eine Sauerstoffunterversorgung. Das Knochenmark, die Milz und die Leber des Ungeborenen versuchen dies durch eine massive Neuproduktion von Erythrozyten zu verhindern und schwellen dabei an. Das Anschwellen und die Überbelastung der Leber haben zur Folge, dass Wasser aus den Blutgefäßen in die Gewebe und Körperhöhlen austritt. In schweren Fällen wachsen die Kinder nicht mehr und es drohen Behinderungen. Nach der Geburt leidet das Kind an einer schweren Gelbsucht, weil immer noch die mütterlichen Antikörper in seinem Blut die Erythrozyten vernichten und deren Reste (insbesondere Billirubin) von der ohnehin überlasteten Leber nicht schnell genug entsorgt werden können. Da die Überreste zerstörter Blutkörperchen das kindliche Gehirn schädigen können, beschleunigt man deren Abbau durch eine Bestrahlung der Babyhaut mit blauem Licht. Dadurch wird unlösliches Billirubin zu einem löslichen Abbauprodukt, welches durch die Nieren und in der Galle ausgeschieden wird. Beim ersten Rhesus-positiven Kind kommt es bei Rhesus-negativen Müttern meistens noch nicht zu Komplikationen, weil das mütterliche Blut meistens erst bei der Geburt mit kindlichem in Berührung kommt. Es kommt dann zwar zu einer Immunreaktion, aber die kann dem bereits geborenen Kind nichts mehr anhaben. Wird die Mutter jedoch erneut schwanger und ist das Kind wieder Rhesus-positiv, dann kann das Übertreten von Spuren kindlichen Blutes lange vor der Geburt eine massive Produktion mütterlicher Antikörper gegen den kindlichen Rhesusfaktor provozieren. Man kann dieses Problem vermeiden, indem man der Mutter zwischen der 28. und der 30. Schwangerschaftswoche sowie direkt nach der Geburt eines Rhesus-positiven Kindes Antikörper gegen den kindlichen Rhesusfaktor injiziert. Diese Antikörper decken dann alle Rhesusfaktor-Antigene auf eventuell im Blut der Mutter befindlichen Erythrozyten ab und zerstören auch rasch die kindlichen Erythrozyten, sodass die kindlichen Antigene gar nicht mit den gegen sie gerichteten mütterlichen weißen Blutkörperchen in Berührung kommen und diese daher auch nicht aktivieren können.
Rhizoide nennt man die Wurzel-ähnlichen Zellfäden, mit denen sich Moose auf einer Unterlage verankern.
Rhombencephalon oder Rombenzephalon nennt man das zwischen Mittelhirn (Mesencephalon) und verlängertem Rückenmark (Medulla oblongata) liegende Rautenhirn. Das Rautenhirn besteht seinerseits aus Hinterhirn (Metencephalon), Nachhirn (Myelencephalon) und dem darin liegenden 4. Hirnventrikel.
Ribonuklease = RNA abbauendes oder schneidendes Enzym
Ribonukleinsäure (Abkürzung: RNS) ist ein vielseitig verwendetes Biopolymer aus Ribonukleotid-Einheiten. Bei bestimmten Viren ist Ribonukleinsäure Trägerin des Genoms. Bei uns transportiert sie als mRNA Kopien einzelner Gene vom Zellkern zu den Ribosomen, den Strukturen der Protein-Synthese. Dort übersetzt sie als tRNA den genetischen Code in Aminosäure-Sequenzen. Und zumindest in den Ribosomen dient sie als Struktur-Elemente. Außerdem gibt es regulatorisch wirkende Ribonukleinsäuren.
Ribonukleotid nennt man ein Nukleotid mit dem Zuckeranteil Ribose. Ribonukleotide sind die Monomere des Biopolymers Ribonukleinsäure. Die üblicherweise in RNA zu findenden Ribonukleotide sind die Monophosphatester der Nukleoside Adenosin, Cytidin, Guanosin und Uridin. Die 4 in RNAs enthaltenen Sorten von Ribonukleotiden heißen Adenosinmonophosphat (AMP), Guanosinmonophosphat (GMP), Cytidinmonophosphat (CMP) und Uridinmonophosphat (UMP). Das Ribonukleotid Adenosintriphosphat (ATP) dient unseren Zellen als universeller Energieträger.
Ribose ist ein Zucker mit fünf C-Atomen und gehört deshalb zur Gruppe der Pentosen. Sich mit Phosphatgruppen abwechseln bildet D-Ribose das Rückgrat der RNA. Sie ist auch Bestandteil der wichtigen Biomoleküle ATP, ADP (Adenosindiphosphat), AMP (Adenosinmonophosphat) und cAMP (cyclisches AMP).
Ribosomen sind komplexe Strukturen, die sich im Cytoplasma aus zwei Untereinheiten zusammensetzen, wenn die kleinere Untereinheit eine mRNA gebunden hat. Die Untereinheiten entstehen in Nucleoli und gelangen durch Kernporen aus dem Zellkern ins Zytoplasma. Die Ribosomen-Untereinheiten sind keine Moleküle, sondern Komplexe aus rRNAs und Proteinen.
Ribosomen übersetzen in allen bekannten Lebewesen im Zytoplasma das selbe 4-Buchstabenalphabet der Nukleinsäuren in das 20-Aminosäuren-Alphabet der Proteine. Im Prozess der Translation liest ein Ribosom eine aus dem Zellkern ins Zytoplasma transportierte Boten-RNA (mRNA) genannte Kopie einer in DNA codierten Erbinformation (Gen). Aus der Reihenfolge (Sequenz) der Nukleotide in der mRNA ergibt sich die Sequenz der Aminosäuren eines Proteins. Dazu ist es erforderlich, dass jede einzelne Aminosäure an eine spezielle transfer-RNA (tRNA) gebunden ist. Am Ribosom binden direkt nebeneinander zwei tRNAs mit passenden Anticodons an benachbarte Codons einer mRNA und das Ribosom verbindet dann die an den tRNAs hängenden Aminosäuren. Die Ribosomen entsprechen also den Produktionsmaschinen oder -Robotern einer Stadt.
Ribosomen-Untereinheiten | |
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Animation by David S. Goodsell, CC BY 4.0 | Animation by David S. Goodsell, CC0 1.0 |
Diese animierten GIF zeigen links eine große und rechts eine kleine Ribosomen-Untereinheit. |
ribosomal = das Ribosom betreffend oder zum Ribosom gehörend
Riechen : Aus dem beim Menschen hinter den Augen an der Oberseite der Nasenhöhle liegenden Riech-Epithel erstrecken sich die Axone der RiechSinneszellen durch Poren im Siebbein genannten Schädelknochen zwischen Hirn und Nasenhöhle zum Bulbus olfactorius. In den Glomeruli des Bulbus olfactorius bilden die Riechzell-Axone Synapsen mit nachgeschalteten Zellen (Mitralzellen). Etwa 100 - 1000 Riechsinneszellen gleicher Duftstoff-Selektivität sind verschaltet in je einer Mitralzelle. Die Geruchssignale werden dadurch räumlich geordnet und dann von den Mitralzellen durch den Tractus olfactorius weiter zum Pyriformen Cortex geleitet, welcher praktisch identisch mit dem Lobus piriformis zu sein scheint. (siehe http://www.sinnesphysiologie.de/proto01/1-riechen/2/riech2.htm, http://www.sinnesphysiologie.de/olf/olfin.htm)
Das Rhinencephalon oder Riechhirn im weiter gefassten Sinne umfasst die beiden entwicklungsgeschichtlich alten Anteile Pars basalis rhinencephali und Pars limbica rhinencephali, sowie den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Pars septalis rhinencephali und ist eng verknüpft mit dem limbischen System.
Riechorgan nennen wir das Organ mit den Rezeptoren für Geruchsmoleküle.
Riechsinneszelle nennt man eine Sinneszelle, mit deren Hilfe ein Lebewesen riechen (einen Geruch wahrnehmen) kann, weil die Riechsinneszelle über Rezeptoren (genauer: Geruchsrezeptoren) verfügt, die spezifisch wie ein Schloss nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip einen bestimmten Geruchsstoff (ein Geruchsmolekül) binden und darauf so reagieren können, dass die Riechsinneszelle ein Signal ins Nervensystem einspeisen kann.
Rinde nennt man allgemein die von außen sichtbare Oberfläche eines Stammes, Astes oder Zweigs beim Baum oder Strauch. Die Botaniker erklären zusätzlich, dass die Rinde nach innen bis zum Kambium reicht, in Wurzeln bis zum Zentralzylinder.
Ringmuskel oder Schließmuskel heißen Muskeln, deren Muskelfasern eine Öffnung ringförmig umgeben. Wenn sich Ringmuskeln anspannen, führen ihre Verdickung und ihre Verkürzung dazu, dass sich die Öffnung schließt oder zumindest verkleinert.
Rippenfell (Pars costalis) heißt das Brustfell im engeren Sinne (Pleura parietalis) auf den Innenseiten der Rippen.
Rispe nennen Botaniker einen reich verzweigten Blütenstand, bei dem die Enden von Haupt- und Seitenachsen jeweils eine Blüte tragen.
RNA ist die international übliche Abkürzung für Ribonukleinsäure (RNS).
RNA-Polymerase heißt ein Enzym (eigentlich ein Enzym-Komplex), das DNA-Doppelstränge öffnet und dann nach der Vorlage des einen der beiden DNA-Stränge eine primäre RNA synthetisiert. Polymerase nennt man sie, weil die Polymerase viele RNA-Monomere (Nukleotide) zu einem RNA-Polymer verbindet.
RNA-Primer nennen Biologen ein aus RNA bestehendes Oligonukleotid, das als Startpunkt für Enzyme wie die DNA-Polymerase dient, DNA-Einzelstränge zu DNA-Doppelsträngen vervollständigen. Dabei wird ein Primer benötigt, weil DNA-Polymerasen neue Desoxyribonukleotide nur an das 3'-Ende eines Oligonukleotid anhängen können. In Prokaryoten werden die RNA-Primer von Primasen synthetisiert. In Eukaryoten besitzt die DNA-Polymerase eine Primasefunktion. Nachdem die Primer ihre Aufgabe erfüllt haben, werden sie bei Prokaryoten durch die 5'-3'-Exonukleaseaktivität der Polymerase I oder durch die RNase H entfernt. In eukaryotischen Zellen werden die Primer durch verdrängende DNA-Synthese der DNA-Polymerase und Restriktion durch die Flap-Endonuklease entfernt.
Das roden als Verb bezeichnet die Tätigkeit des Herausreißens aller Bäume und Sträucher auf einer Fläche. Menschen roden einen Wald. Zu diesem Zweck werden bei einer Rodung auch die Wurzeln entfernt oder zumindest abgetötet.
Rodung nennt man den Vorgang des Herausreißens aller Bäume und Sträucher auf einer Fläche. Zu diesem Zweck werden bei einer Rodung auch die Wurzeln entfernt oder zumindest abgetötet.
Röhrenknochen nennt man Knochen mit einer zusammenhängenden Markhöhle, in der sich rotes oder bei Erwachsenen gelbes Knochenmark befindet. Bei Menschen sind das alle Knochen der Gliedmaßen (Arme und Beine mit Händen und Füßen) mit Ausnahme der Hand- und Fußwurzelknochen.
Röntgenstrukturanalyse heißt ein Verfahren zur Bestimmung der genauen räumlichen Anordnung sämtlicher Atome eines Molekül, indem man zunächst möglichst viele Exemplare dieses Moleküls in einem möglichst regelmäßigen Kristall, anschließend diesen Kristall mit Röntgenstrahlung beschießt und schließlich aus dem durch die Anordnung der Atome verursachten Beugungsmuster der Röntgenstrahlen die Lage jedes einzelnen Atoms berechnet.
Rohstoff nennt man einen noch unverarbeiteten Stoff, der von der Natur produziert, durch Bergbau, Landwirtschaft oder Forstwirtschaft gewonnen wurde und später für die Produktion von Gütern genutzt wird.
rostral = im Gegensatz zu kaudal zum oberen oder vorderen (kopfwärts oder schnabelwärts) Körperende hin gelegen
Rostrum (von lateinisch: Rüssel, Schnauze oder Schnabel) nennt man in Biologie und Anatomie spitze oder schnabelartige Fortsätze.
Rotation bedeutet Drehbewegung (vorzugsweise um die eigene Achse). Im übertragenen Sinne kann auch ein ständig wiederholter Ablauf wie eine Fruchtfolge gemeint sein.
Die Rotbuche | ||
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Rotbuche heißt wegen ihres rötlichen Holzes eine Baumart, die bis zu 45 Meter hoch und über 300 Jahre alt werden kann. Ihr bis zu 2 Meter dicker Stamm fällt durch eine meistens glatte, silbergraue Rinde auf. Bei alten Rotbuchen beginnt die Baumkrone sehr hoch über dem Boden und ihre Blätter sammeln das Licht so effektiv, dass es unter Rotbuchen für die meisten Pflanzen zu dunkel ist. Der Rotbuchennachwuchs ist praktischerweise an ein Leben im Schatten angepasst. Junge Rotbuchen kommen mit wenig Licht aus und können deshalb besser als die meisten anderen Bäume auch in dichten alten Wäldern wachsen. | ||
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Rotbuchenwald heißt ein von der Rotbuche beherrschter Wald. Weil Rotbuchen groß werden und sehr dichte und große Baumkronen bilden, nehmen sie anderen Pflanzen das Licht. Auf dem Rotbuchenwaldboden unter den großen Rotbuchenbaumkronen wachsen fast nur sogenannte Frühblüher.
Rotbuchenhallenwald heißt ein von der Rotbuche beherrschter Wald. Weil Rotbuchen groß werden und sehr dichte und große Baumkronen bilden, nehmen sie anderen Pflanzen das Licht. Junge Rotbuchen kommen mit wenig Licht aus, aber andere Baumarten können sich in Rotbuchenwäldern nicht durchsetzen. Unter den großen Rotbuchenbaumkronen gibt es deshalb große freie Räume, wie in einer Halle. Auf dem Rotbuchenwaldboden wachsen sogenannte Frühblüher.
Rotorgeometrie = In einer Zentrifuge nimmt die Zentrifugalkraft mit dem Abstand von der Drehachse zu. Daher wirken in den äußeren Rotorbereichen deutlich größere Fliehkräfte, als in Spindelnähe. Will man aus der Rotationsgeschwindigeit (Umdrehungen pro Minute) auf die dadurch erzeugte relative Erdbeschleunigung schließen, dann muss man dazu den Abstand der Probe von der Drehachse kennen. Die Datenblätter der Rotoren enthalten zu diesem Zweck Schnittdiagramme der rämlichen Form mit Angaben zu den Abständen von der Rotorachse an verschiedenen Stellen des Probenvolumens. Zur Rotorgemometrie gehört aber auch die rämliche Positionierung des Probenbechers. In Schwenkbecherrotoren richtet sich die Becherlängsachse immer in Richtung der Summe aus Erdanziehung und Zentrifugalkraft aus, sodaß sich das Sediment immer am Boden des Probenröhrchens bildet. In Festwinkelrotoren hingegen stehen die Probenbecher schräg, sodaß sich das Sediment zunächst an der außen liegenden Becherwand bildet und teilweise daran entlang zum Becherboden gleitet.
rRNA ist die international übliche Abkürzung für die ribosomale RNA, die ein wichtiger Bestandteil jeder Ribosomenuntereinheit ist.
Rückenmark oder Medulla spinalis heißt der Teil des Zentralnervensystems eines Wirbeltiers, der außerhalb des Schädels und dennoch relativ gut geschützt durch den Wirbelkanal der Wirbelsäule verläuft und wie das Gehirn von Liquor cerebrospinalis umgeben ist.
Ruffini-Körperchen sind sich langsam anpassende Dehnungs-Rezeptoren, die Scherkräfte (Druck oder Dehnung) in der Haut, der Wurzelhaut der Zähne und in Gelenkkapseln melden. Sie informieren das Kleinhirn über die statische oder dynamische Beugung eines Gelenks.
Ruhepotential nennt man die elektrische Spannung zwischen einer eher negativ geladenen Zellinnenseite und einer eher positiv geladenen Zellaußenseite. Verursacht wird diese Ladungsdifferenz durch negativ geladene Proteine im Zellinneren sowie durch eine Natrium-Kalium-Ionenpumpe. Die Ionenpumpe spaltet ein ATP-Molekül und nutzt die dabei frei werdende Energie, um jeweils ein Kalium-Ion in die Zelle hinein und zwei Natrium-Ionen aus ihr heraus zu pumpen. Dadurch entsteht außerhalb der Zelle ein Überschuss positiver Ladung. Es baut sich eine elektrische Spannung auf zwischen dem negativ geladenen Zellinneren und der positiv geladenen Zellaußenseite. Außerdem entstehen Konzentrationsgefälle mit mehr Natrium-Ionen außen und mehr Kalium-Ionen in der Zelle.
Ruhestoffwechsel heißt die Summe aller Stoffwechselvorgänge, die in den Zellen aktiv lebender Organismen auch dann ablaufen müssen, wenn keine willkürlichen Bewegungen ausgeführt werden.
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Roland Heynkes, CC BY-SA-4.0